Die Deutsche Warenhaus AG kommt (vorläufig) nicht
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Der Kaufhof-Mutterkonzern HBC hat das Milliardenangebot von Karstadt-Eigentümer René Benko abgelehnt. Die Elefantenhochzeit von Karstadt und Kaufhof ist abgesagt - erst einmal. Doch ob das Thema damit endgültig vom Tisch ist, wird von Experten bezweifelt.
Der Traum des Karstadt-Eigentümers René Benko vom großen deutschen Warenhauskonzern ist erst einmal ausgeträumt. Karstadt und Kaufhof werden auch in Zukunft getrennte Wege gehen. Denn der kanadische Kaufhof-Eigentümer HBC hat Benkos milliardenschweres Übernahmeangebot abgelehnt. In vielen Städten und Gemeinden sorgt das Nein der Kanadier für Erleichterung. Schließlich dürfte sich damit die Gefahr von Kaufhaus-Schließungen erst einmal verringern. Doch Experten bezweifeln, ob es das letzte Wort ist.
Beim Deutschen Städte- und Gemeindebund überwog am Donnerstag die Erleichterung über die Entscheidung aus Toronto. «Wir sehen das positiv», sagte der Städtebauexperte des Verbandes, Norbert Portz. Er ist überzeugt, dass ein Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof zur Schließung etlicher Warenhäuser geführt hätte. Schließlich liegen die Geschäfte der Rivalen manchmal nur einen Steinwurf weit voneinander entfernt.
Kaufhausschließungen hätten massive Auswirkungen auf die betroffenen Zentren, warnt Portz. «Die Warenhäuser sind die Flaggschiffe unserer Innenstädte - mit einer Ausstrahlung weit über den Handel hinaus.» Das Wegbrechen dieser Häuser könne gerade in strukturschwachen Gemeinden das Veröden der Innenstädte forcieren.
Stellenstreichungen und Kostenbremse
Allerdings ist das «Nein» der Kanadier gegenüber den Übernahmeavancen des Rivalen noch keine Antwort auf die Probleme, mit denen sich Kaufhof derzeit konfrontiert sieht. Die traditionsreiche Warenhauskette kämpft mit Umsatzrückgängen und roten Zahlen. Erst am Mittwoch kündigte der Konzern den Abbau von 400 der 1600 Stellen in der Konzernzentrale an. Bereits im vergangenen Jahr seien 1280 Arbeitsstellen in den Filialen gestrichen worden, berichtete die Gewerkschaft Verdi.
Nicht nur die Konkurrenz von Online-Händlern wie Zalando, von preisaggressiven Modeanbietern wie H&M oder Primark, von Einkaufszentren und der wachsenden Zahl von Markenshops macht dem Unternehmen zu schaffen, hausgemachte Fehler wie eine ausufernde Rabatpolitik verschärften die Krise zusätzlich. Und als wäre das nicht genug, steckt auch der Mutterkonzern HBC in massiven Problemen.
Kaufhof will deshalb auf jeden Fall auf die Kostenbremse treten. Das Unternehmen verhandelt mit der Gewerkschaft Verdi über einen Sanierungstarifvertrag und erhofft sich durch Einschnitte bei Lohn, Urlaubs- oder Weihnachtsgeld Millioneneinsparungen bei den Personalkosten. In einem Interview warnte Kaufhof-Chef bereits, falls es hier keinen Entgegenkommen gebe, seien weitere Jobs in Gefahr.
«Aufgeschoben ist nicht aufgehoben»
Für den Handelsexperten Joachim Stumpf von der Handelsberatung BBE führt jedoch so oder so langfristig kein Weg an weiteren Warenhausschließungen vorbei. Auf Dauer seien wohl maximal 120 der derzeit noch rund 180 Kaufhof- und Karstadt-Filialen wirtschaftlich zu betreiben, meint er. Ohne einen Zusammenschluss werde der Abschmelzprozess zwar langsamer verlaufen, aufzuhalten sei er aber nicht.
Ohnehin glaubt der Branchenkenner nicht, dass das letzte Wort in Bezug auf eine Fusion der Kaufhaus-Ketten schon gesprochen ist. «Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Das Thema Deutsche Warenhaus AG bleibt auf jeden Fall virulent», ist Stumpf überzeugt.
Dafür spricht auch eine Formulierung in der Pressemitteilung von Benkos Signa Holding zum Scheitern der Gespräche. Denn dort heißt es einschränkend, eine Weiterverfolgung der Fusionspläne sei angesichts der Haltung von HBC «momentan leider nicht möglich». Ganz hat René Benko die Hoffnung wohl noch nicht aufgegeben. (dpa)
Fotos: Kaufhof: Jochen Sievert & Karstadt: Carsten Raum / pixelio.de