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Positionspapier: So können Innenstädte wieder attraktiver werden

Von Jan Schroder

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Einzelhandel

Zum Shoppen in die Innenstadt? Lange war das eine Selbstverständlichkeit – auch weil es kaum Alternativen gab. Doch inzwischen machen Einkaufszentren auf der grünen Wiese und Online-Versender den traditionellen Shopping-Meilen zunehmend Konkurrenz. Hinzu kommen infrastrukturelle Hemmnisse. So beklagten vielerorts Händler in zentralen – und teuren – Lagen zuletzt nachlassende Kundenfrequenzen. Das soll sich ändern: Am Montag veröffentlichten der Handelsverband Deutschland (HDE) und der Deutsche Städtetag (DST) ein gemeinsames Positionspapier. Darin stellten sie ein ganzes Bündel von Maßnahmen vor, mit dem die Innenstädte für Kunden wieder attraktiver gemacht werden könnten. Die beiden Interessenverbände nahmen die Politik und die Immobilienbranche in die Pflicht. Aber auch die Händler selbst haben Nachholbedarf.

HDE und DST fordern „neue Mobilitätskonzepte“ und den Ausbau der digitalen Infrastruktur

Ein Schlüssel für die Revitalisierung der Innenstädte ist dem Papier zufolge die Verbesserung der Infrastruktur. Dabei spielt die Erreichbarkeit zentral gelegener Geschäfte naturgemäß eine entscheidende Rolle. So wird die Einführung von „neuen Mobilitäts- und Logistik-Konzepten durch Stadt und Handel“ angemahnt: Mit „neuen umweltfreundlichen Mobilitätsangeboten“ könnten „Kunden- und Lieferströme optimiert sowie beschleunigt werden, um die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums aufzuwerten“.

Doch angesichts der jüngsten Entwicklungen im Handel ist es damit nicht getan. Weil Händler zunehmend auf sogenannte „Omnichannel-Modelle“, also die enge Verzahnung von stationärem Handel und Online-Angeboten, setzen, wird auch der Ausbau der digitalen Infrastruktur gefordert. Nur so werde es den Kunden möglich gemacht, die neuen, attraktiven Einkaufskonzepte auch vor Ort zu nutzen. Die beiden Verbände fordern daher, in Innenstädten WLAN und schnelle Breitbandnetze zur Verfügung zu stellen. Hier müssten „Bund und Länder die Kommunen aktiv unterstützen, insbesondere durch entsprechende Einbeziehung in die Breitbandförderprogramme“.

Auch die Immobilienbranche soll die Bedürfnisse des Handels stärker berücksichtigen

An die Politik richten sich noch weitere Appelle. So wird „eine Verbesserung allgemeiner Rahmenbedingungen für den Handel in Einzelhandelskonzepten und Maßnahmen zum Stadtmarketing“ gefordert. Zudem sollten rechtliche Belange der stationären Einzelhändler konsequent berücksichtigt werden. „Eine Lockerung der bau- und planungsrechtlichen Vorgaben zur Herstellung von vermeintlich gleichen Rahmenbedingungen des Off- und Onlinehandels ist nicht zielführend“, heißt es in dem Papier.

Doch nicht nur staatliche Stellen sind gefragt: Die Verbände fordern auch einen „Beitrag der Immobilieneigentümer und -entwickler“. Ansätze sind hier etwa „frequenzabhängige Mieten“, aber auch „eine qualitätsvolle Planungs- und Baukultur“, die „die Aufwertung des baulichen Umfeldes“ einschließt.

Dem innerstädtischen Handel kann nur eine „Serviceoffensive“ helfen

Verbesserungsbedarf in der eigenen Branche sieht der HDE aber auch: Weil „die Ansprüche der Kundinnen und Kunden an die Service- und Beratungsqualität im stationären Handel“ gestiegen seien, könne der Handel „nur mit einer Qualitäts- und Serviceoffensive den veränderten Kundenwünschen gerecht werden“. Erstrebenswert sei etwa „der Zusammenschluss der Händler, die für ihren Standort aktiv um den Kunden werben und gemeinsam den erwarteten Service bieten, um wahrgenommen zu werden“.

“Ohne Einzelhandel gibt es keine attraktive Innenstadt“

Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE

Trotz aller Forderungen an Politik und Immobilienwirtschaft setzen HDE und DST aber nicht auf Konfrontation. So wird die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten angemahnt. Wichtig sei eine „Verbesserung der Kooperationsbereitschaft des Handels, der Immobilieneigentümer und -wirtschaft und der Stadt ebenso wie unter den einzelnen Akteursgruppen selbst“. Es gelte, „Verantwortungsgemeinschaften von Stadt, Handel und Eigentümern“ zu schaffen. Schließlich hätten alle Seiten das gemeinsame Interesse, Stadtzentren nicht der Verödung zu überlassen. Die Berücksichtigung der Händlerbelange spielt dabei für HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth naturgemäß eine entscheidende Rolle: „Ohne Einzelhandel gibt es keine attraktive Innenstadt“, erklärte er.

Foto: ©visitBerlin, Foto: Wolfgang Scholvien
HDE