Modehändler klagen: Rabatte schlimmer als Online-Konkurrenz
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Dass es dem stationären Modehandel derzeit nicht besonders gut geht, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Es findet sich im Moment wohl kaum ein Händler, der keine rückläufigen Umsatzzahlen verkraften muss, und selbst die Flagship Stores großer Marken finanzieren sich eher durch Zuschüsse als durch Abverkäufe.
Doch wie schlecht geht es dem Modehandel in Deutschland wirklich? Eine repräsentative Umfrage des Handelsverbands Textil (BTE) aus dem Januar/Februar 2017 bringt nun endlich Licht ins Dunkel und zeigt, welche Probleme die Branche aktuell am stärksten belasten und wo die größten Ängste der Händler liegen. So mussten 43 Prozent der befragten Unternehmen im letzten Jahr rückläufige Umsätze hinnehmen, während 18 Prozent immerhin noch ein Pari gegenüber 2015 erzielen konnten. Was der Branche zugleich ein wenig Hoffnung gibt: 40 Prozent konnten sich über ein Umsatzplus freuen, das bei 20 Prozent sogar mehr als drei Prozent betrug.
Ähnlich war die Entwicklung bei den Erträgen: 35 Prozent meldeten ein verbessertes Betriebsergebnis, bei 23 Prozent war es gegenüber 2015 immerhin stabil. Die restlichen 41 Prozent mussten allerdings eine Verschlechterung verkraften. Belastet wurden die Erträge vor allem durch vielfach höhere Abschriften und Kosten. So haben sich die Preissenkungen im letzten Jahr bei 42 Prozent der Umfrageteilnehmer erhöht und nur bei 20 Prozent verringert. Die restlichen 38 Prozent meldete keine nennenswerte Veränderung. Kaum anders verlief die Entwicklung der Kosten, die sich bei 35 Prozent erhöhte, aber nur bei 24 Prozent verbesserte. 41 Prozent sahen keine Veränderung.
Auch eigene Lieferanten oft mitschuldig an der Krise
Frequenz und Durchschnittsbon blieben im langjährigen Trend: Während die Kundenzahl bei 69 Prozent der Teilnehmer sank, stieg der durchschnittliche Umsatz pro Kauf bei 53 Prozent. Nun könnte man meinen, dass die stets sinkende Kundenfrequenz, die von den meisten Experten auf die wachsende Zahl an Onlinebestellungen zurückgeführt wird, mehr oder weniger im Alleingang für den Zerfall des stationären Modehandels verantwortlich ist.
Doch ganz so einfach ist die Rechnung dann doch nicht, im Gegenteil: Glaubt man den Befragten, trägt die Branche selbst den größten Anteil an der Krise. So bereiten dem Textilfachhandel aktuell die zu frühen und umfangreichen Preisreduzierungen die größten Sorgen. Auf einer Skala von 1 (kein Problem) bis 10 (sehr großes Problem) bewerteten die Umfrageteilnehmer die zunehmenden Rabattschlachten in der Branche mit dem Spitzenwert von 9,0 als aktuell größtes Problem.
Erst auf Rang zwei taucht dann mit einem Wert von 7,8 der Onlinehandel auf. Die Gefahr, die von den Versandhändlern ausgeht, wird jedoch nur marginal höher eingeschätzt als weitere Negativ-Faktoren wie etwa die allgemein rückläufige Kundenfrequenz (7,7) oder der zunehmende Wettbewerb durch die eigenen Lieferanten (7,1).
Probleme bereitet den Händlern auch die unzureichende Warensteuerung im Saisonverlauf (5,9), Umsatzverluste bei bislang marktstarken Lieferanten (5,8), die Bindung und Gewinnung guter Mitarbeiter (5,7), die Entwicklung der Personalkosten (5,6), sowie ein zunehmender stationärer Wettbewerb durch vertikale Unternehmen (5,3) und die Entwicklung der Energiekosten (5,3).
Imageproblemen aufgrund der in den letzten Jahren immer wieder kritisierten Produktionsbedingungen in einigen asiatischen Fabriken sieht sich der Modehandel dagegen derzeit kaum ausgesetzt. Denn die überwiegende Mehrheit von 60 Prozent registrierte keine oder nur vereinzelte (33 Prozent) diesbezügliche Kundenfragen. Lediglich sieben Prozent berichten über ein verstärktes und anhaltendes Kundeninteresse an diesem Thema.
Wenn die Krise zum Dauerzustand wird, kann die Betroffenen wohl kaum noch etwas wirklich erschüttern. So sind die Erwartungen des Modehandels für 2017 sogar eher zuversichtlich: 39 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem Umsatzplus, weitere 40 Prozent mit einem Pari und lediglich 21 Prozent mit einem Rückgang.
Foto: Karl-Heinz Laube / pixelio.de