Alibabas Jack Ma setzt sich mit Imitaten-Kommentar in die Nesseln
Wird geladen...
Der Gründer und Firmenchef des chinesischen Onlineriesen Alibaba hat mit seinem jüngsten Kommentar zu gefälschter Ware aus seinem Land nicht gerade das Imageproblem des Onlineriesen beseitigt, im Gegenteil. „Das Problem ist, dass die gefälschten Produkte heute von besserer Qualität und günstiger sind, als die echten“ behauptete er letzte Woche auf Alibabas Investorentreff im südchinesischen Hangzhou.
Wobei man den Kontext der Aussage beachten muss, denn Werbung für gefälschte Ware wollte Ma auf keinen Fall machen. Er wollte vielmehr erklären, warum die chinesische Fälschungsindustrie derzeit einen solchen Aufschwung erlebt: Ihre Produkte sind qualitativ besser geworden und oft von den Originalen nur sehr schwer zu unterscheiden. „Sie sind aus den selben Fabriken, denselben Rohmaterialien, sie tragen nur die Namen nicht“, erklärte Ma.
Und damit legt er den Finger in die Wunde, denn in Zeiten der Beschaffung, die gern weit sein darf, solange sie billig ist, verlieren Auftraggeber zunehmend die Kontrolle über die einzelnen Schritte ihrer Lieferkette und damit auch ihr geistiges Eigentum. Und so kann es dann eben passieren, dass dieselbe Fabrik auf denselben Maschinen und mit denselben Materialien sowohl die Originale als auch die Fälschungen herstellt.
Auftraggeber verlieren Kontrolle an ihren Produkten
Wer hat Schuld? Zu einer Antwort lässt sich Ma nicht hinreißen, sieht Alibaba jedoch in der Opferrolle: „Mit jedem gefälschten Produkt, das wir verkaufen, verlieren wir fünf Kunden. Wir sind die Opfer“, behauptete er. Und verweist die Schuld vielleicht ein bisschen an den technischen Fortschritt, denn erst das Internet habe es China ermöglicht, Kunden aus aller Welt mit seinen Produkten zu beliefern.
Auch wenn Ma mit seinem Kommentar nur das ausgesprochen hat, was den Tatsachen entspricht, hat er sich mit seiner Präsentation keine Freunde gemacht. Senator Richard Yung etwa, Vorsitzender des französischen Fälschungsabwehr-Ausschusses, verlangt sogar, dass Alibaba wegen Mas „unverantwortlichen Kommentaren“ von der internationalen Anti-Fälschungsvereinigung ausgeschlossen werde.
„Das Problem ist, dass die gefälschten Produkte heute von besserer Qualität und günstiger sind als die echten.“
Cao Lei, Leiter des Forschungszentrums für Internethandel in Hangzhou, kreidete Ma an, die Situation verallgemeinern zu wollen. „In Einzelfällen mag es stimmen, was er sagt. Aber es ist falsch, das Phänomen zu verallgemeinern“, äußerte er sich gegenüber Bloomberg.
Zu den gefälschten Produkten, die über Alibaba und die Auktionsplattform Taobao angeboten werden, sagte Ma: „Wir können das Problem nicht zu 100 Prozent lösen, denn es geht um einen Kampf gegen menschliche Instinkte. Alibaba kann [dies] jedoch besser angehen als jede Regierung, jede Organisation, als irgendwer auf der Welt.“
Pünktlich zum Jahreswechsel gab der chinesische Internetriese erst bekannt, dass das Unternehmen 200 zusätzliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einstellen werde, um den Kampf gegen gefälschte Produkte weiter voranzutreiben. Der neu eingestellte Plattform-Chef Zheng Jungfend, weit diplomatischer als Ma, hatte gefälschte Produkte noch als „Tumore der Gesellschaft“ bezeichnet. Zudem versprach er, die Alibaba Group werde sowohl Technologie als auch Arbeitskräfte einsetzen, um den Ursprung von Fälschungen auszumachen und anzugehen. Bis jetzt hat das Unternehmen 154 Millionen US-Dollar in seine Bemühungen investiert.
Foto: Taobao.com