LiveBuy: „Live-Shopping macht Online-Shopping weniger einsam“
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Online-Shopping wächst zwar seit Jahren, aber macht es auch Spaß? Live-Shopping-Spezialist LiveBuy aus Berlin bezweifelt das und will Onlinehändlern dabei helfen, mit Live-Streaming einen neuen Umsatzkanals zu erobern, mit dem der Einkauf auf dem Bildschirm zum Event wird.
In China ist Live-Shopping bereits ein Massenphänomen. Chinesische Live-Shopping Superstars wie Viya und Austin Li Jiaqi verkaufen innerhalb weniger Stunden auf TaoBao live Waren im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar. Jetzt nehmen die Online-Verkaufsaktionen per Livestream auch in Deutschland an Fahrt auf. LiveBuy aus Berlin ist ganz vorne mit dabei. Erst vor etwa einem Jahr gestartet, gehören schon Kunden wie Douglas, Sheego, Tamaris oder das Kadewe zum Kundenstamm – Douglas sendet bereits täglich. Gründer Alex von Harsdorf erklärt, worin die besonderen Chancen des neuen Kanals liegen und wie das Tech-Start-up Kunden dabei hilft, das Potenzial des Onlinehandels besser auszuschöpfen.
Was genau macht LiveBuy? Wie können Sie einen Händler oder eine Marke unterstützen?
Wenn man ehrlich ist - und jetzt in der Pandemie kennen wir alle dieses Gefühl ganz gut - gibt es kein Online-„Shopping“ im eigentlichen Sinne, sondern nur ein Online-Bedarfsgeschäft. Es gibt kein echtes Stöbern, keine Inspiration, all das lässt sich online nicht wie im stationären Handel umsetzen. Genau das ist unser Ansatz. Wir wollen die Freude am Online-Shopping steigern und unterstützen unsere Kunden dabei, Live-Shopping umzusetzen. Im Kern heißt das, dass wir die Technologie liefern, um Live-Shopping im eigenen Markenshop oder auch in Kombination mit anderen Onlinehändlern ausstrahlen zu können. Im Grunde braucht man dafür nicht mehr als ein Smartphone.
Warum glauben Sie, hat Live-Shopping in Deutschland eine Zukunft?
Die große Referenz ist China. Dort ist Smartphone-Live-Shopping schon ganz groß und hat sozusagen QVC übersprungen. Dort findet schon 20 Prozent des Onlinehandels per Live-Shopping statt, mit steigender Tendenz. All das hat sich nur innerhalb der letzten fünf bis sechs Jahre etabliert. Live-Shopping ist die Zukunft des Onlinehandels.
Onlinehändler haben hier so viele Möglichkeiten mit ihren Kunden in Kontakt zu kommen, über ihre Produkte zu erzählen. Es geht ja nicht nur darum, Live-Shopping mit Influencern zu machen, sondern auch die Geschäftsführer oder die Designer können das. Es geht darum, die Geschichte hinter den Produkten zu erzählen, und das können die Firmen selbst sehr gut. Das ist das Gegenteil von Hochglanz, sondern ganz authentisch und viel glaubwürdiger. Für Zuschauer ist das maximal interessant.
Live-Shopping hat in Deutschland noch ein Imageproblem, Sie haben QVC schon angesprochen. Wie wollen Sie das ändern?
Es kommt auf die Zielgruppe an. Die Idee ist ja, Produkte über Bewegtbild zu verkaufen, nur eben live. Und das heißt, man erlebt es gemeinsam und es ist interaktiv, das ist ein großer Unterschied. Alle Zuschauer können mitmachen, können Fragen stellen, Anregungen geben, können sich untereinander Tipps geben. Jeder sitzt in der ersten Reihe. Live-Shopping hat einen Spielcharakter bekommen, und ich als Händler weiß genau, wer zusieht.
Welche Marken und Händler nutzen bereits Live-Shopping?
Natürlich stehen wir in Deutschland noch am Anfang. Aber Händler wie beispielsweise Douglas senden schon jeden Tag. Weitere Kunden, die schon regelmäßig senden, sind beispielsweise Tamaris, Sheego, Eterna, Kadewe, Impressionen. Tamaris macht das auch schon für Russland.
Inwiefern nutzt Live-Shopping dem Umsatz? Welche Umsatzgrößen kann man erwarten?
Wir erreichen schon bis zu fünfstellige Zuschauerzahlen, aber es ist noch nicht so, dass innerhalb von Minuten Millionen umgesetzt werden. Aber die Conversion liegt zwischen 10 und 30 Prozent, zum Teil sogar höher. In der Stunde, in der das Event live ist, generiert man 40 Prozent des Tagesumsatzes. Das heißt, es kommt extrem gut an bei den Zuschauern. Die Kunden kaufen außerdem häufiger und besuchen den Webshop öfter, sie bauen eine Beziehung auf. Zudem hängt der Erfolg auch davon ab, wie offensiv man das Event bewirbt und auf der Website präsent macht.
Für wen eignet sich Live-Shopping? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Bevor man sich zu sehr den Kopf zerbricht, sollte immer das Ziel sein, regelmäßig zu streamen. Das ist das Tatort-Prinzip, jeden Sonntagabend. Wenn jede Show als einzelnes Event vermarktet werden muss, kann es schnell teuer werden. Wenn ich es dagegen schaffe, regelmäßig zur gleichen Zeit zu streamen, kann sich der Kunde darauf einstellen. Von da kann man es weiter ausbauen, wenn man will. Mit LiveBuy hat man dann sogar die Wahl, den Content im eigenen Onlineshop auszustrahlen oder auf angebundenen Händler- beziehungsweise Marktplatzseiten - für mehr Reichweite.
Wie legt man am besten los?
Das wäre mein zweiter Tipp: Man muss das Rad nicht neu erfinden. Sinn macht es, den Service mit einer neuen Kampagne zu starten und dann jede Saison beizubehalten, immer wenn neue Kollektionen rauskommen. ‚Behind the Scenes‘ eignet sich auch als Thema, oder man erklärt Prozesse, die Produktion, stellt Leute vor. Es gibt so viel zu erzählen, viel mehr als nur das Kleidungsstück auf dem Bügel zu zeigen. All das ist nichts Neues, es ist nur ein neuer Kanal. Und er ist viel authentischer als Hochglanzmagazine. Gerade für die jüngere Zielgruppe ist das wichtig, die wollen besser verstehen, wie es zu dem Produkt gekommen ist.
Wie werden Sie bezahlt? Und sorgen Sie auch für Reichweite?
Wir stellen die Infrastruktur zur Verfügung, bestehend aus einem Video Feed für das Shop Frontend - der ähnlich wie bei Tiktok das Browsen per Swipe ermöglicht, einer Creator App, einem Dashboard und Hosting. Gezahlt wird per View. Es gibt also keine Monatsgebühr, es wird nach der Anzahl der Zuschauer bezahlt. Wir arbeiten gerade daran, uns auch um die Reichweite zu kümmern. Zum einen über Live-Banner-Ads, zum anderen über Instagram, aber dort ohne die Shopping Funktion. Simulcasting nennt man das, also simultanes Broadcasting über mehrere Plattformen.
Wie sind Sie eigentlich darauf gekommen, LiveBuy zu gründen?
Meine Partner und ich haben zuvor schon andere Firmen aufgebaut. Unser Ziel war es, das Online-Shopping weniger einsam zu machen und die Freude am Shopping-Prozess zu steigern. Wir haben in den 2010er Jahren den Trend in Asien beobachtet und die Überzeugung geteilt, dass beim Online-Shopping viel verbessert werden kann.
Im März/April 2020 haben wir dann alles auf eine Karte gesetzt, interessanterweise mitten in der Pandemie. Im August haben wir LiveBuy gegründet, im Oktober fand das erste Live-Shopping bei Douglas statt. Seither haben wir knapp 1.500 Livestreams ausgestrahlt und haben 17 Mitarbeiter, die über ganz Europa verteilt sind. Wir arbeiten full remote, das haben wir einfach aus der Gründungsphase beibehalten, als alle zuhause gearbeitet haben.
Was ist Ihr Eindruck: Sehen wir im Weihnachtsgeschäft jetzt schon viel mehr Live-Shopping als im letzten Jahr?
Absolut! Wir sehen jetzt viel viel mehr Marken und höhere Zuschauerzahlen. Live-Shopping ist ein Phänomen, das jetzt beginnt. Je mehr mitmachen, desto mehr zieht es in den Alltag der Kunden ein. Desto mehr wird es Trend.
Fotos: LiveBuy