Nach Esprit-Pleite: Wie ein Franchisenehmer aus den Niederlanden auf ein Multibrand-Konzept umstieg
28. März 2025
Was bedeutete die Insolvenz von Esprit für die vielen Franchisenehmer, deren Unternehmen auf Gedeih und Verderb mit der Marke Esprit verbunden waren? Ein langjähriger Esprit-Franchisenehmer aus den Niederlanden berichtet, wie es für ihn weiterging.
Es war wohl nicht der Schritt, den er mitten in der Hochsaison von sich aus getan hätte: die komplette Umgestaltung seiner Läden. Doch aufgrund der Unruhe bei seinem Franchise-Geber Esprit musste der niederländische Unternehmer Bob van Lingen handeln. Ende März eröffnet die letzte seiner fünf Filialen mit neuem Konzept und neuem Namen: Cotta. Obwohl es eine herausfordernde Zeit war, sieht Van Lingen, wie sich viele Türen in Form neuer Kontakte, neuer Marken und neuer Energie geöffnet haben.
Van Lingen führte lange Zeit fünf Esprit-Franchisefilialen im Süden der Niederlande. Sogar eine Expansion stand auf dem Plan, denn sein Unternehmen sollte die Filialen eines Kollegen übernehmen. „Es war auf europäischer Ebene besprochen und von Esprit genehmigt“, erklärt Van Lingen in einem Telefongespräch. Zu dieser Zeit schlossen jedoch immer mehr Esprit-Filialen in den umliegenden Ländern: „Das war durchaus nachvollziehbar, denn Esprit sagte, dass diese Filialen seit Jahren Verluste machten.“ Es wurde nicht besser, und Van Lingen beschloss, nicht länger abzuwarten. „Da habe ich gesagt, dass wir uns ansehen, welche attraktiven Marken es gibt.“ Als Esprit im Mai 2024 ein Insolvenzverfahren in Deutschland einleitete, ergriff der Unternehmer die Initiative und traf Vereinbarungen mit Wholesale-Marken.
Innerhalb weniger Wochen traf die erste Ware ein, geliefert aus den bestehenden Lagerbeständen der Marken. „Darüber waren wir sehr froh, und so haben wir angefangen.“ Das Esprit-Logo hing jedoch noch an der Wand, und die Kund:innen bemerkten erst in den Umkleidekabinen oder an der Kasse, dass sie eine andere Marke als Esprit kauften.
Von Esprit zu Cotta: Wie Franchisenehmer Bob van Lingen seine Geschäfte neu erfand
Als die Nachricht eines möglichen Esprit-Konkurses die Runde machte, wirkte sich der Name Esprit das negativ auf das Geschäft aus. „Besonders die Mitarbeitenden in den Filialen litten darunter. Kund:innen sagten während des Schlussverkaufs im Juli: ‚30 Prozent Rabatt? Ihr seid doch insolvent, da geht bestimmt noch mehr.‘ Aber so war es nicht. Für die Mitarbeitenden im Verkauf war es unangenehm, dies ständig erklären zu müssen.“
Mit der Aktion „Esprit hört auf, wir machen weiter“ rief das Unternehmen Kund:innen dazu auf, über einen neuen Namen nachzudenken. Insgesamt gingen über 800 Vorschläge ein. Schließlich entschied man sich für Cotta, der Name prangt nun an allen Fassaden. Auch das Interieur wurde überarbeitet. „Das Esprit-Konzept war recht neutral.“ Also wurden verschiedene Farben und neue Elemente hinzugefügt. „Wir hatten eine Wunschliste, aber das letzte Jahr war finanziell nicht unser bestes, daher mussten wir kreativ sein.“ Zunächst wurde nur ein Teil der Wunschliste umgesetzt, der Rest folgt später. „Wenn man jetzt Cotta betritt, hat man nicht das Gefühl, bei Esprit zu sein.“
Das Sortiment bei Cotta umfasst mittlerweile Garcia, Street One, Casual Friday, LolaLiza, Soaked, Didriksons, St. Tropez und Part Two. „Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Marken bekommen wir auch wieder andere Ideen und eine andere Sicht auf den Einzelhandel“, erzählt Van Lingen begeistert. „Wir waren mit Esprit etwas festgefahren. Wir waren eins mit der Marke, und dann schmerzt es, wenn durch Missmanagement vieles schiefgeht. Man sieht es aus der Ferne geschehen und hat wenig Einfluss darauf.“
Eine Tür schließt sich, viele andere öffnen sich für den ehemaligen Esprit-Franchisenehmer
Dennoch ist der Unternehmer dankbar. „Wir hatten recht schnell den Gedanken: Hätten wir das nur früher gemacht.“ Auch wenn er zugibt, dass er ohne die Insolvenz von Esprit diesen Schritt nie gewagt hätte. „Aber jetzt mussten wir.“ Die Begeisterung von Van Lingen ist auch auf der Verkaufsfläche spürbar, so der Unternehmer. „Sie sind wirklich begeistert von bestimmten Produkten. Ich sehe es auch an den Mitarbeitendeneinkäufen, die enorm gestiegen sind“, lacht er. „Das zeigt, dass ihnen gefällt, was hier alles reinkommt.“
Nicht nur das Personal kauft gerne ein, das neue Sortiment kommt auch bei den Kund:innen gut an. „Sobald neue Marken im Geschäft eintrafen, konnten wir im Vergleich zum Vorjahr ein Plus verzeichnen.“ Wobei Van Lingen relativiert, dass im ersten Halbjahr 2024 auch viel Umsatz verloren ging, da zwischenzeitlich keine Ware vorhanden war. Aber seit August gibt es jeden Monat Wachstum. „Was wir im zweiten Quartal 2024 verpasst haben, werden wir nicht mehr aufholen. In der Region Zeeland ist das zweite Quartal ein sehr wichtiges Quartal, und das haben wir komplett verpasst.“ Doch die Ergebnisse seit August stimmen zuversichtlich. „Es war ein guter Schritt, den wir gemacht haben.“
Von einem Franchise-Geschäft zu einem Multibrand-Store zu wechseln, ist und bleibt eine Umstellung. „Es ist mehr Arbeit, das muss sich erst noch einspielen, auch hier im Büro. Wer macht was? Das muss sich alles noch finden.“ Mit der Wiedereröffnung des Geschäfts in Middelburg kehrt zumindest etwas Ruhe ein. „Wir haben so viel Resonanz bekommen, Marken rufen an, aber auch Unternehmer:innen, die einen Kaffee trinken möchten. Dann sage ich ihnen: Lassen Sie mich erst einmal dieses Projekt erfolgreich etablieren“, sagt er lachend. „Man sieht: Eine Tür schließt sich, aber viele andere öffnen sich. Das ist beispiellos.“
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