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Der niederländische Modemarkt zwischen online und stationär

Von Esmee Blaazer

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Einzelhandel |HINTERGRUND

Einkaufen in Amsterdam. Bild: FashionUnited

Der niederländische Modemarkt ist wegen seiner Nähe interessant für deutsche Modeunternehmen. Die Passformen sind ähnlich und ebenso die Vorliebe für schlichte und sportliche Kleidung. Aber auch in den Niederlanden hat sich das Coronavirus die Branche stark beeinflusst. Hier sind einige Fakten und Zahlen, die es über das Einkaufsverhalten der Nachbarn zwischen online und offline zu wissen gilt.

Laut der Branchenorganisation Modint, die unter anderem Statistiken von CBS gesammelt aufbereitet hat, gibt es in den Niederlanden etwa 20.000 Adressen für Bekleidung und Textilien und mehr als 10.000 Webshops für Bekleidung, von denen 400 größer sind. Diese Zahlen sind die aktuellsten und wurden Ende 2019 erhoben oder geschätzt, doch dann kam die Pandemie und kann noch zu Änderungen geführt haben.

Niederländer:innen bevorzugen das physische Einkaufen

Etwa 2,2 Millionen Niederländer:innen haben 2019 nichts online gekauft. Das niederländische Statistikamt CBS berichtete außerdem, dass 80 Prozent es vorziehen, ein Geschäft zu besuchen – um beispielsweise das Produkt in echt zu sehen.

Vor der Coronapandemie, also noch 2019, kamen 80 Prozent des Umsatzes der Modebranche in den Niederlanden laut Branchenorganisation INretail aus physischen Geschäften.

Was niederländische Verbraucher:innen im Ladengeschäft wichtig finden, sind Angebot und Sortiment (biete mir, was ich brauche), Ladendesign (hilf mir, das zu finden, was ich brauche), Einkaufserlebnis (überrasche mich mit einem Ort, an dem es etwas zu erleben gibt), Kundenkontakt (sie mich, und sei für mich da) und Identität (zeig mir, wofür du stehst und was hinter den Kulissen passiert). Das fand die Einzelhandelsberatung Crossmarks 2019 heraus. Das Unternehmen hat die 40 inspirierendsten Einzelhändler in den Niederlanden untersucht und basierend auf den Ergebnissen fünf Säulen der Inspiration herausgestellt. In der Crossmarks-Umfrage gaben zudem 86 Prozent der Menschen an, dass sie bereit seien, für ein besseres Einkaufserlebnis mehr zu bezahlen.

Omnichannel gewinnt an Bedeutung

Eine Studie der niederländischen Bank Abn Amro von September zeigt, dass der physische Laden nach wie vor der bevorzugte Einkaufskanal ist, gleichzeitig aber der Aufstieg von „online“ weiter anhält.

Die Pandemie hat das Einkaufsverhalten verändert. Das Einkaufen macht weniger Spaß als zuvor, große Städte werden gemieden und es wird mehr vor Ort gekauft. Verbraucher:innen kaufen lokal, weniger und besser. Beispielsweise ist der Kauf nachhaltiger Produkte für 28 Prozent der Niederländer:innen wichtiger geworden. Andererseits sind preisgünstige Artikel noch wichtiger geworden.

Die Niederländer sind echte Omnichannel-Shopper, wie die Digitalberatung Blis 2019 feststellte. 44 Prozent der Bevölkerung wünschen sich außerdem, dass das Einkaufserlebnis gleich bleibt, unabhängig davon, welchen Vertriebskanal sie wählen: im Geschäft, online oder via Mobilgerät. Der Omnichannel-Einkauf ist für das Kundenerlebnis sehr wichtig.

Kleidung ist einer der beliebtesten Internetkäufe

Kleidung gehört lauten Daten des niederländischen Statistikamts CBS zu den beliebtesten Internetkäufen. Mittlerweile kaufen die Niederländer:innen durchschnittlich 34 Prozent ihrer Kleidung online. Dieser Prozentsatz soll in fünf Jahren auf 44 Prozent steigen.

Die meisten Internetkäufe in den Niederlanden werden bereits über Smartphones getätigt. Den höchsten Anteil der mobilen Käufe haben Kleidung und Schuhe.

Die Rückgabeoptionen, Versandkosten und Rücksendekosten – in dieser Reihenfolge – sind laut der GfK-Umfrage „The Online Fashion Shopper Journey“ aus 2017 die wichtigsten Aspekte für niederländische Verbraucher:innen. In der Studie des Marktforschers wurden 26 Einzelhändler, die online Mode verkaufen von mehr als 5.000 Befragten bewertet. Dabei ist zu beachten, dass etwa ein Drittel der Bekleidungsbestellungen retourniert werden. Die beliebteste Zahlungsmethode in den Niederlanden ist über Ideal. Auch das Bezahlen im Nachgang, etwa bei Anbietern wie Klarna und Afterpay, ist auf dem Vormarsch.

Niederländer:innen kaufen zunehmend über das Internet ein

Die niederländische Bevölkerung kauft zunehmend über das Internet ein, wie das Statistikamt vor zwei Jahren in einem Bericht über das Online-Einkaufsverhalten in den Niederlanden feststellte. Nicht nur, dass immer mehr Menschen online einkaufen, auch der dort ausgegebene Betrag sei in den letzten Jahren höher gewesen, schrieb CBS.

Einige Zahlen zur Veranschaulichung: Im ersten Halbjahr 2021 wuchsen die Online-Ausgaben auf fast 15 Milliarden Euro. 2020 gaben die Niederländer 26,6 Milliarden Euro online aus, 7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Menschen haben wegen der Pandemie mehr online gekauft als je zuvor. Aber es wird auch vorhergesagt, dass der E-Commerce zwar weiter wachsen wird, aber langsamer. Und neue vorläufige Quartalszahlen von CBS zum Einzelhandel scheinen das zu bestätigen.

Onlinewachstum lässt nach

Im vierten Quartal 2021 hat sich das Wachstum der Internetumsätze im Einzelhandel weiter verlangsamt und lag rund 3 Prozent über dem Vorjahresniveau. Das berichtete das niederländische Statistikamt in der Vorwoche auf der Grundlage vorläufiger Quartalszahlen. „Das Wachstum der Internetverkäufe von Einzelhändlern war seit Beginn der Messung im Jahr 2014 nicht mehr so niedrig", berichtet die CBS.

Bei den Multichannel-Anbietern, die sowohl online als auch in stationären Geschäften verkaufen, lag der Internet-Umsatz im vierten Quartal 2021 um etwa 2 Prozent höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im vierten Quartal 2020 stieg der Online-Umsatz noch um fast 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Diese Zahlen verdeutlichen, wie das starke Wachstum sich abschwächt. Für reine Online-Player betrug der Umsatzanstieg im vierten Quartal 2021 knapp 5 Prozent, ein Jahr zuvor waren es laut CBS 44 Prozent.

Mode im Aufwind

Der Gesamtumsatz des Einzelhandels lag im vierten Quartal 2021 um etwa 6 Prozent höher als im vierten Quartal des Vorjahres. Der um Preisänderungen bereinigte Umsatz stieg um etwa 4 Prozent.

Dieser Umsatzanstieg ist auf den Non-Food-Sektor zurückzuführen. Der Umsatz in diesem Sektor war um mehr als 11 Prozent höher als ein Jahr zuvor und stieg preisbereinigt um mehr als 7 Prozent. Vor allem Bekleidungsgeschäfte setzten mehr um (34 Prozent), der Umsatz lag aber noch unter dem Niveau des vierten Quartals 2019. Auch bei den Schuhgeschäften folgte ein starker Umsatzanstieg Ende 2021 auf einen Umsatzrückgang ein Jahr zuvor.

Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl.

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