Studie: Textilbranche liegt bei Kreislaufwirtschaft vorn
Wird geladen...
Die Textilbranche setzt die Kreislaufwirtschaft am stärksten um, zumindest was die Meinung deutscher Verbraucher:innen angeht. Die Chemieindustrie schneidet ihnen zufolge am schlechtesten ab. Dies ergab eine vom Münchner Software-Unternehmen Software Advice von Juli bis August 2022 durchgeführte Befragung von 1.010 in Deutschland lebenden Erwachsenen.
82 Prozent von ihnen gaben an, den Kauf von Produkten von Unternehmen mit aktiven Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft zu bevorzugen; interessanterweise glaubt aber die Hälfte Unternehmen nicht, wenn diese angeben, sich für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen in ihren Prozessen einzusetzen.
Zudem gab eine große Mehrheit (85 Prozent) der Teilnehmer:innen an, dass es ihnen wichtig sei, den Lebenszyklus der Produkte, die sie kaufen, zu verlängern, aber nur 9 Prozent nehmen routinemäßig an Rückkaufprogrammen teil.
Wie vertraut sind deutsche Verbraucher:innen mit der Kreislaufwirtschaft?
Generell sind die Deutschen sehr vertraut mit dem Konzept der Kreislaufwirtschaft; 69 Prozent gaben an, dass ihnen das Konzept bekannt sei. Damit nehmen den zweiten Platz hinter Spanien mit 73 Prozent an und vor Teilnehmer:innen i in Frankreich, Kanada, Australien und UK, wo die Umfrage ebenfalls durchgeführt wurde.
77 Prozent der deutschen Befragten sind sich auch bewusst, dass ihr Verhalten direkte positive Auswirkungen auf die Umwelt haben kann und mehr als die Hälfte (54 Prozent) würden sogar aufhören, bei einem Unternehmen einzukaufen, wenn sie herausfänden, dass es keine Maßnahmen zur Förderung einer kreislauforientierten Wirtschaft beiträgt.
Was tun Verbraucher:innen selbst?
Die Studie fragte auch nach dem eigenen Handeln und zeigte, dass deutsche Verbraucher:innen die folgenden nachhaltigen Maßnahmen am häufigsten umsetzen: das Recyceln von Müll (86 Prozent), die Nutzung wiederverwendbarer Einkaufstaschen (82 Prozent) und das Entsorgen von Elektrogeräten bei ausgewiesenen Recyclingstellen (58 Prozent).
Überraschenderweise ergab die Befragung, dass die Textilbranche, die eine der am stärksten umweltverschmutzenden Industrien ist, als die Branche wahrgenommen wird, die Kreislaufwirtschaft am stärksten umsetzt: 43 Prozent fanden, dass die Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie „etwas umgesetzt“ wird beziehungsweise 11 Prozent, dass sie „stark umgesetzt“ werde. Am schlechtesten schnitt die Chemieindustrie ab: 48 Prozent der Befragten fanden, dass die Kreislaufwirtschaft dort „wenig“ und 26 Prozent, dass sie „gar nicht umgesetzt“ wird.
Rückkaufprogramme in Deutschland noch nicht etabliert
Wenn es jedoch zum eigenen Handeln kommt, widersprechen sich die deutschen Befragten: Während eine große Mehrheit (85 Prozent) die Frage bejahte, ob es ihnen wichtig sei, den Lebenszyklus der Produkte, die sie kaufen, zu verlängern, nehmen nur wenige (9 Prozent) routinemäßig an solchen Programmen teil. 42 Prozent gaben sogar an, sich nie oder fast nie (25 Prozent) an Rückkaufprogrammen (zum Beispiel für Kleidung oder Möbel) zu beteiligen.
Misstrauen ist hoch
Die Teilnehmer:innen wurden auch nach den Gründen gefragt, die ihrer Meinung Unternehmen motivieren, zu einer kreislauforientierten Wirtschaft beizutragen. Die Hälfte (50 Prozent) nannte die Umsatzsteigerung durch eine nachhaltigere Produktion als Hauptgrund, aber auch die ehrliche Überzeugung von der Notwendigkeit von Maßnahmen für die Kreislaufwirtschaft wurde von einem eben so großen Anteil (49 Prozent) erwähnt.
Danach folgte das Abheben von der Konkurrenz (42 Prozent) und reine Marketingzwecke, worunter auch Greenwashing fällt (40 Prozent). Was das Vertrauen in die zirkulären Maßnahmen der Unternehmen angeht, ist es für Verbraucher:innen nicht immer einfach herauszufinden, ob ein Unternehmen wirklich nachhaltige Maßnahmen umsetzt oder dies nur behauptet.
Hier war die Meinung geteilt: während 49 Prozent der Befragten angaben, Unternehmen zu glauben, wenn dieses sagten, sich für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen in ihren Prozessen einzusetzen, glauben ihnen 51 Prozent nicht. Im Ländervergleich zeigte Deutschland den höchsten Wert, was das Ausmaß des Misstrauens betrifft.
„Detaillierte Informationen über die Nachhaltigkeit eines Produkts sind heute wichtiger denn je, um dem Anspruch auf Transparenz vonseiten der Verbraucher:innen gerecht zu werden. Als Unternehmen nur zu behaupten, Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den Produktionsprozessen einzusetzen, reicht modernen Konsument:innen nicht mehr“, fasst Rosalia Pavlakoudis, Content Analystin der Studie, zusammen.
„Unternehmen verpassen durch mangelnde Transparenz nicht nur die Chance, sich gegenüber ihren Kund:innen als umweltfreundliches Unternehmen zu positionieren, sondern lassen sich dabei potenziell signifikante Gewinne entgehen, denn 50 Prozent der Verbraucher:innen wären bereit, mehr für ein Produkt zu zahlen, das mit Methoden der Kreislaufwirtschaft hergestellt wurde“, rät Pavlakoudis.