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Ordersaison FW23: So bestellt Veronique Gallé von Reset Fashion

Von Nora Veerman

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Einzelhandel |Interview

Veronique Gallé am Eingang ihres Geschäfts Reset Fashion. Bild: Veronique Gallé

Für Veronique Gallé, Inhaberin des Damenmodegeschäfts Reset Fashion im niederländischen Arnheim, ist das Glas ist immer halb voll. Das sagt sie selbst, mit fröhlicher Stimme, als FashionUnited in den ersten Wochen der Messesaison mit ihr telefoniert. Gallé beginnt die Beschaffung der Herbstkollektion 2023 mit dem für sie typischen Optimismus, trotz der Herausforderungen, vor denen der stationäre Mode-Einzelhandel heute steht. 

Ihr Geschäft war bis vor einem Jahrzehnt ein Franchisegeschäft der Marken Jackpot und Partout, das jedoch aufgegeben wurde. Gallé übernahm damals das Geschäft und gab ihm seinen neuen Namen: Reset Fashion, eine Anspielung auf den Wandel, den das Geschäft damals durchlief, und auf die ständige Innovation, die die Mode bietet. Gallé bietet ihrer Kundschaft einen täglichen modischen „Reset“ mit einer breiten Palette von Marken, darunter Nukus, Opus, Beaumont und Gestuz.

Wie würden Sie den Stil von Reset in wenigen Worten beschreiben?

Der Stil von Reset ist modebewusst, aber wir haben auch Basics - und ich spreche von schöneren, luxuriöseren Basics. Wir entscheiden uns für Qualität und gute Stoffe - ich mag keine Rüschen und keinen Schnickschnack. In wenigen Worten könnte man den Stil als Business Casual mit sportlichem Einschlag bezeichnen.

Wo sind Sie gerade im Orderprozess?

Ich stehe noch am Anfang, aber wir müssen auch nicht immer so früh bestellen. Einige unserer Marken sind zeitlich sehr nah am Markt, vor allem Opus und Someday - deren Herbstkollektion kaufe ich normalerweise erst im Frühsommer. Ich finde es gut, dass ich nicht schon jetzt alles für den nächsten Herbst bestellen muss, da ich dann später im Jahr besser auf den Markt reagieren kann. Dann kann ich immer noch sehen, wie sich die Dinge in den kommenden Monaten entwickeln, was ich weniger bestellen sollte oder wo es mehr Nachfrage gibt.

Bestellen Sie auch nach Gefühl?

Ja, auf jeden Fall. Auch Kleidung ist immer noch ein Gefühl. Die Erfahrung beim Einkaufen ist wichtig - sonst würden ja alle ihre Kleidung im Internet kaufen. Und Erfahrung ist das, was man bekommt, wenn man selbst mit Erfahrung bestellt. Manchmal muss man auch einfach etwas Neues ausprobieren, um voranzukommen. Ich liebe das.

Woher kommt also Ihre Inspiration?

Vor allem von den Zeitschriften, die ich abonniert habe. Manchmal von Fernsehsendungen: die Modeartikel auf RTL Boulevard zum Beispiel - obwohl ich sie manchmal etwas ‘over the top’ finde - oder ich schaue, was die Moderator:innen tragen. Aber ich schaue mir auch einfach meine Umgebung im Alltag sehr genau an.

Natürlich präsentieren die Marken, mit denen wir zusammenarbeiten, selbst immer wieder neue Artikel. Die bekomme ich über das Internet zu sehen oder die Marken schicken uns Lookbooks, dann können wir uns auch anschauen, was wir interessant finden.

In diesem Winter kann ich nicht zur Modefabriek fahren, aber ich war letzten Sommer mit dem Team dort und wir haben uns gründlich umgesehen. Ich finde es gut, wenn meine Kolleg:innen ab und zu in die Mode reinschnuppern können und sehen, was angeboten wird.

Wie sieht Ihr Orderprozess aus?

Ich habe eine Reihe von Partnermarken. Dazu gehören Opus, Someday und Nukus. Mit ihnen vereinbare ich eine bestimmte Anzahl von Quadratmetern Verkaufsfläche, die wir dann gemeinsam bestücken. Ich besuche diese Marken, um mir die Kollektionen anzusehen. Vor der Bestellung besprechen wir auch gemeinsam unsere Erwartungen für die Saison: Wie sich die Verbraucher:innen verhalten und ob sie vorsichtiger einkaufen werden oder nicht? Daraus ergibt sich am Ende ein gewisses Budget, das ich dann auch einigermaßen einhalte.

Diese Marken sind die Säulen, auf die wir uns stützen. Das bedeutet nicht, dass wir auf Lebenszeit aneinander gebunden sind, sondern vor allem, dass wir eng zusammenarbeiten, auch in Bezug auf Flexibilität und Nachbestellungen. Opus und Someday sind in dieser Hinsicht besonders innovativ: Bei ihnen kann ich einen Artikel über eine spezielle B2B-App nachbestellen und ihn direkt an die Kund:innen schicken lassen. Ich bekomme nur die Rechnung. Das heißt, dass ich auch den Umsatz bekomme, statt eines Onlineshops, in den die Kund:innen auch hätten gehen können.

Für den Einkauf ist diese Flexibilität von Vorteil. Ich muss nicht die ganze finanzielle Verantwortung übernehmen: Als Einzelhändler und Marke übernehmen wir sie zusammen.

Haben diese Marken noch ein Mitspracherecht bei der Gestaltung ihrer Fläche im Geschäft?

Eigentlich nicht, aber was zählt: Opus und Someday bieten sehr schöne Werbefotografien für einige Artikel zur Verwendung in Geschäften an. Diese kann man dann neben einer schönen Schaufensterpuppe aufhängen. Das gibt ein starkes Bild. Das Ziel ist natürlich, diese Artikel extra zu verkaufen, und ich mache da mit. Aber wenn ich etwas absolut nicht will, weil ich glaube, dass es nicht funktioniert, dann werde ich es auch nicht tun.

Wie funktioniert dies mit anderen Marken?

Wir haben auch viele Hosenmarken wie Angels, Florèz und Para Mi und sogar eine altmodische Hosenwand. Gerade weil wir so viele Hosen anbieten, kommen viele Frauen zu uns, um eine gute Hose zu finden, was schwer ist. Wenn sie fündig werden, kommen sie oft zurück, um sie erneut zu kaufen oder um etwas Passendes dazu zu finden, wie etwa ein Oberteil oder einen Gürtel. Wir haben auch eine Menge Jacken. Jackpot hat sich stark auf Oberbekleidung konzentriert, so dass Kund:innen erwarten, dass sie diese auch hier bekommen können. Mäntel sind eine ziemlich riskante Kategorie, aber ich kaufe sie trotzdem gut ein. Dann schaue ich: was passt noch zu diesen Kleidungsstücken? Und was ist neu? Innovation ist wichtig, auch für uns als Geschäft. 

Arbeiten Sie seit langem mit denselben Marken oder wechseln Sie regelmäßig?

Ich bin nicht daran interessiert, die Marke zu wechseln. In dieser Hinsicht bin ich sehr gewissenhaft. Ich bleibe bei meinen Entscheidungen. Selbst wer eine Marke aufgeben will, sollte sie erst einmal ein paar Saisonen lang ausprobieren, denke ich. Aber Marken kommen und gehen natürlich von selbst, da kann man nichts machen.

Neben unseren Hauptmarken haben wir auch einige kleinere Marken: unsere Hingucker, wie ich sie nenne. Das sind die Marken, die sich im Schaufenster gut machen, wie Anna Alcazar oder Sophie Schnoor - diese Marke ist für uns noch recht jung, aber sie ist ein echter ‘Eyecatcher’. Damit kann man sein Schaufenster aufwerten. So mache ich es auch: Wenn ich auf etwas stoße, von dem ich denke, ‘oh, das gefällt mir’, dann nehme ich es auf.

Hingucker haben manchmal ihren Preis. Was fällt Ihnen an der Inflation auf, und wie gehen Sie damit um?

Alle müssen damit umgehen, auch wir. Natürlich ist es schwierig, aber ich bin seit 35 Jahren im Einzelhandel tätig und weiß, dass es immer Höhen und Tiefen geben wird. Ich glaube zwar, dass die Inflation einen Einfluss hat, aber trotzdem, wenn ich jetzt einen sehr teuren, schönen Blazer in den sozialen Medien poste, ist er innerhalb einer Woche verkauft – der teuerste Blazer. Sollte man wegen der Inflation keine teuren Blazer mehr kaufen? Sie verkaufen sich einfach. Value for money heißt das, das ist typisch niederländisch: Wenn es das Geld wert ist, werden die Niederländer:innen es auch ausgeben.

Außerdem wird alles teurer, und gespart werden kann nicht nur in der Länge, sondern natürlich auch in der Breite. Ich denke, die Menschen werden noch klarer entscheiden, nicht nur wofür sie ihr Geld ausgeben, sondern auch, wo sie es ausgeben. Deshalb ist es wichtig, als Unternehmer unverwechselbar zu bleiben. Das bedeutet: aktiv bleiben, innovativ sein, Dinge organisieren. Private shopping, Shows, Veranstaltungen... Es muss etwas zu sehen und zu erleben sein, damit bezieht man die Kundschaft ein.

Was mich als Mode-Einzelhändlerin betrifft, so ist es besser, nicht zu wenig zu bestellen. Man denke an die Auslage eines Metzgers: Wenn sie nur halb voll ist, denken wir als Verbraucher:innen schnell ‘Na ja, der hat keine große Auswahl’. Das Gleiche gilt für Modegeschäfte. Sicheres Bestellen funktioniert nicht, denke ich. Ich persönlich ziehe es vor, aufregende Dinge in meinen Kollektionen zu behalten, denn dann ist es wahrscheinlicher, dass ich sie verkaufe - und wenn nicht, verkaufe ich sie eben später. Also Spannung, auch wenn der Markt unsicher ist. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Man muss auf seinem eigenen Weg bleiben und an sich selbst glauben. Das ist das Beste, was man tun kann.

Als Einzelhändlerin haben Sie natürlich mit Preiserhöhungen zu kämpfen. Geben Sie diese an die Kundschaft weiter oder gehen Sie bei der Marge Kompromisse ein? 

Ich würde sagen, wir sollten uns in diesem und im nächsten Jahr als Einzelhändler mit etwas weniger zufrieden geben. Ich schaue etwas genauer auf die Lebenshaltungskosten, aber ansonsten ändere ich nicht viel.

Welche anderen Entwicklungen wirken sich in diesem Jahr auf Ihren Orderprozess aus?

Ich beschäftige mich mehr und mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit. Ich möchte keine Produkte kaufen, die aus hundert Prozent Polyester sind, und ich recherchiere, wie und wo die Kleidungsstücke hergestellt werden. Ich bevorzuge Produkte, die aus den Niederlanden oder anderen europäischen Ländern stammen. Ich bin nicht 'grüner als grün', das gebe ich zu, aber ich glaube, es hilft wirklich, wenn wir uns alle ein bisschen mehr Mühe geben. In dieser Hinsicht würde ich lieber höhere Preise und eine längere Lebensdauer wählen als billig und schnell.

Ergreifen Sie dabei hauptsächlich selbst die Initiative, oder tun das auch die Marken, mit denen Sie zusammenarbeiten?

Die Marken, mit denen ich zusammenarbeite, wissen, dass ich mich für Nachhaltigkeit einsetze, und sie tun es oft auch selbst. Aber das Wichtigste ist: Die Kund:innen fragen danach, also muss ich ihnen etwas darüber erzählen können. Sie können dann auf dieser Grundlage ihre eigene Wahl treffen.

Was erwarten Sie von dieser Saison?

Es wird ein aufregender Herbst werden. Wie werden sich die Preise entwickeln, was wird mit der Energie passieren? Ich glaube nicht, dass es ein einfacher Herbst werden wird, aber gut - es kommt darauf an, was man daraus macht.

Dieser übersetzte Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl.

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