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Ordersaison SS23: Worauf Tanja Telders-Breukers bei Le Marais in Maastricht setzt

Von Marthe Stroom

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Einzelhandel|Interview
Tanja Telders-Breukers, Eigentümerin und Einkäuferin bei Le Marais

Die Boutique Le Marais wurde 1997 eröffnet und hat sich seitdem zu einer festen Größe der Einzelhandelslandschaft in Maastricht entwickelt. Auf 140 Quadratmetern bietet das Geschäft Mode und Accessoires. Tanja Telders-Breukers übernahm Le Marais 2001, nachdem sie dort viele Jahre lang als Vertreterin gearbeitet hatte. Heute ist Le Marais als Boutique mit persönlichem Service und schickem Touch bekannt. Aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung kennt Tanja Telders-Breukers die Ordersaison in ihrem Segment durch und durch. Mit FashionUnited teilte sie ihre Strategien, ihre Meinung zu Modemessen und ihre Ansichten über die Zukunft.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration für die neue Saison?

Ich schaue mir hauptsächlich die Zeitschriften an. Auch Natur, Architektur und Kunst spielen für mich eine große Rolle. Und natürlich meine Kundschaft. Jeden Tag schaue ich mir an, wer reinkommt, was ich bei den Menschen sehe. Dann denke ich oft: Das werde ich auch ordern! Im niederländischen Süden haben wir oft schön gekleidete Damen zu Besuch, besonders jetzt, wo die große Kunstmesse Tefaf in Maastricht stattfindet. Die Mode, die an den Kundinnen zu sehen bekomme, ist sehr inspirierend. Das bringt uns zurück zum Element der Kunst: Menschen, die Kunst und Reisen lieben, geben mir oft das gewisse Extra an Inspiration. Ich finde übrigens auch viel auf Instagram.

Natur und Architektur als Inspirationsquelle, bedeutet das, dass Sie weniger empfänglich für Trends sind?

Natürlich schaue ich, was die Trends sind, zum Beispiel durch Farbkarten, aber ich halte auch an bestimmten Werten fest. Die neutralen Töne sind bei uns sowieso immer dabei, aber speziell für 2023 sehe ich zum Beispiel, dass die Farbe Dunkelbraun zurückkommt. In der letzten Saison habe ich auch in letzter Minute ein paar knallige Farben gekauft, die sich als sehr erfolgreich erwiesen haben, und das war auch auf der Grundlage eines Trendberichts. Gelb, Violett, leuchtendes Grün, das sind wirklich die Akzentfarben des Jahres 2023.

Wie gehen Sie während der Ordersaison vor?

Nach mehr als 21 Jahren Erfahrung basiert mein Einkauf wirklich auf meinem Gefühl. Normalerweise beginne ich damit, Termine mit Agenturen zu vereinbaren. Ich plane das an den freien Tagen, Montag und Dienstag. Vorzugsweise an einem Tag, so gegen vier oder fünf Uhr, damit ich alles noch frisch im Kopf habe und eine gute Vorstellung davon habe, was ich gesehen habe und wie es zusammenpasst. Auf diese Weise kann ich eine schöne Kombination von Stücken aus den verschiedenen Kollektionen zusammenstellen. Nachbestellungen spielen bei uns ebenfalls eine große Rolle: mindestens zwanzig Prozent unseres Bestands werden nachbestellt. Es gibt nicht immer die Möglichkeit dazu, aber bei Marken mit einem starken B2B-Service, zu denen ich auch einen guten Kontakt habe, wie Bellerose, Closed und No Man's Land, gibt es Raum dafür. Die Eröffnung des Webshops hat ebenfalls dazu beigetragen, da ich nun in größerer Stückzahl einkaufe. Ich möchte aber nicht so weit gehen, dass am Ende ganz Maastricht in den gleichen Kleidern herumläuft. Aber zum Glück sind viele unserer Kund:innen Touristen, so dass das nicht so schlimm ist.

Welche Rolle spielen die Modemessen für Sie?

Individuelle Besuche bei bestimmten Marken haben für mich Vorrang. Früher habe ich die Tranoï-Messe in Paris besucht, aber wegen der Corona-Krise habe ich das jetzt seit über drei Jahren nicht mehr getan. Es steht nun wieder auf der Tagesordnung. Auf Messen finde ich oft das ‚Sahnehäubchen‘ meiner Kollektion: das gewisse Extra, das mir noch fehlt. Das können kleine Accessoires sein, oder interessante Marken, die ich noch nicht kenne. Ich finde auch, dass die Tranoï eine sehr schöne Messe ist, die man gut besuchen kann. Sie ist gut organisiert und liegt mitten in der Stadt. Und auch die Straßen von Paris sind an diesen Tagen ein einziger großer Laufsteg. Es macht mir immer Spaß und bringt auch viel, das Straßenbild in der Gegend zu beobachten.

Die Modefabriek in Amsterdam steht natürlich auch an. Ich werde auf jeden Fall hingehen und sehen, wie es ist, aber ich glaube nicht, dass ich dort etwas Neues finden werde. Ich habe mich schon immer zu Paris hingezogen gefühlt, was angesichts des Namens des Ladens vielleicht gar nicht so seltsam ist. Die Stadt passt perfekt zu dem Geschäft.

Tanja Telders-Breukers, Eigentümerin und Einkäuferin bei Le Marais

In den letzten Jahren hat es viele digitale Entwicklungen gegeben. Gibt es digitale Einkaufstools, die Sie jetzt nutzen, die Sie früher nicht genutzt haben?

Ich habe vor kurzem Turnschuhe von New Balance digital gekauft, aber ich bin kein Fan davon. Ich mag es, Dinge zu fühlen und sie live zu sehen, und genau das ist es, was ich hier erlebt habe. Ich habe immer wieder gefragt, ob man weiter heranzoomen kann! Es ist schön, dass wir über die digitalen Möglichkeiten viel verkaufen können, aber viele Menschen, mich eingeschlossen, geben dem physischen Kauf weiterhin den Vorzug.

Ich nutze gelegentlich die Online-Plattform Traede. Hier präsentieren sich Marken aus der ganzen Welt auf digitalem Wege. Das ist besonders nützlich, um Marken zu entdecken, die in der eigenen Region nicht so häufig verkauft werden. Ich mag das besonders für Accessoires. Ich habe zum Beispiel ein paar sehr schöne Socken aus L.A. gekauft, die nur in einigen wenigen Geschäften in den Benelux-Ländern verkauft werden. Man kann auch sofort ordern, was sehr praktisch ist, wenn man in letzter Minute noch etwas braucht. Letztes Jahr hat Traede eine Niederlassung in den Benelux-Ländern eröffnet, so dass Sie sich nicht mehr mit komplizierten Steuervorschriften herumschlagen müssen.

Was sind Ihre Erwartungen für die F/S23-Saison?

Gute Frage. Natürlich gibt es Preiserhöhungen, und auch in anderen Bereichen ändert sich so vieles so schnell. Das ist das erste Mal, dass ich mich wirklich frage: Was wird passieren? Deshalb bin ich in dieser Saison besonders aufmerksam. Normalerweise kümmere ich mich zum Beispiel nicht so sehr um die Preise, aber jetzt betrachte ich sie viel bewusster. Ich bin mir vor allem bewusst, dass alles teurer wird, und ich frage mich bereits, wie ich es selbst verkaufen kann. Die Frage ist eigentlich: Wie gehen die Menschen mit dieser neuen Form der Wirtschaftskrise um? Oder vielleicht besser: Wie können sie damit umgehen?

Modehäuser und der Einzelhandel fragen sich, ob der Modekalender in seiner jetzigen Form weiter bestehen kann. Was denken Sie, wie sich der Orderprozess nach dieser Saison verändern kann?

Natürlich ist es toll, dass Messen eine Plattform bieten, auf der man alles zusammen sehen kann. Aber wenn ich mir die vielen Messen ansehe, die heutzutage stattfinden, dann frage ich mich manchmal, ob das wirklich notwendig ist. Ich bin sehr gespannt, wie sich das in Zukunft entwickeln wird. Für mich ist auch der Kontakt mit der Kundschaft und Agenturen sehr inspirierend. Durch sie erhalte ich sofort einen Einblick in meine eigene Zielgruppe. Ich denke, dass dies noch wichtiger werden wird. Aber das ist natürlich nicht bei jedem Geschäft möglich. Die Einkäufer:innen von De Bijenkorf zum Beispiel stehen natürlich nicht selbst im Laden. Aber es funktioniert für uns.

Ich denke auch, dass mehr Liefertermine innerhalb einer Saison gut wären, um sicherzustellen, dass die Kollektionen sofort verkauft und getragen werden können. Es ist eine große Verschwendung, wenn Artikel so lange im Laden liegen, aber noch nicht im Verkauf sind oder verwendet werden können. Für die Sommersaison könnte das zum Beispiel so aussehen: im Januar die Strickwaren, im Februar die Baumwollblusen, im März die Baumwollkleider und im April die Leinenartikel. Auf diese Weise entspricht das, was im Laden ist, den Temperaturen, die mit dem langsamen Herannahen des Sommers einhergehen. Zenggi hat das zum Beispiel letzte Saison gemacht und ich war sehr positiv überrascht. Es hat gut funktioniert, weil die Stücke aktuell sind und man immer etwas Neues im Laden hat, so dass Ihre gesamte Kollektion interessant bleibt.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.nl veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ.

Buyer
Le Marais
SS23