Adler stellt Antrag auf Insolvenzverfahren
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Der Textilfilialist Adler Modemärkte AG hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gemäß § 270a Insolvenzordnung (InsO) gestellt. Grund dafür ist die erneut im Rahmen des bundesweiten Lockdowns behördlich angeordnete Schließung von 169 der insgesamt 171 Standorte bis mindestens Ende Januar 2021.
Den Eingang eines Insolvenzantrages der Adler Modemärkte AG bestätigte das Amtsgericht Aschaffenburg gegenüber FashionUnited. Es sei ein Kurzgutachten in Auftrag gegeben wurden, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts. Die Antragstellung beschloss der Vorstand am Sonntag und dies gilt auch für die 100-prozentigen Tochtergesellschaften des Konzerns, die Adler Mode GmbH, die Adler Orange GmbH & Co. KG und die Adler Orange Verwaltung GmbH.
„Trotz intensiver Bemühungen war es der Gesellschaft nicht möglich, die aufgrund der Corona-bedingten Umsatzeinbrüche entstandene Liquiditätslücke über eine Kapitalzufuhr durch staatliche Unterstützungsfonds beziehungsweise durch Investoren zu schließen. Noch im 1. Halbjahr 2020 war es Adler gelungen, den ersten Covid-19-bedingten Lockdown dank einer damals noch soliden Bilanzstruktur und der Sicherung umfassender Finanzierungszusagen abzufedern”, erklärte das Unternehmen in einer Pressemitteilung vom Sonntagabend.
Lockdown zwingt Adler zu Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung
Ziel ist es jetzt, die Adler Modemärkte AG über einen Insolvenzplan finanziell zu sanieren. Bei einer Eigenverwaltung wird der Geschäftsbetrieb unter Aufsicht eines (vorläufigen) Sachwalters in vollem Umfang fortgeführt, während der Vorstand weiterhin verwaltungs- und verfügungsbefugt bleibt. Dieser hat Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff der Münchner Kanzlei Gerloff Liebler Rechtsanwälte zum Generalbevollmächtigten der Gesellschaft bestellt, da dieser ein im textilen Einzelhandel ausgewiesener Experte für Restrukturierungs- und Insolvenzfälle ist.
„Die erneute Corona-bedingte Schließung fast aller Standorte hat uns leider keine andere Wahl gelassen. Wir werden alles dafür tun, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten und Adler schnellstmöglich zu sanieren und wieder in eine positive Zukunft zu führen”, kommentiert Thomas Freude, Vorstandsvorsitzender der Adler Modemärkte AG.
Das Unternehmen weist darauf hin, dass die Krisensituation trotz einer hohen Cash-Position und einer soliden Bilanz zu Beginn der Corona-Krise nicht abzuwenden war: Ende 2019 hatte Adler noch eine Rekord-Netto-Liquidität von 70,1 Millionen Euro und eine solide Bilanzqualität ausgewiesen, fand sich aber innerhalb von nur knapp 12 Monaten - „ohne eigenes Verschulden” - in einer existenziellen Krise wieder.
„Nach einem Umsatzeinbruch durch den ersten Lockdown in den Monaten März bis Mai 2020 hatte sich bei Adler im dritten Quartal und bis weit in den Oktober 2020 ein spürbarer Erholungstrend eingestellt. Die erneuten Einschränkungen des öffentlichen Lebens seit Ende Oktober führten jedoch zu deutlichen Umsatzeinbußen. Diese Situation wurde durch die behördlich angeordnete Schließung aller Standorte in Österreich im November und seit 16. Dezember auch in Deutschland massiv verschärft. Auch die vom Vorstand eingeleitete Fokussierung auf größtmögliche Kosteneffizienz und Liquiditätsgenerierung konnte den Insolvenzantrag nicht verhindern”, fasst das Haibacher Unternehmen zusammen.
Ausländische Tochtergesellschaften nicht betroffen
Das Unternehmen bestätigte in der Pressemitteilung, dass andere inländische und sämtliche ausländische Tochtergesellschaften der Adler Modemärkte AG aktuell nicht betroffen seien und ihre Geschäfte unverändert fortführen würden.
Die Adler Modemärkte AG setzte im Jahr 2019 495,4 Millionen Euro um und erzielte einen Vorsteuergewinn von 70,3 Millionen Euro. Adler beschäftigte zum 30. September 2020 rund 3.350 Mitarbeiter und betreibt derzeit 171 Modemärkte, davon 142 in Deutschland, 24 in Österreich, drei in Luxemburg, zwei in der Schweiz sowie einen Online-Shop.
Foto: Adler Modemärkte AG