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Die wertvolle Innenstadt: „Wir müssen uns die Digitalisierung zu eigen machen“

Von Sylvana Lijbaart

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Einzelhandel |BERICHT

(Von links nach rechts) Lieke Timmermans von Tivoli Vredenburg und Elzo Dijkhuis von der Gemeinde Groningen im Gespräch. Bild: FashionUnited.

Innenstädte sind nicht mehr belebt, hieß es auf der Tagung „Die wertvolle Innenstadt“ am 7. November im niederländischen Utrecht. Die Veranstaltung wurde von Retailagenda, DNWS und dem Immobilienmakler Kern organisiert. Die Entleerung der Stadtzentren ist ein Problem, das schon seit mehreren Jahren besteht. Deshalb ist es an der Zeit, die Innenstädte in Angriff zu nehmen. Zusammenarbeit und Digitalisierung sind die Botschaften, die immer wieder betont werden.

„Die Wahrnehmung des Zentrums ist uns wichtig“, begann Wirtschaftsministerin Micky Adriaanse. „Wenn wir uns nicht darum kümmern, wird es sehr unfruchtbar werden“. Es ist das erste Mal, dass sich das Ministerium für Wirtschaft und Klima zu Wort meldet, wenn es um die Lebensqualität der Innenstädte geht. Dies ist eine Antwort auf die Anfrage von INretail, nachdem der Branchenverband argumentiert hatte, dass die Regierung eingreifen sollte und kann. Adriaanse scheint die Dringlichkeit zu verstehen und nennt mehrere Probleme, mit denen die Stadtzentren konfrontiert sind: hohe Energiepreise, Mietsteigerungen durch Vermieter:innen, die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt, Druck auf die Lebensqualität in den Zentren und große Online-Anbieter, die den stationären Handel dominieren.

„Es ist an der Zeit zusammenzuarbeiten. Wir, das Kabinett, und Sie, die Branche. Wir müssen zusammenarbeiten, um die Innenstädte zu einem lebenswerten Ort zu machen. Das Einkaufen vor Ort wird immer beliebter als das Einkaufen in der ‘großen Stadt’. Es geht nicht nur um das Angebot an Geschäften, sondern auch um Kultur und eine gute Bibliothek“, so Adriaanse. Wie Innenstädte wieder zu einem „Place to be“ werden können, wurde im Laufe des Tages in verschiedenen Diskussionen zu aktuellen Themen wie Wandel, Nachhaltigkeit und Digitalisierung beleuchtet. Die Themen wurden von Vertreter:innen aus dem Einzelhandel, dem Immobiliensektor und der Regierung vertieft.

Digitalisierung der Innenstädte schafft mehr Sichtbarkeit für Einzelhandel

Marcel Evers von INretail, Anke Griffoen vom Schuhgeschäft Caland/Schoen Rotterdam-Amsterdam und der Beratung H&G sowie Michiel Vos von Zupr betonten in der Podiumsdiskussion ‘Getting a grip on our online world’, dass die Digitalisierung der Innenstädte Unternehmen vor Ort in der heutigen digitalen Welt sichtbarer machen kann: „Durch die Digitalisierung und das Aufkommen von Plattformen stehen fast alle traditionellen Unternehmen vor der Herausforderung, ihr Ertragsmodell zu optimieren oder neue Marktzugänge zu suchen. Sowohl in physischer als auch in digitaler Form“, so Evers.

Derzeit wird das Online-Spielfeld von großen Online-Playern wie Amazon, Bol.com und Zaland - auch Big Tech genannt - beherrscht. Damit wird der Schwerpunkt auf den Preiswettbewerb, die Lieferung und Bezahlung für die Onlinepräsenz gelegt. „Das ist genau so, wie es nicht sein sollte“, betont Evers. „Stattdessen sollten lokale Unternehmen sichtbarer werden“. Wie sollte es also gemacht werden? Einzelhändler:innen müssen gemeinsam ein faireres Online-Spielfeld schaffen. „Denken Sie an eine Art App für die Lieferung nach Hause auf marktplaats.nl“, sagt Evers. Eine solche Onlineplattform kann den lokalen Einzelhandel stärken, indem sie die Onlinepräsenz erhöht. Außerdem wird die öffentliche Funktion der Einkaufsstraße verbessert und die Lebendigkeit des Stadtzentrums bewahrt, da Verbraucher:innen sehen können, wo sich ein Einzelhandelsunternehmen befindet und was die Stadt zu bieten hat. Wie genau eine solche Plattform aussehen wird, ist noch nicht bekannt. Evers betonte, dass ein solches Projekt viel Zeit, Zusammenarbeit und Verhandlungen erfordert.

Die digitalen Rahmenbedingungen müssen daher ein gesundes Spielfeld für den stationären und den Online-Einzelhandel schaffen, damit Einzelhändler:innen ihren Lebensunterhalt in sozialer Verantwortung verdienen, ihre soziale Rolle wahrnehmen und attraktive Einkaufszonen erhalten können. „In dieser globalisierten Welt liegen die Chancen eher auf lokaler Ebene. Es erfordert jedoch großes Engagement. Wir müssen anfangen, kreativ zu denken und zu handeln, um den physischen und digitalen öffentlichen Raum auf lokaler Ebene neu zu gestalten, wobei die Wünsche der Bürger:innen eine Rolle spielen“, so Evers. Von „zu groß, um zu scheitern“ zu kleiner, langsamer und humaner ist die Hauptstoßrichtung der Lösung, so Evers. Es geht um die Rückgewinnung von Kontrolle, Eigenverantwortung, Vertrauen und Zusammenarbeit.

Die Veranstaltung „Die wertvolle Innenstadt“ ließ die Branche klar über Lösungen nachdenken, um die Lebensqualität der Stadtzentren zurückzugewinnen. Für alle Besucher:innen gab es relevante Informationen, die sie mit in ihren eigenen Betrieb nehmen konnten. Am Ende des Tages gab es außerdem die Möglichkeit, bei einem Networking-Drink zusammenzusitzen.

Dieser übersetzte Beitrag erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl.

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