Under Armour: Der Höhenflug ist vorbei
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Lange hatte der US-amerikanische Sportartikelanbieter Under Armour Inc. zuverlässig mit mächtigen Umsatzsteigerungen geglänzt. Doch inzwischen ist das Wachstumstempo ins Stocken geraten. Vor allem auf dem Heimatmarkt machen sich Sättigungstendenzen immer stärker bemerkbar. Auch im vierten Quartal 2016, für das am Dienstag die aktuellen Zahlen präsentiert wurden, konnte das Unternehmen zwar zulegen, die Erwartungen der Analysten aber bei weitem nicht erfüllen. Das hatte Konsequenzen: Der Aktienkurs brach um mehr als ein Viertel ein, Finanzchef Chip Molloy wird das Unternehmen verlassen.
In Nordamerika wuchsen die Erlöse im vierten Quartal 2016 nur noch um knapp sechs Prozent
Im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2016 belief sich der Umsatz auf 1,31 Milliarden US-Dollar (1,21 Milliarden Euro). Gegenüber dem Vorjahreszeitraum konnte Under Armour damit um 11,7 Prozent zulegen. Doch solche Wachstumsraten, über die andere Unternehmen mehr als glücklich wären, sind für den Aufsteiger in der Sportartikelbranche angesichts früherer Erfolge eher enttäuschend. Sie lagen zudem weit unter dem Jahresschnitt. Beunruhigend fielen vor allem die Zahlen in der Heimat aus: In Nordamerika stiegen die Erlöse lediglich um 5,9 Prozent auf 1,08 Milliarden US-Dollar. Immerhin hat die Marke im internationalen Geschäft noch großes Potenzial. Dort wuchs der Umsatz um 55,2 Prozent (währungsbereinigt +60,0 Prozent) auf 215,3 Millionen US-Dollar. Im Connected-Fitness-Segment, in das der Konzern viel Geld gesteckt hat, stiegen die Erlöse um 7,6 Prozent auf 18,3 Millionen US-Dollar.
Rabattaktionen, negative Währungseffekte und ein ungünstigerer Produkt- und Regionalmix ließen die Bruttomarge von 48 auf 45 Prozent sinken. Zudem stiegen die Vertriebs-, Verwaltungs- und Gemeinkosten aufgrund höherer Investitionen in die Auslandsexpansion, den eigenen Einzelhandel und die besonders wachstumsträchtige Schuhsparte gegenüber dem Vorjahresquartal um neun Prozent. Daher sank der operative Gewinn um 6,1 Prozent auf 166,7 Millionen US-Dollar. Der Quartalsüberschuss schrumpfte aufgrund einer niedrigeren Steuerbelastung lediglich um 0,7 Prozent auf 104,9 Millionen US-Dollar (97,2 Millionen Euro).
Im Geschäftsjahr 2016 steigerte Under Armour seinen Umsatz um 21,8 Prozent und den Nettogewinn um 11,2 Prozent
Warum die Zahlen von Analysten und Anlegern so negativ aufgenommen wurden, zeigt der Rückblick auf das gesamte Geschäftsjahr. Im ersten Quartal war der Umsatz noch um 30,2 Prozent gesteigert worden, in den beiden folgenden Vierteljahren (Q2 +28,4 Prozent, Q3 +22,2 Prozent) gaben die Wachstumsraten nach, lagen aber immer noch über zwanzig Prozent. Im Schlussquartal erreichte die Steigerungsrate dann nur noch etwas mehr als die Hälfte des vorangegangenen Vierteljahrs.
Angesichts recht erfreulicher Ergebnisse in den ersten sechs Monaten spiegeln die Jahresresultate trotz des voranschreitenden Niedergangs noch etwas vom früheren Glanz: Der Umsatz wurde 2016 um 21,8 Prozent auf 4,83 Milliarden US-Dollar gesteigert, der Nettogewinn um 11,2 Prozent auf 258,7 Millionen US-Dollar. Dabei stiegen die Erlöse in Nordamerika um 16,0 Prozent auf 4,01 Milliarden US-Dollar und im Rest der Welt um 63,2 Prozent auf 741,0 Millionen US-Dollar.
Die Prognosen für 2017 enttäuschten, CFO Chip Molloy verlässt das Unternehmen
Auch die Aussichten für das angebrochene Geschäftsjahr 2017 enttäuschten die Analysten. Das Management rechnet beim Umsatz lediglich mit einem Wachstum um elf bis zwölf Prozent (währungsbereinigt 12-13 Prozent) auf annähernd 5,4 Milliarden US-Dollar. Der operative Gewinn wird demnach voraussichtlich auf etwa 320 Millionen US-Dollar einbrechen, nachdem er 2016 noch bei 420,3 Millionen US-Dollar lag.
Neben den schwachen Zahlen präsentierte Under Armour am Dienstag auch noch einen prominenten Abgang. Finanzchef Chip Molloy wird das Unternehmen Ende der Woche verlassen. In einer Mitteilung hieß es, die Entscheidung habe „persönliche Gründe“ gehabt. Molloys Aufgaben als CFO wird bis auf Weiteres David Bergman übernehmen, der als Senior Vice President, Corporate Finance, bereits eine Führungsrolle im Unternehmen bekleidet.
Under Armour: Q4 2016