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Wie geht's weiter mit dem Bangladesh Accord? 8 Fragen und Antworten

Von Weixin Zha

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Business|HINTERGRUND

Vor fünf Jahren verloren mehr als 1100 Menschen ihr Leben in einem der bislang tragischsten Industrieunfälle, als das Rana Plaza Gebäude in Bangladesch einstürzte. Nun könnten Inspektoren, die sich seitdem für die Sicherheit der Textilfabriken einsetzen, dazu gezwungen werden das Land zu verlassen.

Die Organisation Bangladesh Accord wurde von mehr als 200 Modeunternehmen gegründet um die Sicherheit der Arbeitspältze von mehr als 1600 Textilfabriken zu verbessern. Wenn der Accord Bangladesch nun verlassen müsste, könnten bis zu 500 Fabriken im Land ihre Geschäftsbeziehungen mit internationalen Bekleidungskonzernen einbüßen.

Die bisherigen Gerichtstermine brachten keine endgültige Entscheidung und die nächste Anhörung ist für den 21. Januar angesetzt. Bis dahin bleibt die Zukunft des Bangladesh Accords weiterhin unsicher.

1. Was ist zuletzt passiert?

Im Mai entschied der High Court in Bangladesch, dass der Accord seine Arbeit zum 30. November 2018 beenden soll. Der Accord wehrte sich und der Supreme Court setzte daraufhin diese Anordnung aus. Nach einigen verschobenen Gerichtsterminen, haben der Accord und die Regierung nun bis zum 21. Januar Zeit, sich auf einen Plan zu einigen, wie sie die Sicherheit der Textilfabriken weiter gewährleisten wollen. In der Zwischenzeit kann die Organisation ihre Arbeit fortsetzen.

2. Warum soll der Bangladesh Accord das Land verlassen?

Die Regierung Bangladeschs glaubt, dass der Accord nicht länger gebraucht wird, weil es keine größeren Unfälle seit 2013 mehr gab. Außerdem sagt sie, dass die Remediation Coordination Cell, die staatliche Aufsichtsbehörde, bereit sei die Arbeit des Bangladesh Accord zu übernehmen und sichere Arbeitsbedingungen zu garantieren. Bangladeschs Textilfabrikbesitzer und ihre Interessenvereinigung haben sich auch darüber beschwert, dass sie oft keine wirtschaftliche Unterstützung für die kostspieligen Aufrüstungen bekommen, die der Accord verlangt. Kommen sie diesen Anforderungen nicht nach, beenden Bekleidungsfirmen oft ihre Zusammenarbeit mit den Betrieben.

3. Wie viel kostet es eine Fabrik aufzurüsten und wer zahlt?

“Eine Fabrik, die unter den Accord fällt, muss durchschnittlich 200.000 bis 300.000 US-Dollar (175.000- 262.000 Euro) zahlen um seine Gebäude aufzurüsten”, schätzt Joris Oldenziel, Deputy Director bei der Bangladesh Accord Foundation in Amsterdam. Modekonzerne, die den Bangladesh Accord unterzeichnet haben, sind zwar dazu verpflichtet gemeinsam mit ihren Lieferanten sicherzustellen, dass die Nachrüstungen finanzierbar sind, aber meistens tragen die Fabriken die Kosten, wie eine im November veröffentlichte Studie suggeriert.

“Keiner der Befragten hat angegeben, dass sie Kredite oder andere Formen von Hilfen zur Verbesserung der Sicherheit erhalten haben, stellt das Garment Supply Chain Project fest, nachdem es 152 Manager von Textilfabriken und 1500 Arbeiter aus Bangladesch befragt hat. Die finanzielle Unterstützung findet oft durch Vorauszahlungen, Kredite, langfristige Order-Zusagen oder größere Bestellmengen statt, sagte Oldenziel gegenüber FashionUnited. Für den Accord sei es schwer Zahlen zu Verfügung zu stellen, weil die Finanzierung bilateral zwischen den Bekleidungskonzernen und ihren Lieferanten ausgehandelt wird.

4. Warum kann Bangladesch nicht selbst die Sicherheit in seinem Textilsektor gewährleisten?

Die staatliche Aufsichtsbehörde RCC sei noch nicht bereit, sagen der Bangladesh Accord, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen wie die Clean Clothes Campaign. Die Behörde habe noch nicht genügend Mitarbeiter um die Arbeit des Accords zu ersetzen, finden die Organisationen. Außerdem müsse der Bangladesh Accord, wie anfänglich vereinbart, seine Arbeit bis 2021 fortsetzen um einen Wissenstransfer zu gewährleisten. “Die beträchtlichen, bisher durchgeführten Sanierungsarbeiten haben die Wahrscheinlichkeit für Unfälle mit vielen Todesopfern wesentlich reduziert”, sagte Oldenziel am Telefon. “Aber das bedeutet nicht, dass es nicht wieder passieren kann – so lange adäquate Brandmeldeanlagen und -schutzsysteme in hunderten von Fabriken fehlen, sagte Oldenziel.”

5.Was macht der Accord, wenn er das Land verlassen muss?

Die Vereinbarung zwischen den Modekonzernen und den Gewerkschaften bleibt auch gültig, wenn der Accord sein Büro in Bangladesch schließen muss, sagte Oldenziel. “Wir müssten dann Alternativen suchen, um den Accord bestmöglich von außerhalb Bangladeschs zu implementieren.” Kurzfristig würde der Accord aus seinem Amsterdamer Büro heraus operieren und Ingenieursunternehmen beauftragen in Bangladesch Inspektionen durchzuführen, sagte er. Ein Büro in einem Land in der Nähe Bangladeschs wird als mittelfristige Option erwogen.

6. Was könnte das für die Textilproduzenten des Landes bedeuten?

Wenn der Accord das Land verlassen muss, hätte er nicht genug Mitarbeiter in Bangladesch um den Fortschritt der Aufrüstungen in mehr als 500 Fabriken zu überwachen. Ohne die Aufsicht durch den Accord, könnten die Verbesserungen bei der Arbeitssicherheit nicht bestätigt werden, was die Modekonzerne als Unterzeichner des Bangladesh Accords dazu zwingen würde ihre Geschäftsbeziehungen mit einem “Großteil” der Fabriken zu beenden. Das bedeutet, dass über ein Zehntel der mehr als 4.000 erfassten Textilfabriken des Landes derzeit Gefahr laufen, Aufträge zu verlieren.

Wenn man die Subunternehmen der Textilfabriken mitzählt, umfasst Bangladeschs Textilsektor mehr als 7000 Unternehmen, schätzt eine Studie des NYU Stern Center for Business and Human Rights, die im April veröffentlicht wurde. Das Land ist der zweitgrößte Bekleidungs-Exporteur weltweit und es könnte 1,2 Milliarden US-Dollar kosten, die gefährlichen Zustände in seinem Bekleidungssektor zu beheben.

7. Wie haben Unternehmen, die in Bangladesch Kleidung herstellen bisher reagiert?

Nach fünf Jahren endete die Laufzeit des Bangladesh Accords im Mai und wurde dann daraufhin bis 2021 verlängert. Es schließt weiterhin 191 mehrheitlich europäische Bekleidungsfirmen ein, wie den niederländischen Modehändler C&A oder den spanischen Fast-Fashion und Zara-Mutterkonzern Inditex. Die große Mehrheit der Unternehmen unterstützten den Accord, sagt Oldenziel. Alle seien sich darüber einig, dass es nicht ideal sei ihn von außerhalb Bangladeschs umzusetzen.

Das Textilbündnis, eine Initiative deutscher Unternehmen wie Hugo Boss und Esprit, hat einen Brief an Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina im August geschickt, worin es darum bat, den Accord bis 2021 im Land agieren zu lassen.

Der schwedische Modekonzern Hennes & Mauritz AB arbeitet derzeit mit 250 Produzenten zusammen und beobachtet die Situation genau, sagte ein Sprecher von per E-Mail. “Unsere Präsenz und unser Engagement in unseren Produktionsländern ist langfristig", teilte der Modekonzern mit, der bereits seit 30 Jahren seine Bekleidung in Bangladesch herstellen lässt."

8. Bangladesch exportiert Kleidung im Wert von mehr als 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr in die Vereinigten Staaten und Europa. Was können Politiker tun um die Sicherheit der Arbeiter zu gewährleisten, die Bekleidung für die Konsumenten ihrer Länder herstellen?

Obwohl 85 Prozent der Ziele des Bangladesh Accords bereits erreicht worden sind, ist es weiterhin notwendig, dass dieser seine Arbeit fortsetzt, forderten Mitglieder des Europäischen Parlaments in einem Brief an die EU Kommission. Zwei niederländische Parlamentarier, Agnes Jongerius und Kirsten van den Hul, erwähnen in einem Beitrag auf oneworld.nl, dass die Europäische Union den Druck auf Bangladesch durch eine Überprüfung seiner begünstigten Handelsregelungen mit der EU erhöhen könnte.

Foto: Clean Clothes Campaign; Kristof Vadino via Maquila Solidarity Network
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