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Trotz Insolvenz: Bei Steilmann gehen die Geschäfte vorerst weiter

Von Jan Schroder

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Beim insolventen Bekleidungskonzern Steilmann bleiben erst einmal die Lichter an. „Die Gesellschaften der Steilmann Gruppe führen ihre Geschäfte nach dem Insolvenzantrag der Obergesellschaft Steilmann SE zunächst weiter“, teilte das Unternehmen am Ostermontag mit. In Bergkamen bemüht man sich demnach nun vorrangig darum, das operative Geschäft zu sichern. Sollte dies gelingen, würde auch über Pläne für die Zukunft nachgedacht.

In der vergangenen Woche hatte Steilmann Insolvenz anmelden müssen. Zur Gruppe zählen neben Marken wie Steilmann, Apanage, Stones und Kapalua auch die zwölf Modehäuser des Konzepts Boecker. Seit 2013 hält der Konzern zudem zusammen mit einem Finanzinvestor die Mehrheit am Bekleidungshändler Adler. Der sieht sich von der Pleite des Großaktionärs derzeit nicht betroffen: Die Insolvenz von Steilmann habe „keine nennenswerten Auswirkungen auf ihr operatives Geschäft sowie auf ihre Vermögens-, Finanz- und Ertragslage“, teilte die Adler Modemärkte AG am vergangenen Donnerstag mit.

„Oberste Priorität“ hat bei Steilmann nun die Stabilisierung des operativen Geschäfts

Bei Steilmann hat sich inzwischen der Düsseldorfer Rechtsanwalt Frank Kebekus einen ersten Überblick verschafft. Er war am vergangenen Donnerstag vom Amtsgericht Dortmund zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Steilmann SE und ihrer ebenfalls insolventen Muttergesellschaft Steilmann Holding AG bestellt worden. Am Montag zog er ein erstes Fazit: „Oberste Priorität hat derzeit, die operativen Geschäfte der Gruppengesellschaften zu stabilisieren“, wird Kebekus in einer Unternehmensmitteilung zitiert. Es seien „bereits erste Maßnahmen eingeleitet“ worden, denen „sehr zügig Gespräche mit Handelskunden, Lieferanten und anderen Geschäftspartnern folgen werden“, heißt es dort weiter. Das Insolvenzgeld für die insgesamt 436 Mitarbeiter der Steilmann SE und der Steilmann Holding AG, die von der Pleite direkt betroffen sind, wird der vorläufige Insolvenzverwalter demnach „vorfinanzieren“.

Bei der Suche nach einer Zukunftsperspektive setzt der vorläufige Insolvenzverwalter auf den „nach wie vor sehr guten Ruf“ von Steilmann

Wie es mit dem Konzern langfristig weitergehen wird, ist vom Erfolg der laufenden Konsolidierungsbemühungen abhängig: „Erst wenn dies gelungen ist, kann es darum gehen, Zukunftsoptionen für Steilmann auszuloten“, so Kebekus. Er hofft darauf, dass die Reputation des Traditionsunternehmens trotz der jüngsten Turbulenzen noch gut genug ist, um zur Rettung beizutragen: „Der Name Steilmann steht für ein Stück deutscher Modegeschichte und hat nach wie vor einen guten Ruf im Markt. Dies wird sicherlich hilfreich bei unserem Bemühen sein, eine Zukunftsperspektive zu finden“, erklärte Kebekus.

Das Bekleidungsunternehmen war 1958 von Klaus Steilmann gegründet worden. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte es sich zu einem der größten Damenmodeanbieter Deutschlands. Ende des vergangenen Jahrhunderts geriet das Unternehmen, das lange in Deutschland produziert hatte, aufgrund der fortschreitenden Globalisierung der Textilbranche zunehmend unter Druck. Es stand 2006 bereits kurz vor der Insolvenz, wurde aber noch rechtzeitig vom italienischen Bekleidungskonzern Miro Radici übernommen. Dessen deutsche Tochter Miro Radici AG benannte sich 2012 in Steilmann Holding AG um.

2013 übernahm Steilmann zusammen mit dem Finanzinvestor Equinox die Mehrheit an der Adler Modemärkte AG . Nicht zuletzt um den Anteil von Equinox an Adler kaufen zu können, entschied sich das Unternehmen im vergangenen Jahr zum Börsengang. Der fiel allerdings enttäuschend aus . Potenzielle Anleger waren skeptisch und zeigten nur geringes Interesse, statt der ursprünglich erhofften 83 Millionen Euro brachte er dem Unternehmen letztlich gerade einmal Bruttoerlöse in Höhe von knapp neun Millionen Euro ein. Keine fünf Monate später folgte die Insolvenz. Der Aktienkurs von Steilmann brach daraufhin um fast neunzig Prozent ein.

Foto: Steilmann SE
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