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Modehandel: Ende der Gigantomanie in Sicht?

Von Reinhold Koehler

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Einzelhandel

Wer in den vergangenen Jahren die Mietpreisentwicklung für Gewerbeimmobilien verfolgt hat, wusste recht genau über aktuelle Trends in den Marketingstrategien der Modeunternehmen Bescheid. Der Umstand, dass immer mehr internationale Modekonzerne den deutschen Markt als eines der wichtigsten Absatzgebiete einstuften, zeigte sich direkt in der Flächennachfrage – vor allem in den beliebten Shoppingregionen der deutschen Großstädte.

Hier prägte in den letzten Jahren vor allem eine recht monokulturelle Hochglanz-Gigantomanie die örtlichen Szenerien. Wo früher noch eine ganze Ansammlung kleiner Modegeschäfte angesiedelt war, wurden nun Flächen zusammengelegt, Stockwerke durchbrochen und ganze Etagen besetzt. Internationale Modeketten mieteten Gewerbeflächen im großen Stil und verdrängten so nicht nur die kleinen Bestandsmieter sondern sorgten auch für einen horrenden Anstieg der Mietpreise.

Kleine Flächen immer beliebter

Angesichts der Tatsache, dass es dem stationären Modehandel im Jahr 2015 nicht mehr ganz so gut ging, macht sich nun auch in der Mietstatistik bemerkbar. Vorbei scheinen die Zeiten der Großmannssucht und des Flächen-Gigantismus der vertikalen Modeanbieter, und die Branche sucht wieder nach kleinen, exklusiven Standorten.

Laut einer aktuellen Studie des Immobilienunternehmens JLL hat das Anmietungsvolumen zwar insgesamt zugenommen und war mit 1.077 Abschlüssen so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr, der Fokus lag aber eindeutig auf kleineren Flächen bis 100 Quadratmeter. So standen am Ende des Jahres zwar mehr Neuvermietungen zu Buche, der Flächenumsatz sank jedoch im Vergleich zu 2014 um rund zehn Prozent auf 524.700 Quadratmeter.

Die Vermietungen unter 100 Quadratmetern machten hingegen rund ein Viertel aller Abschlüsse aus. Das Segment mit mehr als 1.000 Quadratmetern konnte derweil sein Vorjahresniveau nicht verteidigen und erreichte nur noch einen Anteil von 13 Prozent der abgeschlossenen Mietverträge gegenüber 17 Prozent im Vorjahr.

Rund 205.000 Quadratmeter des Flächenvolumens gingen dabei auf die Big Ten Standorte, die im Abschlussquartal für die Hälfte aller Deals sorgten und so ihren Anteil für das Gesamtjahr leicht von 38 auf 40 Prozent ausbauen konnten. Primus unter den Big Ten bleibt weiterhin die Hauptstadt Berlin mit 48.400 Quadratmetern, was rund 18 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Auch das zweitplatzierte Hamburg verbuchte mit 27.000 Quadratmetern rund 8000 Quadratmeter weniger als im Jahr 2014. Seinen stabilen Auftritt mit jeweils mehr als 20.000 Quadratmetern in den vergangenen vier Jahren setzte derweil Köln fort und liegt mit 24.800 Quadratmetern auf dem dritten Platz, vor dem rheinischen Rivalen Düsseldorf und München mit je 23.900 Quadratmetern.

Stärkster Flächenumsatzbringer war erneut die Tetxtilbranche mit rund 37 Prozent Anteil am Gesamtmarkt. Die Krise ist hier jedoch durchaus spürbar, denn im Vorjahr hatte der Anteil der Modegeschäfte noch 41 Prozent betragen. Die Young-Fashion-Anbieter Reserved und Superdry gehörten dabei zu den agilsten Akteuren. Ihr Segment machte unter den Textilhändlern 29 Prozent aus. Mit je einem Fünftel folgen Bekleidungshäuser und Discounter.

Foto: FotoHiero / pixelio.de

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