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Einzelhändler bestätigen: Die neue DSGVO ist besser als ihr Ruf

Von Reinhold Koehler

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Die neuen, strengeren Regelungen zum Datenschutz, die EU-weit am 25. Mai dieses Jahres in Kraft treten werden, stießen zunächst vor allem bei Onlinehändlern auf wenig Gegenliebe. Schließlich bedeutet die möglichst umfangreiche Erhebung von Kundendaten für die meisten Unternehmen bares Geld – nicht nur, weil sie so ihre Kunden besser einschätzen können, sondern weil Daten mittlerweile im großen Stil weiterverkauft werden.

In Zukunft müssen die Verbraucher ausdrücklich zustimmen, dass ihre Daten erhoben und weitergegeben werden dürfen – für viele Händler angesichts der wachsenden Skepsis in der Bevölkerung zunächst ein Horrorszenario.

Mittlerweile sehen viele Händler die neuen Bestimmungen jedoch sehr viel differenzierter und entdecken darin sogar Chancen für weiteres Wachstum. Zwar werden laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Oliver Wyman nur 58 Prozent der deutschen Anbieter schaffen, ihre Systeme bis zum Stichtag entsprechend angepasst zu haben, die meisten erhoffen sich jedoch durch die Anstrengung mehr Möglichkeiten zur Personalisierung ihrer Angebote.

Transparenz und Sicherheit schaffen Vertrauen

„Die DSGVO löst ein Nachdenken über die Beziehung zwischen Händlern und Verbrauchern aus. Wenn es Unternehmen richtig anpacken, können sie das Vertrauensverhältnis zu ihren Kunden stärken und wesentlich besser als bislang auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen“, so Unternehmensberater Rainer Münch. Er ist sich sicher, dass die Mehrzahl der Einzelhändler mittlerweile um diese Chancen weiß.

Neue Möglichkeiten sieht die Branche demnach vor allem in einer besseren Personalisierung von Produkten und Services, aber auch in einer denkbaren neuen Rolle als unternehmensübergreifender „Broker" oder Aussteller von „Datenpässen". 69 Prozent der befragten deutschen Händler haben wohl bereits eine Strategie, wie sie die Chancen der regulatorischen Veränderung nutzen werden. Alle Befragten eint die darüberhinaus Hoffnung auf steigende Umsätze, die im Zuge der geplanten Veränderungen realisiert werden können. Lediglich zwölf Prozent der deutschen Händler sehen keinerlei positive Umsatzauswirkungen.

Die entscheidende Voraussetzung für den erhofften Umsatzschub ist jedoch das Einverständnis der Verbraucher, und genau hier liegt das zentrale Risiko: Knapp zwei Drittel der Befragten in Deutschland sehen die Möglichkeit von Verbrauchern, ihre Daten an Wettbewerber zu übertragen, als erhebliche oder sogar große Bedrohung. Stand heute gehen sie aber davon aus, dass nur wenige Kunden tatsächlich Daten transferieren, ihre Löschung verlangen oder Einsicht fordern werden. Damit sich daran nichts ändert, haben nahezu alle Einzelhändler ihre Datenstrategie überarbeitet und mehr zum Schutz der Kundendaten sowie deren Anonymisierung getan.

Für Oliver Wyman-Berater Münch ist klar: „Der Einzelhandel hat die Zeichen der Zeit verstanden. Wer die Daten von Kunden nutzen will, muss sie wie seinen Augapfel schützen." Jede Nachlässigkeit könne hingegen verheerende Folgen haben; die aktuelle Diskussion um Facebook sei ein warnendes Beispiel. Nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ planen daher wohl nahezu alle Handelsunternehmen, ihre Kunden über die neuen Vorschriften im Umgang mit Kundendaten aufzuklären. Begonnen haben damit in Deutschland allerdings erst 42 Prozent.

Münch empfiehlt dementsprechend mehr Aktivitäten: „Je transparenter Einzelhändler mit diesem Thema umgehen, desto gelassener dürften Verbraucher auf eine stärkere Nutzung von Daten zur Personalisierung der Angebote reagieren.“ Dies sei nicht nur der Schlüssel für die erhofften Umsatzzuwächse sondern entscheide genauso wie ein reibungsloser Warenfluss über den Erfolg von Einzelhändlern im 21. Jahrhundert.

Foto: Uta Herbert / pixelio.de

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