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Wie stark und wie lang belastet die Konsumschwäche Zalando?

Von DPA

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Zalandos headquarters in Berlin Credits: Zalando

Der Online-Händler Zalando legt kommenden Mittwoch seine Zahlen für das vergangene Jahr vor. Von besonderem Interesse dürfte dabei sein, wie sich die Berliner trotz Konsumflaute im Weihnachtsgeschäft und zum Jahresauftakt geschlagen haben.

Das erwartet Zalando

Die weiter maue Nachfrage in Europa drückt auf die Stimmung bei Zalando. Verbraucher:innen gaben im dritten Quartal erneut weniger Geld für Kleidung aus, dazu war der September zu warm, sodass das Interesse an Herbst- und Winterbekleidung früheren Angaben zufolge eher schwach war. Zwar blieb die Zahl der aktiven Kunden in etwa stabil gegenüber dem Vorjahreswert. Kund:innen bestellten aber seltener. Als aktive Kunden zählt Zalando alle, die mindestens ein Mal in den vergangenen zwölf Monaten bestellen. Dazu zählen auch jene Konsumenten, die zum Teil Waren zurückgeben.

Vor allem die Online-Stores der einzelnen Länder mussten im dritten Quartal Federn lassen. Zalando gliedert seine 25 Märkte in zwei Sparten auf: Neben dem DACH-Bereich mit Deutschland, Österreich und der Schweiz fasst der Dax-Konzern alle restlichen Länder im "Rest von Europa" zusammen. Positiv entwickelte sich dagegen der Umsatz in den Outlet-Stores, die Kund:innen online als auch in ausgewählten größeren Städten finden.

Dass der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) des dritten Quartals gegenüber dem Vorjahreszeitraum dennoch um über 70 Prozent zulegte, verdankt Zalando weniger Kosten etwa im Logistikbereich. Auf das Gesamtjahr gesehen wollen Konzernchef Robert Gentz und Finanzchefin Sandra Dembeck ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie um Einmaleinflüsse bereinigt von 300 bis 350 Millionen Euro einfahren.

Allerdings dürften andere Kennziffern nach der jüngsten Prognosesenkung schwächer ausfallen als zuvor in Aussicht gestellt. Für das abgeschlossene Jahr rechnet der Vorstand mittlerweile nur noch im Bestfall mit einem stagnierendem Umsatz von rund 10,3 Milliarden Euro, allerdings ist auch ein leichter Rückgang möglich. Das Bruttowarenvolumen (GMV) dürfte nun bei 14,5 bis 14,9 Milliarden Euro liegen, nach knapp 14,8 Milliarden im Jahr zuvor.

Das erwarten die Analyst:innen

JPMorgan-Analystin Georgina Johanan analysierte zuletzt, wie oft einzelne Webseiten von Modehändlern besucht werden. Ihr Fazit: Die Daten für Zalando zeigten nicht nur ein im Vergleich zum Vorjahr schwächeres Weihnachtsgeschäft. Auch zum Beginn des neuen Jahres hätten sich Konsument:innen deutlich verhaltener gezeigt. Sie kann sich für 2024 im schlimmsten Fall gar einen Rückgang des Bruttowarenvolumens (GMV) vorstellen.

Experte Matthew Abraham von der Privatbank Berenberg vermutet, dass das erste Halbjahr für Zalando aufgrund der Konsumflaute und starker Rabatte weiter schwierig sein wird. Allerdings sieht er Licht am Ende des Tunnels: Die Kaufzurückhaltung dürfte sich zur Jahresmitte entspannen und damit die Nachfrage sich erholen. Zudem dürfte Zalandos Marktplatzmodell die Geschäfte stabilisieren.

DZ-Bank-Analyst Thomas Maul zeigte sich skeptisch. Vom Strategieupdate kommende Woche erwartet er keine neuen Impulse, die die durchschnittlichen Schätzungen in die Höhe schnellen lassen könnten. „Inwieweit es Zalando in einem sehr wettbewerbsintensiven Marktumfeld gelingt, Verbraucher:innen von hohen Rabatten zu entwöhnen und die Positionierung im Premium-Segment zu stärken, bleibt abzuwarten.“

Maul geht davon aus, dass der Zalando-Vorstand für die nächsten Jahre ein Wachstum des Bruttowarenvolumens (GMV) im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich sowie eine Annäherung der Ebit-Marge an die Sechs-Prozent-Marke in Aussicht stellen wird.

Insgesamt zeigen sich von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analyst:innen für das abgeschlossene Jahr pessimistischer als Zalando. Im Durchschnitt rechnen sie mit einem Umsatzrückgang auf knapp 10,2 Milliarden Euro. Beim Bruttowarenvolumen gehen sie von einer Abnahme auf fast 14,7 Milliarden Euro aus. Auch der um Sondereffekte bereinigte Gewinn (Ebit) dürfte mit gut 280,2 Millionen Euro kleiner ausfallen als von Zalando prognostiziert.

2024 dürfte Zalando nach Ansicht der Branchenkenner:innen aber wieder zulegen: Im Durchschnitt erwarten sie einen Umsatzanstieg auf gut 10,5 Milliarden Euro. Davon sollen um Sondereffekte bereinigt sowie vor Zinsen und Steuern rund 380 Millionen Euro bei Zalando hängen bleiben. Das Bruttowarenvolumen soll auf knapp 15,3 Milliarden Euro steigen. (dpa)

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