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Erfolgsstory aus dem Einzelhandel - Ela Selected Düsseldorf

Von Barbara Russ

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Einzelhandel |INTERVIEW

’Fürchtet Euch nicht' – das ist schon immer die Parole von Gabriela Holscher-Di Marco, vielen eher bekannt als Ela, gewesen. Ela eröffnete im Oktober 1977 den nach ihr benannten laden ELA Selected in Düsseldorf, mit dem sie ein Stück deutscher Einzelhandelsgeschichte schrieb. Den Laden gibt es, heute an anderer Stelle, immer noch und auch der Mut ist ihr geblieben.

Wie kam es zu der Idee, einen Laden zu eröffnen?

Das ist eine etwas längere Geschichte, aber eigentlich kam mir die Idee aus der Not heraus. Ich hatte Friseurin gelernt, weil das bei uns zu Hause Tradition war. Ich komme aus der Eifel, meine Jugend habe ich in Köln verbracht. Mein Vater war Friseur – eigentlich geht die Tradition in unserer Familie praktisch zurück bis auf die Bader. Meine Mutter war Kürschnerin, die hatte ein Pelzatelier und ich wollte eigentlich immer etwas mit Mode machen, musste aber zuerst diese Friseurlehre absolvieren. Danach bin ich nach Paris und habe bei Alexandre als Friseurin gearbeitet.

Und wie ging es dann bei Ihnen weiter?

Kurz zusammengefasst: Ich bin dann von Paris nach Düsseldorf gezogen und habe im Breidenbacherhof angefangen zu arbeiten. Bald darauf legte ich meinen Ex-Ehemann kennen, und bekam 1977 meinen Sohn. Ich wollte gerne selbständig arbeiten, um meinen Sohn bei mir zu haben. Da wurde in der Nähe meiner Wohnung ein Ladenlokal frei und ich dachte: „Den Laden nehme ich schon mal und dann kann ich mir ja überlegen, was ich damit mache - einen Friseursalon oder doch etwas anderes“. Innerhalb weniger Wochen habe ich mich entschieden, einen Laden zu eröffnen und dort Vintagemode zu verkaufen.

Dabei blieb es aber nicht.

Nein. Danach habe ich angefangen, Orginale Levi’s 501aus den USA zu importieren. Dazu kamen Carhartt ,Dickies’ - hunderte von Jeans in Ballen, das war damals absolut neu. Die Leute wollten den American Way of Life: Jeans, Gabardine Hemden, Cowboystiefel. Alle drei Monate war ich in deb USA und habe dort Kleidung und Lifstyleobjekte gesucht und sogar Autos nach Europa importiert. Es war eine aufregende Zeit und mein Sohn war immer dabei. Wir haben sogar aus der Wüste Stierschädel mitgebracht und selbst die Wet Floor Schilder am Flughafen waren nicht sicher vor mir. Ich wurde mutiger und mutiger und habe mir einen größeren Laden gesucht. Schließlich konnte ich den Laden am Fürstenplatz bekommen, es waren eigentlich drei Läden. Ich habe die Wände eingerissen und daraus ein sehr schönen großen Laden inklusive Galerie gemacht. Dort hatte ich dann 200 Quadratmeter zur Verfügung, die ich weiter mit meinen Beutezügen aus Amerika gefüllt habe, aber beginnend mit den 90er Jahren aus zunehmend mit Avantgarde-Mode, insbesondere die Belgier hatten es mir angetan.

Die kannte in Deutschland vermutlich kaum jemand.

Am Fürstenplatz habe ich viele grosse Avantgardedesigner präsentiert, die es sonst in Deutschland kaum oder gar nicht zu kaufen gab. Meiner war einer der ersten Läden mit Martin Margiela, Walter van Beirendonck, Jan Welvaert, Jean Paul Gaultier ,Vivienne Westwood, Marc LeBihan - das sind nur ein paar der Designer. Ich arbeitete auch noch lange noch mit Levi’s. In der Galerie stellten Künstler wie Frank Bauer, Jan schüler oder Achim Duchow ihre Arbeiten aus. Mein Laden war ein kreativer Treffpunkt in Düsseldorf. Das hat mir immer wahnsinnig viel Kraft gegeben.

Ganz schön mutig das Ganze, oder?

Heute wundere ich mich manchmal über meinen damaligen Mut, ich war so neugierig und offen. Aber ich habe halt immer gedacht 'Was soll denn schon schief gehen? Es kann ja nichts passieren' und es einfach gemacht. Meine Mutter hat früher zu mir gesagt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Sie denken jetzt vielleicht, ‚oh diese ollen Sprüche’, aber da steckt sehr viel Wahrheit drin. Das schlimmste was passieren kann, ist wenn man krank wird oder seelisch leiden muss. Alles andere ist nicht so schlimm, finde ich. Heute dreht sich aber alles viel mehr ums Geld, ich glaube, das, was ich damals gemacht habe, wäre heute so gar nicht mehr möglich.

Wie unterscheidet sich 1977 sonst noch von 2016?

Als ich den Laden damals eröffnet habe, gab es außer C&A und Biba keine Modeketten. H&M, Zara und Co., das gab es alles nicht. Wenn man kein Geld hatte, ging man zum Flohmarkt, oder veränderte selbst seine Kleidung. Ich habe immer Stoffstücke mit Sicherheitsnadeln zusammengeheftet, wie bei Vivienne Westwood. Dieser Mut und die Kreativität, sich in Szene zu setzen und herauszustechen, der ist irgendwie verloren gegangen.

Wenn ich heute zum Window Shopping auf die ‚Kö‘ gehe, bin ich immer wieder überrascht, wie sich alles gleicht. Es fehlt mir an Individuallität. Überall, weltweit, sieht man die selben Schaufensterdekorationen auf den großen Geschäftsstraßen und deshalb auch überall gleich gekleidete Menschen. Das macht mich schon ein bisschen traurig.

Heute befindet sich ELA Selected etwas abseits in einer Unterbilker Werkhalle auf dem ehemaligen Fabrikgelände der Liesegangfabrik. Wie kam es dazu?

Ich musste das Ladenlokal am Fürstenplatz nach 23 Jahren aufgeben, da es sehr feucht war und meiner Gesundheit nicht gutgetan hat. Dann habe ich einen neuen Laden in der Carlstadt gefunden. Das war dann aber auch nicht mein Platz. Nach drei Jahren dort und einer kurzen Pause suchte ich ein neuen Laden. Ich war schon drauf und dran, nach Hamburg umzuziehen, weil mein Sohn dort lebt und ich vorher mit einem Popup-Store eine sehr gute Erfahrung gemacht hatte. Dort traf ich mich mit einer befreundeten Designerin und sie riet mir, in Düsseldorf zu bleiben. Ich hatte ihr zuvor erzählt, dass ich von einem Laden im Hinterhof geträumt hatte, mit einer Rampe. Sie sagte, sie wüsste von genau so einem Laden, der gerade frei sei. Ich fuhr in der selben Nacht zurück nach Düsseldorf, zu der genannten Adresse, und sah mir die Immobilie an. Es war genau wie in meinem Traum. Am nächsten morgen rief ich den Vermieter an und sagte: „Ich nehme den Laden.“

Und die Entscheidung haben sie nicht bereut?

Nein. Obwohl ich alles von Grund auf sanieren lassen musste - es war 30 Jahre nichts daran gemacht worden. Mir gibt der Laden Energie. Mittlerweile bin ich im vierten Jahr hier und feiere insgesamt bald 39-jähriges Firmenjubiläum.

Finden Ihre Kunden Sie hier?

Meine Stammkunden finden mich, egal wo ich bin. Die Langjährigsten sind meinem Laden seit 25, 30 Jahren treu. Durch meine internationalen Designer und die Medien gewinne ich außerdem weiterhin viele neue und auch internationale Kunden, die das Individuelle suchen und die persönliche Beratung schätzen, dazu.

Sie haben auch eine eigene Kollektion herausgebracht, Ela Geometric Frottee. Was hat es damit auf sich?

Meine eigene Kollektion ,die ich nun seit vier Jahren in Düsseldorf fertige, ist Unisex und One size fits all. Das Besondere an ihr ist, dass sie nur aus geometrischen Formen besteht. Das kommt bei meinen Kundinnen grossartig an.

Ela Selected
Stylight