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Bergfreunde-CEO: „Ohne modernste Logistik hätten wir unser Wachstum nicht stemmen können“

Von Regina Henkel

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Einzelhandel
Bergfreunde GmbH

Im Oktober 2016 – und damit vor genau fünf Jahren - eröffnete der Bergsport-Onlinehändler Bergfreunde in Ergenzingen sein Logistikzentrum. Es gehört bis heute zu den modernsten Europas und hat wesentlichen Anteil an dem enormen Wachstum des Onlinehändlers in den letzten Jahren.

Ein Presseevent anlässlich des fünften Jubiläums eines Logistikzentrums klingt erstmal ungewöhnlich. „Fakt ist, ohne so ein hocheffizientes Logistikzentrum hätten wir das Wachstum nicht stemmen können“, sagt Ronny Höhn, einer der zwei Geschäftsführer von Bergfreunde, während er die Gruppe durchs Lager führt. Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass Flexibilität und Agilität enorm wichtig sind. Als in der Pandemie die Nachfrage schlagartig stieg, konnte Bergfreunde die zweite Halle in Betrieb nehmen und die Kapazität bei laufendem Betrieb vergrößern. 2020 wuchs das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr um 41 Prozent auf einen Umsatz von 155 Millionen Euro. Dieses schnelle Wachstum muss man erstmal bewältigen können.

Automatisiertes, hochverdichtetes Lager

„Hätten wir beim Bau des Zentrums gewusst, dass wir immer wieder Besucher durch die Anlage führen müssen, hätten wir uns wahrscheinlich mal über einen Rundweg Gedanken gemacht“, sagt Thomas Klein, Logistik-Chef bei Bergfreunde. Ganze Delegationen unterschiedlichster Branchen kommen nach Ergenzingen, um das vollautomatisierte Lager und seine kleinen roten Roboterkisten in Aktion zu sehen. In Spitzenzeiten verlassen bis zu 12.000 Pakete pro Tag das Logistikzentrum. Das Besondere daran: Hier kommt der Lagerplatz zum Mitarbeiter gefahren. Das Lager besteht aus einem dichten System aus übereinander gestapelten Kistentürmen. Jeder Turm besteht aus 16 Kisten, die ganz chaotisch mit Ware gefüllt sind. Das System weiß, welches Produkt wo lagert und fährt die Kiste zum Mitarbeiter, der das Produkt in den Karton legt. Insgesamt gibt 173.000 dieser Lagerplätze. Weil nicht jedes Produkt eine eigene Kiste beansprucht, konnte viel Platz gespart werden. Das war Bergfreunde wichtig.

Foto: FashionUnited.de / Die roten Roboter nehmen die Kisten mit der Ware auf und transportieren sie zum Mitarbeiter.

Erst im Juni dieses Jahres ist die Automatisierung von Logistik und IT bei den Bergfreunden mit dem Digital Leader Award ausgezeichnet worden. „Unsere Logistikprozesse sind heute hochautomatisiert, auf dem höchsten Stand der Technik. Aber High-Tech und Verantwortung für die Region müssen sich nicht ausschließen, denn wir konnten gleichzeitig die Zahl unserer Mitarbeiter in Ergenzingen von anfangs 60 auf inzwischen 200 Personen steigern - und wir wollen weiterwachsen”, erklärt Höhn weiter.

Hightech ermöglicht geringen Energieverbrauch

Auch der Energiebedarf des Logistikstandorts ist heute sehr gering: Vor allem durch den Einsatz einer extrem stromsparenden Automatisierungstechnologie verbraucht die 20.000 Quadratmeter große Halle kaum mehr als ein durchschnittliches Einfamilienhaus pro Quadratmeter. Robotergesteuerte Verpackungsmaschinen ermöglichten zudem, das Verpackungsvolumen der versendeten Pakete um etwa zehn Liter pro Paket zu reduzieren. In der nächsten Stufe sollen noch kleinere Verpackungen eingeführt werden. „LKWs haben dadurch weniger ‚Luft‘ geladen und können mehr Pakete in einer Fracht transportieren“, erklärt Höhn. Die Fahrten vom Logistiklager Ergenzingen zum Transportzentrum der Transportdienstleister konnten damit von zehn auf drei Fahrten pro Tag reduziert werden.

Retouren kommen zurück in den Warenkreislauf

Auch ein verantwortungsbewusster Umgang mit Retouren und Reklamationen ist dem Unternehmen sehr wichtig. Pro Tag kommen etwa 2.500 Retouren im Lager an. Alle retournierten Produkte, die nicht defekt oder verschmutzt sind, kommen zurück in den Warenkreislauf, sie werden eingelagert und wieder verkauft. Nur 0,003 Prozent der retournierten Waren müssen jährlich bei den Bergfreunden verschrottet werden - und das auch nur, wenn die Produkte wirklich kaputt und unbrauchbar sind. Vor Corona haben die Bergfreunde darüber hinaus in regelmäßigen Abständen kleine Mitarbeiter-Flohmärkte organisiert, bei denen unverkäufliche Ware gegen eine kleine Spende mitgenommen werden durfte. Um Versammlungen zu vermeiden, hat sich das Unternehmen inzwischen eine neue Lösung überlegt, bei der Mitarbeiter Ware gegen eine Spende erwerben können. Der so zusammen gekommene Betrag wird von der Bergfreunde GmbH nochmal verdoppelt und an wohltätige Vereine verteilt, die von Mitarbeitern vorgeschlagen wurden. Jährlich sammeln die Bergfreunde auf diese Weise einen Spendenbetrag in Höhe von etwa 30.000 Euro.

FashionUnited.de / Eine Maschine faltet die beladenen Kartons so klein, dass die möglichst wenig "Luft" enthalten.
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