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Kleiderkreisel wird optional sicherer und damit gebührenpflichtig

Von Martina Michalsky

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Einzelhandel

Die Münchner Kleidertauschplattform Kleiderkreisel (KK) startet das neue Jahr mit dem heftig umstrittenen neuen Sicherheits-Service, der ein neues Bezahlsystem und Kosten für die Nutzer mit sich bringt. Bis März 2015 befindet sich das Modell in einer Testphase, um zu sehen, wie es bei den Käufern und Verkäufern auf Kleiderkreisel ankommt. Generell soll es Käufern auch danach noch freistehen, ob sie die neue sicherere Variante nutzen möchten oder nicht. Verkäufern eventuell nicht.

Letztes Jahr im Oktober war die Wut unter den Nutzern (‘Kreislern’) von Kleiderkreisel groß. Das Unternehmen kündigte schon damals das neue Bezahlsystem an, das für mehr Sicherheit für Käufer und Verkäufer sorgen soll, aber auch Kosten mit sich bringt. Darüber konnten die Kreisler jedoch gar nicht lachen und verbündeten sich zu einem wütenden Mob. Eine Nutzerin schrieb damals im KK-Forum: „Ich weiß nicht, ob du es bereits mitbekommen hast, aber das Kleiderkreisel Kommando wird Ende November ein neues Bezahlsystem einführen. Kurz gesagt: Es wird ein ‘Kaufen’-Button eingeführt, über den der Käufer ein Teil ‘sofort kaufen’ kann. Der Käufer bezahlt sofort über KK. Der Verkäufer wird per Mail benachrichtigt. Der Verkäufer muss innerhalb von fünf Tagen verschicken. KK behält das Geld ein, bis der Käufer bestätigt hat, dass das Paket bei ihm angekommen ist. Der Verkäufer muss den (versicherten) Versand vorstrecken. Falls der Käufer angibt, das Paket sei nicht/beschädigt/nicht der Artikelbeschreibung entsprechend angekommen, sieht der Verkäufer sein Geld nicht. Ist das Paket als ‘angekommen’ markiert, wird der Betrag dem Verkäufer auf sein "KK- Portemonnaie" gutgeschrieben. Damit kann man dann entweder bei KK einkaufen oder es auf sein normales Konto überweisen lassen. Außerdem: Der Verkäufer muss Gebühren von 10 Prozent des Artikelpreises plus 50 Cent pro Transaktion bezahlen. Das Ganze wird schön unter dem Deckmantel der Sicherheit erzählt und als ‘freiwillig’ betitelt. Für den Verkäufer ist dieses System allerdings Pflicht. Sobald ein Käufer sich dazu entscheidet, das System zu benutzen, muss der Verkäufer ihm den Artikel verkaufen.” Zufrieden und dankbar über mehr Sicherheit für die eigenen Bankdaten klingt anders. Die Einführung des endgültigen Systems wurde also vorerst verschoben.

Maximal sind 10 Euro fällig

Kleiderkreisel musste für die Neuerungen viel Kritik einstecken und hat sich deshalb mit den Anregungen und Aufregungen der Nutzer intensiv auseinandergesetzt und eine Lösung gefunden, die die Nutzer versöhnlicher stimmen konnte. Heute stellte KK sein angepasstes System in einer Meldung vor.

„Die Fälle, in denen unser Support-Team eingreifen musste, sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Betrug, verlorene Sendungen oder das Gefühl, nicht sicher einkaufen zu können, beschäftigen die Mitglieder", sagt Justas Janauskas, Geschäftsführer von Kleiderkreisel. „Wir haben der Kleiderkreisel-Community zugehört und getüftelt und freuen uns jetzt, den neuen Kreisel-Sicher-Service präsentieren zu können."

Heute Morgen schrieb das KK-Team im KK-Forum an seine Nutzer und erklärte das angepasste Sicherheits-/Bezahl-System: “Wir haben euch um Feedback zum neuen Bezahlsystem gebeten und ihr habt uns viele großartige Vorschläge genannt - vielen Dank! Einer der am häufigsten genannten Änderungswünsche ist die Möglichkeit, das Bezahlsystem für jeden Artikel einzeln an- und auszuschalten. Wir haben unsere Ärmel hochgekrempelt und daran gearbeitet. Und ab jetzt könnt ihr das so einstellen. Diese Option ist für alle Kreisler, die das Bezahlsystem in den Einstellungen ausgestellt haben, sichtbar.”

Damit es auch jeder versteht, folgte eine Erklärung: “Beim Anbieten beziehungsweise beim Aktualisieren von Artikeln erscheint die Option “sichere Bezahlung akzeptieren”, mit der ihr entscheidet ob dieser eine Artikel sofort und mit vollem Service gekauft werden kann. Akzeptiert ihr die sichere Bezahlung, wird der Artikel über den Kaufen-Button erhältlich sein. Verkäufer und Käufer erhalten dann den kompletten Kreisel-Sicher-Service, der die sichere Bezahlung über das Bezahlsystem, unseren eigenen Versandschutz, eine Begleitung durch den gesamten Transaktionsprozess und umfassenden Support beinhaltet. Nach wie vor könnt ihr das Bezahlsystem in euren Einstellungen “ausschalten” - eure Artikel haben dann keinen Kaufen-Button. Beachtet bitte, dass diese Einstellung nur über den Browser erledigt werden kann.”

Die Reaktionen der Nutzer waren bisher durch die Bank positiv (vereinzelte ewige Rebellen ausgeschlossen). Jedoch ist das neue System noch nicht vollständig abgeschlossen: “Wenn ihr nach dem Klick auf Anfragen keinen Kaufen-Button seht, dann heißt das, der Verkäufer akzeptiert momentan für diesen Artikel keine Zahlung über das Bezahlsystem. Aber in wenigen Tagen könnt ihr den Verkäufer ganz einfach und bequem darum bitten - mit einem Button direkt im Nachrichtenverlauf. Mehr Info dazu folgt bald schon.”

Die Gebühren bleiben, wie im Oktober bereits angekündigt, in dem neuen System verankert. Das “Sicherheitsnetz” kostet somit 10 Prozent vom Verkaufspreis des jeweiligen Artikels plus 50 Cent. Maximal sind 10 Euro fällig.

Bis März haben Verkäufer sowie Käufer die freie Wahl, ob sie KK mit oder ohne kostenpflichtigem “Sicherheitsnetz” verwenden wollen. Für Käufer bleibt dies auch nach März so, für die Verkäufer könnte sich das allerdings noch ändern. Das hängt davon ab, ob sich das “optionale Angebot bewährt”. Kleiderkreisel entstand aus einem kleinen Startup, das Martin Huber, Susanne Richter und Sophie Utikal 2009 gründeten. Die zwei Freundinnen, die sich seit Schulzeiten kennen, lernen Justas Janauskas, Erfinder der Idee von Kleiderkreisel, beim 'Couchsurfing' kennen. Huber stieg dann mit ein, als die zwei Frauen KK in Deutschland einführten. Heute beschäftigt Kleiderkreisel, im Ausland ‘Vinted’ genannt, mehr als 120 Mitarbeiter weltweit und konnte mit seinem Konzept, den Modekonsum neu zu definieren, auch Investoren begeistern. Für die letzte Expansion in die USA wurden dem deutschen Unternehmen 25 Millionen Euro von Wagniskapitalgebern Accel Partners und Insight Venture zur Verfügung gestellt.

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