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«Das Herz der Stadt» - Görlitzer Kaufhaus soll 2017 öffnen

Von DPA

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Ein imposanter Lichthof, über den sich eine bemalte Glaskuppel spannt, Säulengänge und offene Galerien - spätestens seitdem das Görlitzer Jugendstilkaufhaus als Kulisse für den oscarprämierten Film «The Grand Budapest Hotel» diente, gilt es als legendär. Noch liegt der seit 2009 geschlossene Einkaufstempel mitten in der Görlitzer Innenstadt im Dornröschenschlaf - und bis zur Eröffnung müssen sich die Besucher wohl länger gedulden als erwartet.

Unternehmer und Mediziner Winfried Stöcker, der das Denkmal 2013 kaufte, will das Kaufhaus voraussichtlich im Herbst 2017 eröffnen. Im vergangenen Jahr war von Oktober 2015 die Rede. Das Ziel sei sportlich gewesen, räumt Projektmanagerin Stefanie Eggers ein. «Wir wollen ein ganz neues Konzept von einem Erlebniskaufhaus und das muss gut geplant werden», sagt sie. Stöcker, der in Lübeck ein weltweit agierendes Unternehmen für medizinische Labordiagnostik führt, kündigte bei der Übernahme an, das Görlitzer Kaufhaus für rund 20 Millionen Euro zu sanieren.

Neben hochwertiger Mode soll es Feinkost, Parfüm, Lederwaren, Schmuck und Spielzeug geben. Auch Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen sind geplant. Die Liste potenzieller Mieter sei lang. «Bei der Zusammenstellung der Sortimente sind wir recht weit, was wohin soll und wie wir die Flächen und Stockwerke planen», sagt Eggers. Elegante Mode will das Haus verkaufen, auch Exklusives soll in die Regale. Mit dem eigens ins Leben gerufenen Designwettbewerb «Euro Fashion Award» will das Team junge Designer nach Görlitz locken. Die Premiere ist für April 2016 geplant. Die «spezielle Baustellenatmosphäre» soll für Fotoshootings und Model-Castings genutzt werden.

«Wir haben entkernt, Bodenproben für den Untergrund entnommen und den 100 Jahre alten Dachstuhl untersuchen lassen», berichtet Eggers. Manche in der Stadt kritisieren, dass es still um das Haus geworden sei und man noch nicht viel von Bauarbeiten sehe. «Aber hinter den Kulissen passiert viel», versichert die Projektmanagerin. Es müssen Sortimente und Konzepte geplant, Absprachen mit Baubehörden und Denkmalschutz getroffen werden.

Keine leichte Aufgabe: Rolltreppen, Brandschutz und neueste Technik sollen so integriert werden, dass der Charme des Gebäudes erhalten bleibt. «Die Menschen kommen ja auch, um die Kulisse vom «Grand Budapest Hotel» zu sehen.» Eggers geht davon aus, dass noch in diesem Jahr die Baugenehmigung beantragt werden kann.

Die derzeitigen Bauuntersuchungen seien mit der Stadt abgestimmt, heißt es bei der Verwaltung. Weil das Gebäude in Fördergebieten liege, sei auch eine städtebauliche Förderung denkbar. «Winfried Stöcker ist für uns ein wichtiger Investor», sagt der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos).

Auch für Rainer Müller, den Vorsitzenden der Bürgerinitiative Görlitzer Kaufhaus, ist das Haus «extrem wichtig und das Herz der Stadt.» Weil das Ziel, einen Investor für das Kaufhaus zu finden, erreicht sei, löst sich der Verein nun auf. Müller hofft, dass bald wieder Leben in das Görlitzer Schmuckstück einzieht - fürchtet aber zugleich, dass die jüngsten Diskussionen um Investor Stöcker dem Projekt schaden könnten. «Potenzielle Mieter überlegen es sich vielleicht anders.»

Ende des vergangenen Jahres fiel Stöcker mit Bemerkungen über Flüchtlinge auf, die er unter anderem als «reisefreudige Afrikaner» bezeichnete. Er verbot ein Benefizkonzert zugunsten von Flüchtlingen im Görlitzer Kaufhaus. In der Region löste der zuvor als «Retter» gefeierte Investor damit Bestürzung aus. Der Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland erstattete Strafanzeige wegen Volksverhetzung. Die Ermittlungen sind laut Görlitzer Staatsanwaltschaft noch nicht abgeschlossen.

Stöcker entschuldigte sich für seine Äußerungen als «zu drastisch» und betonte, kein Ausländerfeind zu sein. Man sei seither mit vielen Menschen im Gespräch gewesen, sagt Projektmanagerin Eggers. Stöcker halte an seinem Ziel fest, mit der Sanierung des Görlitzer Warenhauses einen neuen Anziehungspunkt für Görlitz und das Dreiländereck zu schaffen - und damit ein «offenes Haus für alle».

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