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Back to retail: 9 Trends im Ladenbau nach Marie Ernst, CEO von Schwitzke & Partner

Von Ole Spötter

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Einzelhandel

Gucci x Adidas Pop-up im Alsterhaus | Foto: Piet Niemann für Gucci

Was erwarten die Kund:innen nach der Pandemie von ihrem Store-Besuch? Bereits zuvor waren Nachhaltigkeit und Community-Building wichtige Bedürfnisse der Kundschaft, weiß Marie Ernst von Schwitzke und Partner. Dazu kommen Werte wie Identität, Authentizität und Lokalität, die nun immer wichtiger werden, erklärt die Geschäftsführerin des Düsseldorfer Architekturbüros. Wie diese Tendenzen im Ladenbau umgesetzt werden, präsentierte sie am Dienstag beim BTE-Kongress “Fashion-Emotion 4.0”.

Überraschung

Überraschungen begeistern Menschen schon seit der Kindheit und so können Marken sie auch auf ihre Ladenfläche locken. Für den Überraschungseffekt sorgen im Handel untypische Verkaufsflächen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt zum Image einer Marke passen, und Produkte, die es in dieser Form nur vor Ort gibt.

Ein Beispiel dafür ist eine Hermes Pop-up-Fläche, die in Form eines Waschsalons gestaltet wurde – ein Konzept, das etwas untypisch für eine französische Luxusmarke ist, so Ernst. Dort konnte die Kundschaft ihre Hermes-Schals abgeben und neu einfärben lassen sowie Vintage-Tücher erwerben.

Auch immer für eine Überraschung sorgen die Pop-up-Flächen im Londoner Luxuskaufhauses Selfridges. Dort verwandelte die Marke Casablanca die Verkaufsfläche 'Corner Shop' in eine Flughafen.

Foto : Casablanca - Selfridges

Lokal-Regional

Mit einem Konzept lokal zu agieren und direkt die Community vor Ort anzusprechen, ist ein Konzept, das der US-amerikanische Sportartikler Nike einsetzt. In Seoul hat das Unternehmen einen Store in einem Stadtteil eröffnet, in dem die Kunst- und Modeszene blüht. Mit individuellen Elementen, wie modulierbaren Wänden und einer Green-Wall für digitalen Content, kann der Laden für unterschiedliche Gegebenheiten eingesetzt und als Fläche für die lokale Szene genutzt werden.

Nike-Style-Store in Seoul. Bild: Nike

Auch Adidas gestaltet immer mehr Standorte auf lokaler Ebene. Dabei kann es ein Flagship sein, das auf die jeweilige Community eingeht oder wie der Store im chinesischen Chengdu auf die örtliche Historie. Dieser befindet sich in einem jahrhundertealten Gebäude. Der Sportartikler verbindet darin moderne Designelemente mit ursprünglichen Merkmalen des historischen Gebäudes und schafft so eine Verbindung zwischen der Region und der Markenidentität.

Adidas-Originals-Flagship Chengdu Taikooli | Foto: Adidas

Supergreen

Nike bringt aber auch das Thema Nachhaltigkeit auf eine besondere Weise in den physischen Raum. In Belgrad hat die Sportmarke einen Basketballplatz errichtet, der aus 20.000 recycelten Schuhen gebaut wurde. Zusätzlich agiert Nike auch hier mit der Community und fördert lokale Sportaktivitäten.

Second Life

Statt seinen Produkten einen komplett neuen Nutzen zu geben, bieten auch immer mehr Marken, besonders aus dem Outdoor-Bereich, einen Reparaturservice an, den sie in ihren Store integrieren. Zu den Vorreitern dabei gehört Patagonia. Aber auch der Hamburger Outdoor-Spezialist Globetrotter bietetn einen solchen Service im Stammhaus an.

Foto: Globetrotter

Service

Die Erweiterung des Angebots kann aber auch in anderen Service-Leistungen umgesetzt werden, wie der Kosmetikhändler Douglas in seinem neuen Konzept zeigt. Im Hamburger Flagship Douglas Pro werden neben dem bekannten Beauty-Sortiment auch kosmetische Anwendungen wie Maniküre sowie Schönheitsbehandlungen angeboten. Etwas sportlicher wird es beim Taschenlabel Freitag, dass in seinem Amsterdamer Store neben seinen Produkten auch eine kostenlose Fahrradvermietung anbietet

Freitag-Store in Amsterdam. Foto: Freitag

Gastgeber:in

Die Kundschaft kann aber auch zum Verweilen eingeladen werden. Dabei wird der Store gleichzeitig zum Restaurant oder Cafe, das mit seinem besonderen Ambiente über die einfache Cafeteria mit Kaffee und Kuchen hinausgeht. Die Lifestyle-Marke Rialto Living bietet ein solches hybrides Konzept in Palma auf Mallorca an. Ralph Lauren integriert ein ganzes Restaurant in sein Flagship in Mailand, dessen Speisekarte von den Lieblingsgerichten des Gründers inspiriert ist.

Foto: Ralph Lauren Corporation

Digitalisierung

Auch das Thema Digitalisierung bleibt weiterhin ein wichtiges Thema, das stetig weiterentwickelt wird und über einfache Touchpoints hinausgeht. Dazu zählt das Burberry-Flagship in Shenzhen. Der Store teile sich in zehn verschiedene Räume auf, den die Kundschaft mit der Social-Media-App Wechat wie bei einem Jump and Run-Spiel entdecken könne, so Ernst. Dabei werden Punkte gesammelt, mit denen zusätzliche Benefits freigeschaltet werden. Außerdem zeigt das Smartphone auch Informationen über die Produkte an und präsentiert diese.

Burberry Flagship in Shenzhen. Bild: Burberry

Persönlichkeit

Dem gegenüber steht ein sehr persönliches und individuelles Store-Konzept, das speziell auf die Marken-DNA zugeschnitten ist. Bei den Stores der Düsseldorfer Streetwear-Marke LFDY fließt die Persönlichkeit des Gründers Lorenz Amend in jeden Store ein, erklärt die Schwitzke-Chefin. Außerdem ist jeder Store auf die jeweilige Stadt zugeschnitten und keiner wie der andere, so Ernst weiter, deren Unternehmen am Standort in Amsterdam mitgearbeitet hat.

LFDY-Store in Amsterdam | Foto: LFDY

Collaborations

Kollaborationen sind bei Kollektionen keine Neuheit mehr. Dass sich die Zusammenarbeit aber auch über die Kleidung hinaus umsetzen lässt, zeigen die Marken Adidas und Gucci. Für ihre gemeinsame Kollektion hat Gucci-Designer Alessandro Michele sich nicht nur für die Stücke, sondern auch für die Stores von den 70ern inspirieren lassen und eigene Verkaufsflächen dafür geschaffen, wie beim Pop-up im Hamburger Alsterhaus.

Gucci x Adidas Pop-up im Alsterhaus | Foto: Piet Niemann für Gucci

Es gibt also eine Menge Möglichkeiten für den stationären Modehandel. Wichtig dabei ist allerdings, dass das Konzept auch zum Unternehmen passt und authentisch ist, fasst Ernst zusammen.

Marie Ernst
Modehandel
Schwitzke & Partner
Trends