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Trump, Welthandel und die Zukunft der Textilindustrie

Von Simone Preuss

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Business |HINTERGRUND

Angesichts weitreichender Ereignisse wie Brexit, der jüngsten Präsidentschaftswahl der USA und dem Rückzugs des Landes vom TPP, wurde die weltweite Textil- und Bekleidungsindustrie in jüngster Zeit Veränderungen unterzogen, die den täglichen Betrieb beeinflussen. Aus diesem Grund hat Kingpins, die internationale Boutique-Denim-Show der Beschaffung, eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Live: Kingpins Goes to DC: : Trump, Trade and the Future of the Global Textile Industry“ ausgestrahlt, um die Schnittstelle zwischen Regierung und Textilindustrie und Modebranche zu erforschen.

Der erste Teil einer Reihe geplanter Diskussionen zu den Herausforderungen und Chancen der Textil- und Bekleidungsindustrie wurde am 9. Februar 2017 in Kooperation mit Just-Style gestartet. Er konzentrierte sich darauf, was das aktuelle politische Klima sowohl für die globale als auch die US Denim- und Bekleidungsindustrie bdeutet. Diskussionsteilnehmer waren Julia K. Hughes, Präsidentin der United States Fashion Industry Association (USFIA) und Augustine Tantillo, Präsident und CEO des National Council of Textile Organisationen (NCTO). Robert Antoshak, Geschäftsführer von Olah Inc., leitete die Diskussion.

Hughes sprach über die jüngsten Veränderungen in der Textil- und Modebranche der USA und die Unterstützung der heimischen Produktion von Präsident Donald Trump und wies darauf hin, dass der Handel Arbeitsplätze schafft und dass die Produktion im Ausland ebenfalls Arbeitsplätze in den USA fördert. Tantillo konterte mit der Feststellung, dass Produkte der Branche im Wert von 60-65 Milliarden US-Dollar in den USA produziert werden. „Es ist gut, eine Regierung zu haben, die ein Grundinteresse an der Unterstützung dieses Ziels bestätigt“, sagte er und fügte hinzu: „Unsere Verpflichtung ist hier.“

Ursprungslandregel: Vor- oder Nachteil?

Auf die Frage nach Handelsabkommen wie NAFTA und einer potenziellen Aktualisierung antwortete Hughes mit „ja“, hält sie sie doch im Allgemeinen für eine gute Idee, warnte jedoch vor potenziell schwierigen Veränderung wie zum Beispiel Steuern auf Waren nach Mexiko oder Änderungen in der internationalen Lieferkette. Tantillo verwies auf die Ursprungslandregel, die bestimmt, dass das Garn für einen bestimmten Stoff aus einem NAFTA-Land stammen muss, als „großen Erfolg“ , warnte aber, dass ihre Vorteile nur für Unterzeichnerstaaten und nicht für Nicht- Unterzeichner wie China gelten sollten.

Hughes steuerte eine andere Perspektive bei: „Zwar gibt es US-Unternehmen, die durch die Ursprungslandregel erfolgreich sind ... sie behindert aber auch die Lieferkette der westlichen Hemisphäre, da sie nicht schnell genug ist“, zum Beispiel durch die Nichtverfügbarkeit von Produkten außerhalb von Mexiko und Kanada.

Auf die Frage, ob die Handelsbeziehungen durch mögliche Wiederverhandlungen zwischen Mexiko, Kanada und den USA und einer potenziell strengen China-Politik leiden würden, wies Hughes darauf hin, dass derzeit 41 Prozent der Importe der Branche aus China kommen. „China ist wichtig und es ist interessant, dass die derzeitige Regierung noch keine Maßnahmen gegen China getroffen hat“, bemerkte sie.

Tantillo wies als Antwort auf die vielen Probleme hin, die sich bei Geschäften mit China ergeben, etwa was den Schutz des geistigen Eigentums angeht, Subventionen, die Abwertung der chinesischen Währung und Produktionsstandards, die in der westlichen Hemisphäre in Bezug auf das Leben der Arbeitnehmer und den Umweltschutz nicht akzeptabel seien. „Es ist erfrischend, endlich jemanden sagen zu hören, dass China einen enormen Einfluss ausübt, aber die Frage bleibt, ob sie dort durch faire Maßnahmen hingekommen sind oder ob sie diesen Marktanteil durch faire und ausgewogene Praktiken beibehalten können“, gab er zu bedenken.

Aus mit dem TPP?

In Bezug auf die TPP stimmten beide Diskussionsteilnehmer überein, dass, obwohl die TPP wahrscheinlich noch nicht tot sei, sie „an diesem Punkt in einem sehr tiefen Winterschlaf ist und vielleicht nicht mehr aus ihm aufwachen wird“. Tantillo wies darauf hin, dass die meisten Länder bereits ein bilaterales Handelsabkommen mit den USA hätten, während einige TPP-Mitglieder wie Japan, Vietnam und Malaysia keine so guten Kandidaten seien wie beispielsweise Japan und möglicherweise Großbritannien. Laut Hughes müssen die USA engagiert bleiben und sich die vielen Handelsabkommen vor Augen führen, die bereits bestehen. “Wir wollen nicht zurückbleiben, wir müssen ein globales Land bleiben“, warnte sie.

Zum Schluß beantworteten die beiden Experten die von just-style-Chefredakteurin Leonie Barrie beigesteuerte Frage, wie Unternehmen der Branche mit der aktuellen Unsicherheit umgehen sollten. „Mein Rat ist gerade jetzt: Ruhe bewahren“, sagte Hughes. „Was können wir mit unserer Beschaffungsstrategie machen? Geschäftschließungen beeinflussen uns, was sind die Auswirkungen des E-Commerce? ... Wir müssen ruhig bleiben und nicht wegen eines Tweets aktiv werden“, sagte sie. „Seien Sie so gut, wie Sie in Bezug auf Innovation und Produktqualität sein können“, riet Tantillo.

Fotos: Kingpins Livestream, von links nach rechts: Julia Hughes, Auggie Tantillo, Robert Antoshak
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