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Greenpeace deckt auf: Amazon zerstört weiter Neuware

Von Regina Henkel

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Die Umweltorganisation Greenpeace hat nach eigenen Ermittlungen herausgefunden, dass Amazon in Deutschland Neuware vernichtet. Genau das ist aber inzwischen gesetzlich verboten.

Amazon vernichtet Neuware

Die Anschuldigungen kann Greenpeace auch belegen: Die Organisation hatte einen „Rechercheur“ mehrere Wochen als Angestellten im Amazon-Logistikzentrum in Winsen, Niedersachsen, eingeschleust, der die Vernichtung von Neuware dokumentierte. Demnach gäbe es dort explizite „Destroy-Stationen“, wo originalverpackte Produkte für die Vernichtung vorsortiert würden. Mindestens eine LKW-Ladung nicht verkaufter Ware - von T-Shirts über Bücher bis hin zu fabrikneuen Elektroartikeln – würden so allein an einem Standort jede Woche vernichtet, so die Organisation.

Gesetz verbietet Vernichtung von Neuware

Dabei gibt es in Deutschland seit 2020 ein Gesetz, das genau diese Verschwendung von Ressourcen verbietet. Die sogenannte Obhutspflicht soll verhindern, dass intakte Ware zerstört wird. Doch bisher wird die Obhutspflicht weder umgesetzt noch von den Behörden überwacht, so Greenpeace. „Amazon setzt allein auf schnellen Umsatz und hält deshalb den Platz im Regal für wichtiger als das Produkt darin - eine klimaschädliche Ressourcenverschwendung!“, so Viola Wohlgemuth, Konsum-Expertin von Greenpeace.

Amazon ist nicht zum ersten Mal im Visier

Die jüngste Recherche entlarvt Amazon als Wiederholungstäter: 2019 deckte Greenpeace in Winsen erstmals auf, dass Amazon regelmäßig Neuware wegwirft. Die Enthüllung hatte dazu beigetragen, dass der Bundestag 2020 im Zuge einer Reform des Kreislaufwirtschaftsgesetzes neue Regeln für Händler eingeführt hat: Die Obhutspflicht schreibt laut Gesetzestext vor, „beim Vertrieb der Erzeugnisse, auch im Zusammenhang mit deren Rücknahme oder Rückgabe, dafür zu sorgen, dass die Gebrauchstauglichkeit der Erzeugnisse erhalten bleibt und diese nicht zu Abfall werden“.

Umgehung des Gesetzes?

Bei den Recherchen sei auch herausgekommen, dass Amazon das Gesetz umgehen wollte, indem es die intakte Retouren-Ware einfach selbst zerstören würde, bevor sie entsorgt würde. Ein Testlauf habe bereits stattgefunden, bei dem Textilien mit der Schere zerschnitten wurden. „Amazon plante bereits, ein Gesetz zu unterlaufen, bevor das Umweltministerium es überhaupt schafft, es anzuwenden! Bundesumweltministerin Svenja Schulze muss handeln, denn Ressourcenschutz ist Klimaschutz!“, so Wohlgemuth. „Das Vernichten von Neuwaren muss noch in dieser Legislaturperiode strafbar werden!“

Reaktion: Restpostenhändler wollen Amazon die Ware abkaufen

Als Reaktion auf die Vernichtung hat ein Restpostenhändler aus Nürnberg Amazon angeboten, die die Überhänge zu übernehmen. „Wir würden Amazon seine Restposten und auch die Restposten der FBA-Händler gern abkaufen und so vor der Entsorgung bewahren“, so Konstantinos Vasiadis, Geschäftsführer der Elvinci.de GmbH aus Nürnberg. „Wir haben die Infrastruktur und die Möglichkeiten, diese Mengen zu verarbeiten und an unsere Kunden weiterzuvermitteln, wo sie verkauft werden können”, so Vasiadis weiter. Elvinci ist darauf spezialisiert, Überbestände, Restposten und B-Ware zu kaufen und über eine KI-gestützte Plattform an Händler in ganz Europa zu vermitteln. Bisher sei es allerdings nicht möglich gewesen, einen Ansprechpartner bei Amazon zu finden.

Das Nachrichtenmagazin Panorama hat mit dem Material von Greenpeace über den Fall berichtet.

Foto: Greenpeace

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