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Karnevalskostüme – Zahlen, Trends, Nachhaltigkeit

Von Barbara Russ

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Ab heute, mit Weiberfastnacht, wird der Karneval auf den Straßen sichtbar. Zwar beginnt die närrische Zeit bereits im November, Ende Februar kulminiert sie aber in Form kostümierter Jecken, die von Luzern bis Nordbrabant auf den Straßen feiern. Das ist auch für eine Nische des Bekleidungseinzelhandels eine lukrative Angelegenheit: Die Hersteller von Kostümen, Hüten, Masken, Schminken und sonstigen Karnevals-Accessoires haben über den Handel in der Saison 2015/16 einen Umsatz von 288,9 Millionen Euro erzielt.

Karneval: Ein Wirtschaftsmotor

An aktuelle Zahlen zu Karneval zu kommen ist gar nicht so einfach. So schrieb Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, 2015 in der Zeitung Die Zeit, der Bund Deutscher Karneval habe errechnet, dass in der fünften Jahreszeit bundesweit zwei Milliarden Euro erwirtschaftet werden. 3.000 Unternehmen und mehr als 40.000 Mitarbeiter lebten laut Hüther ganzjährig vom Karneval, „etwas weniger als in der Solarbranche beschäftigt sind.“

In Deutschland bilden die Städte Köln, Mainz und Düsseldorf die Epizentren der fünften Jahreszeit. Boston Consulting berechnete 2009, dass allein der Kölner Karneval etwa auf 460 Millionen Euro Umsatz kommt. 165 Millionen Euro davon entfielen auf die Umsätze in der Gastronomie, 85 Millionen Euro gaben die Kölner für Kostüme und 75 Millionen Euro für den Transport mit Taxi, Zug, Bus, Bahn und Flugzeug aus. Weitere 30 Millionen Euro wurden laut dieser Untersuchung durch Tickets für Sitzungen umgesetzt und 6 Millionen Euro pro Session entfielen auf Orden und Schals.

Auf Düsseldorf entfallen rund 300 Millionen Euro Umsatz, berichtete die Rheinische Post in einem Beitrag von 2015. Die Industrie- und Handelskammer habe um die 100 Millionen Euro allein für die Teilnahme an Sitzungen, an Ausgaben für Kostüme, Taxifahrten und Übernachtungen ermittelt, außerdem flössen einige Millionen Euro an Steuereinnahmen zur fünften Jahreszeit zusätzlich in die Stadtkasse, heißt es in dem Artikel weiter.

Kostüme: Zahlen

Auch die Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwarenindustrie (DVSI) veröffentlicht regelmäßig Zahlen zu Karneval, von Ihr stammt die eingangs erwähnte Zahl von 288,9 Millionen Euro aus der Saison 2015/16. Gegen­über dem Karneval 2014/15 mit 273,6 Mio. Euro bedeutet das eine Steigerung von 5,6 Prozent. Der Umsatz zu Halloween 2015 mit 28,9 Mio. Euro ist darin allerdings auch enthalten. So setzte sich der Gesamtumsatz aus dem Verkauf von 2,34 Millionen Erwachsenenkostümen, 1,9 Millionen Kinder­kostümen, einer Million Perücken, 1,95 Millionen Hüten und 6,3 Mio. Schminksets zusammen. Spannend sind auch die Umfragen von Statista.de zum Durchschnittspreis der Kostüme. Demnach planten die Jahr 2014 befragten Männer im Durchschnitt 59,03 Euro für ihr Faschings-/Karnevalskostüm auszugeben, die Frauen lagen etwas darunter bei 48,09 Euro im Durchschnitt. Am meisten waren die 30-49 Jahre alten Umfrageteilnehmer bereit auszugeben.

Karnevalskostüme stationär und online

Wie profitabel das Geschäft mit dem Karneval sein kann, zeigt die in Deutschland wohl einzigartige Expansion des Familienunternehmens Deiters. 23 Stores gehören mittlerweile zum Laden-Netzwerk des Filialisten aus Frechen im Rhein-Erft-Kreis. Nahe der Zentrale wurde eine 3.000 Quadratmetergroße Lagerhalle errichtet, in der 200.000 dauerhaft vorrätige Kostüme untergebracht sind. Jährlich werden laut Auskunft des Unternehmens weitere 300.000 Kostüme angeliefert. Geschäftsführer Björn Lindert gibt Auskunft über das Geschäft: „Karnevalskostüme sind bundesweit Thema, weil viele von außerhalb in die Städte mit Karnevalsumzügen fahren. Klar liegen die klassischen Hochburgen Köln, Düsseldorf, Mainz und Frankfurt bei uns im Online-Bereich vorn. Auch aus Berlin kommen aber viele Bestellungen. Außerdem machen wir 2/3 unseres Jahresumsatzes weiterhin in der Karnevalszeit Januar und Februar.“

Ähnlich verhält sich das auch beim Online-Händler Karneval-Megastore.de. Das Unternehmen sieht die größte Herausforderung darin, den „Spagat zu meistern und dem Kunden das gewisse Etwas zu bieten. Fixkosten wollen bezahlt werden und dazu muss das Geschäft auch außerhalb von Fasching und Halloween überzeugend gestaltet werden.“ So setzen viele Kostümhändler in der Nebensaison auf Dirndl und Trachten. „Außerdem sind Fanartikel das ganze Jahr ein Thema,“ heißt es von Karneval-Megastore.de Daneben bilden hohe Retourenquoten eine Herausforderung im Online-Handel mit den Karnevalsverkleidungen: „Der Konsument, speziell in Deutschland, ist sehr geprägt von der Auswahlbestellung. Natürlich sind die hohen Retouren wirtschaftlich gesehen nicht gut. Doch wir sehen es sportlich und in erster Linie als Herausforderung, noch bessere Produkte anzubieten, noch bessere Produktbeschreibungen zu erstellen, und dem Kunden noch mehr Service zu bieten.“

Die Trends 2017

Die Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwarenindustrie nennt die Evergreens unter den Kostümen. Dazu gehörten bis heute Indianer-, Cowboy- und Prinzessinnen-Outfits. „Gern verkleideten sich deutsche Narren auch als Polizist oder Feuerwehrmann. Immer häufiger schlüpften Karneval-Enthusiasten in die Rolle ihrer Filmhelden - und griffen nach Star-Wars-, Spiderman-, Seeräuber- und Batman-Kostümen“, heißt es in der Mitteilung des DVSI.

Zu aktuellen Trends kann Björn Lindert weitere Auskunft erteilen: „Die Donald Trump-Perücke war dieses Jahr ein Kassenschlager, der erklärt sich natürlich dadurch, dass Trump medial sehr präsent war und sicherlich auch in den Umzügen thematisiert werden wird. Pantomime war ein weiterer Trend, den wir uns nicht unbedingt erklären können. Bei den Frauen liegen Märchenfiguren vorne, darunter Meerjungfrau, Schneewittchen oder Einhorn. Die Herren gehen stark auf Steampunk-Kostüme in diesem Jahr. Ein großer Trend, für Damen wie für Herren, ist außerdem alles, was leuchtet: LED-Jacken, LED-Schuhe.“

Karneval und Nachhaltigkeit, geht das?

Die Produktion von Karnevalsausrüstungen erfolgt laut DSVI nur noch zu einem kleinen Teil in Deutschland. Der Großteil kommt aus Fernost, Osteuropa und Nordafrika. Ein Kleidungsstück, dass nur wenige Tage im Jahr getragen wird und nur als „Spaßkauf“ verstanden wird, kann das wirklich nachhaltig sein? Ein Blick in die Regale zeigt: Zum großen Teil sind die Kleidungsstücke aus billigen Materialien hergestellt, die Verarbeitung lässt oft zu wünschen übrig und scheint im Vergleich zu alltäglichen Bekleidungsstücken minderwertig. Dem widerspricht Björn Lindert vehement: „Das Klischee, dass Karnevalskostüme minderwertige Ware sind, hält sich hartnäckig. Die Qualitätsansprüche seitens der Konsumenten steigen bei Karnevalskostümen ebenso wie bei anderen Textilien. Die Konsumenten sind mittlerweile bereit, auch für ein Kostüm über hundert Euro auszugeben. Unsere Kostüme fangen deshalb bei einer vernünftigen Preisrange an und sind alle waschbar. So ein Kostüm muss absolut nicht kurzlebig sein“

Auch bei dem reinen Online-Händler Karneval-Megastore.de sieht man die Nachhaltigkeit als gegeben: „Karneval an sich ist eine durchaus sehr nachhaltige und integrative Veranstaltung mit Tradition und Freude für Jedermann. Produkte für Kinder oder Schminkprodukte unterliegen strengen Anforderungen, die wir sorgfältig erfüllen. Dies ist Standard und wir als seriöses Unternehmen halten uns strikt an die Vorgaben. Wir können durch die Lieferanten-Auswahl und -Gespräche ganz gut einzuschätzen, wer unter welchen Bedingungen produziert. In letzter Konsequenz ist es aber natürlich nicht möglich, alle Abläufe zu kontrollieren, ohne permanent überall vor Ort zu sein.“

Fotos: DVSI Facebookseite,

Statistiken: Statista.de und handelsdaten.de

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