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Warum zog sich die CBR Group von der Esprit-Übernahme zurück?

Von Diane Vanderschelden

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Business |Hintergrund

Esprit-CEO William Pak. Bild: Esprit

Die europäischen Geschäfte von Esprit stehen vor einer ungewissen Zukunft, nachdem sich die CBR Group, ein potenzieller Investor, aus der Unterstützung der Umstrukturierungsbemühungen des angeschlagenen Modeeinzelhändlers zurückgezogen hat. Diese Nachricht kam nur wenige Wochen, nachdem Esprit in einem Versuch, das Unternehmen zu retten, in Deutschland einen Insolvenzantrag gestellt hatte.

Die Gespräche zwischen Esprit und der CBR Group, zu der die Modeketten Cecil und Street One gehören, begannen im April. Die CBR Group, die von der britischen Private-Equity-Firma Alteri geleitet wird, war Berichten zufolge am Erwerb der Lizenzrechte von Esprit interessiert. Die Gespräche scheiterten jedoch letztlich und ließen Esprit ohne einen potenziellen Partner für seinen Sanierungsplan zurück. Alteri hielt sich über die Gründe für seinen Rückzug bedeckt.

Warum wurden die Verhandlungen abgebrochen?

Eine mögliche Erklärung könnte die Absicht der CBR Group sein, an die Börse zu gehen, was ursprünglich für 2015 geplant war, dann aber verschoben wurde. Vielleicht geht es hier um höhere Gewinnspannen und Expansionsstrategien.

Ein Artikel in der Gulf Times, der zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der Börsenpläne der CBR Group veröffentlicht wurde, enthüllte einige interessante Details. Der Tageszeitung zufolge wurden Modekonzerne wie H&M, Inditex, Next, Marks and Spencer, Fast Retailing und Esprit zu diesem Zeitpunkt im Durchschnitt zum 11,6-fachen ihres erwarteten Basisgewinns gehandelt.

CBR erwirtschaftete mit seinen Marken Street One und Cecil, die auf junge und reifere Frauen abzielen, mehr als 600 Millionen Euro. Die Marge von CBR übertraf die von Konkurrenten wie Tom Tailor, Gerry Weber und Esprit, was auf den geringen Bedarf an Betriebskapital in seinem Großhandelsgeschäft zurückzuführen ist.

Laut der Gulf Times wäre im Gegensatz zu Douglas, das von CVC Capital Partners mitten in den Vorbereitungen für seinen Börsengang aufgekauft wurde, ein ähnliches Szenario hier unwahrscheinlich.

Der Konzern hat aber über die Begebung von Schuldtiteln einen guten Zugang zu den Finanzmärkten. Zuletzt über eine ihrer Tochtergesellschaften, die CT Investment GmbH. „Die folgenden Wertpapiere wurden mit Wirkung vom 17. April 2024 um 18.00 Uhr in die offizielle Liste der Internationalen Börse aufgenommen: CT Investment GmbH, 470.000.000 Euro“, so die International Stock Exchange. Und dass die Bürgen der CT Investment GmbH die CBR Fashion GmbH, CBR Service GmbH, Street One GmbH, Cecil GmbH und CBR eCommerce GmbH sind, erfährt man auf der Website des Konzerns.

In einer am 18. März 2024 veröffentlichten Pressemitteilung hatte die CBR Service GmbH angekündigt, dass „eine ihrer Tochtergesellschaften, die CT Investment GmbH, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach deutschem Recht (der „Emittent“), beabsichtige, 470,0 Millionen Euro (das „Angebot“) an erstrangigen, festverzinslichen, garantierten Schuldverschreibungen mit Fälligkeit im Jahr 2030 (die „Schuldverschreibungen“) anzubieten.

Ankündigungen, die zu einem Zeitpunkt gemacht werden, an dem S&P Global Ratings das Rating von CBR anhob und solide Betriebsergebnisse seit 2020 und eine widerstandsfähige Leistung im gesamten Jahr 2023 anführte. Die Umsätze des Unternehmens hatten Mitte 2022 wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht, gestützt durch eine jährliche Wachstumsrate (CAGR) von circa 11,4 Prozent bei organischen Umsätzen von 2021 bis 2023.

Die Übernahme von Esprit passte daher vielleicht nicht so recht in dieses Finanzbild. Die strategische Ausrichtung von CBR auf D2C-Kanäle (Direct-to-Consumer) zahlte sich aus, da die Einzelhandels- und Online-Umsätze von 2020 bis 2023 mit einer CAGR von rund 13,8 Prozent wuchsen und nun 38 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachten. Durch diese Änderung verbesserten sich die Bruttomargen, und die bereinigte EBITDA-Marge stieg von 21,8 Prozent im Vorjahr auf 24,5 Prozent im Jahr 2023.

Für 2024 erwartet S&P ein stabiles Wachstum der Umsätze und EBITDA-Margen, das von der anhaltenden Dynamik des E-Commerce und einem moderaten Wachstum des physischen Einzelhandels getragen wird. Initiativen zum Kostenmanagement und Verhandlungen mit Lieferbetrieben dürften den Inflationsdruck ausgleichen. CBR plant, von 2024 bis 2025 einen freien operativen Cashflow (FOCF) von über 60 Millionen Euro pro Jahr zu erwirtschaften, der auf einer soliden Rentabilität und einer effizienten Kapitalallokation beruht.

Schwierigkeiten für Esprit

Diese jüngste Entwicklung fügt der Situation von Esprit noch mehr Unsicherheit hinzu. Das Unternehmen kämpft seit mehreren Jahren mit finanziellen Schwierigkeiten, wobei die Covid-19-Pandemie die Probleme noch verschärfte. Im April stellte Esprit in Belgien einen Insolvenzantrag, was die Schließung seiner 15 Geschäfte im Land zur Folge hatte. Die Lage in Deutschland scheint nicht besser zu sein, da der jüngste Besuch von Esprit-CEO William Pak die wachsenden Bedenken über die Zukunft des Unternehmens nicht zerstreuen konnte.

Rückzug des Investors lässt Zweifel an Umstrukturierung aufkommen

Mit dem Rückzug der CBR Group scheinen die Optionen von Esprit begrenzt zu sein. CEO William Pak soll nach alternativen Lösungen suchen, doch die Zeit drängt. Das Insolvenzverfahren des Unternehmens läuft, und ohne einen tragfähigen Umstrukturierungsplan scheinen weitere Ladenschließungen und Arbeitsplatzverluste unvermeidlich.

Wie geht es weiter?

Die nächsten Wochen werden für Esprit entscheidend sein. Das Unternehmen muss neue Investor:innen finden oder einen überzeugenden eigenständigen Umstrukturierungsplan entwickeln, um eine weitere Verschlechterung zu verhindern. Es ist auch möglich, dass das Unternehmen gezwungen sein wird, seine Geschäfte in Europa abzuwickeln.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.fr. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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