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Was der neue Mindestlohn für Textilarbeiter:innen in Bangladesch bedeutet

Von Simone Preuss

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Bekleidungsarbeiter:innen fordern einen gerechteren Mindestlohn bei den jüngsten Protesten. Bild: Sommilito Garments Sramik Federation (SGSF)

Am Dienstag, dem 8. November 2023, gab die Regierung von Bangladesch den neuen Mindestlohn für Bekleidungs- und Textilarbeiter:innen bekannt: 12.500 Taka (rund 106 Euro, 114 US-Dollar) sollen sie ab Dezember statt der bisherigen 8.000 Taka (68 Euro) erhalten.

Auf den ersten Blick scheint die Erhöhung keine schlechte zu sein, handelt es sich doch um einen Anstieg von 56 Prozent. Vergleicht man jedoch den monatlichen Mindestlohn in Bangladesch mit dem anderer bekleidungsproduzierender Länder, sieht man, dass Bangladesch - auch nach der Erhöhung - hinten ansteht:

  • Kambodscha - 200 US-Dollar
  • Vietnam - 192 US-Dollar
  • Indien - 165 US-Dollar
  • China - 161 US-Dollar
  • Bangladesch - 114 US-Dollar
  • Pakistan - 110 US-Dollar

Diese Entscheidung folgte eine Woche nach dem ursprünglich festgelegten Datum vom 1. November nach Wochen von teils gewalttätigen Protesten, bei denen zwei Bekleidungsarbeiter:innen starben. Sie und die sie vertretenden Gewerkschaften fordern einen neuen Mindestlohn von 23.000 Taka (209 US-Dollar, 196 Euro), der Bangladesch an die Spitze der Liste katapultieren würde.

Diese Summe wurde jedoch nicht mit Blick auf andere bekleidungsproduzierende Länder kalkuliert, sondern aufgrund der sozialen und wirtschaftlichen Situation im Land: soviel brauchen Bekleidungsarbeiter:innen, um die anfallenden Kosten für Grundbedürfnisse wie Lebensmittel, Schulausgaben, Miete und Medizin zu decken. Selbst mit dem erhöhten Betrag wird es für sie schwer, aus der Armut aufzusteigen, die sie zwingt, Kredite aufzunehmen oder ihre Kinder von der Schulbank in die Kinderarbeit zu schicken.

In Folge der Proteste wurden Dutzende Fabriken vorübergehend geschlossen. Arbeitsministerin Monnujan Sufian rief Fabrikbesitzenden am Dienstag auf, ihre Fabriken wieder zu öffnen und Arbeitende, wieder an ihre Arbeit zurückzukehren.

Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Exporteur von Readymade Garments (RMGs) und beschäftigt mehr als 4,4 Millionen Arbeitende, von denen 70 Prozent Frauen sind. Der RMG-Sektor macht über 80 Prozent der gesamten Exporteinnahmen des Landes aus und trägt mehr als 11 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.

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