Slow Fashion: Vor-Produkte aus München
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Slow Fashion ist auf dem Vormarsch. Gelangweilt von immer schnelleren Trends sind mehr und mehr Konsumenten auf der Suche nach „echten“ Produkten. Die Münchner Sneaker Brand Vor-Produkte wurde 2010 gegründet und brachte bislang nur zwei Schuhmodelle heraus. In diesem Jahr folgen zwei weitere. So lange dauert es eben, wenn man etwas Perfektes schaffen will.
Die beiden Gründer Jörg Rohwer-Kahlmann und Andreas Klingeisen halten sich nicht an Trends, Saisons oder Orderzyklen, ihnen geht es nur um die Perfektion ihres Produktes. Und die wird mit ihrer Marke Vor-Produkte auf die Spitze getrieben. Da ist es nicht ungewöhnliches, wenn die Produktentwicklung ein paar Jahre dauert. Entstanden ist die Idee wie so oft: Die beiden waren leidenschaftliche Sneakerfans und wollten ihre eigenen Vorstellungen realisieren. Rohwer-Kahlmann ist Produktdesigner und hat früher u.a. für Puma Schuhe designt. Klingeisen ist Sportwissenschaftler und ehemaliger Profisportler, vor allem aber ist er ein Ästhet. Bis heute ist viel von der Leidenschaft fürs Produkt und vom Willen zur Perfektion zu spüren, mit dem die beiden vor sechs Jahren gestartet sind. „Es geht uns um die Feinheiten, die vielleicht kein Konsument bewusst benennen kann, die er aber doch wahrnimmt“, sagt Jörg Rohwer-Kahlmann. Feinheiten, für die er keine Kompromisse eingehen will und die dabei immer wieder für Kopfzerbrechen sorgen. „Manchmal“, lacht er, „müssen wir uns gegenseitig daran erinnern, dass die Schuhe tatsächlich auch getragen werden!“ Und nicht etwa in der Vitrine stehen, wo sie sich zweifelsohne auch gut machen würden.
Sneaker “Made in Germany”
In den ersten Jahren fertigte Vor seine Produkte in Vietnam, dann in Italien. Aber auch da stimmte die Qualität nicht, also ging die Suche weiter, bis man 2014 schließlich auf Bernd Hummel in Pirmasens stieß. Der hatte gerade eine insolvente Schuhmanufaktur übernommen und hielt nach Marken Ausschau, die ein Made in Germany zu schätzen wussten. „Es war für beide ein Neustart“, so Rohwer-Kahlmann, „für uns genauso wie für die Manufaktur.“ Plötzlich musste man sich um alles selbst kümmern, es gab kein Netzwerk an Zulieferern wie in Asien oder in Italien. Das heißt: Jede Öse, jeder Schnürsenkel, jede Sohle, jedes Oberleder und jedes Futterleder musste selbst gesucht und gefunden werden. „Es gab Zeiten“, so Rohwer-Kahlmann, „da dachten wir, es würde an einer Öse scheitern!“ Es war nicht leicht, Zulieferer zu überzeugen, genau die Qualität zu liefern, die Vor wollte. Erst recht, wenn man keine großen Stückzahlen versprechen konnte. Die Umstellung der Produktion nach Pirmasens kostete Vor fast ein Jahr Produktionsausfall. Doch für die beiden Gründer wäre ein anderer Weg nicht der Richtige gewesen. „Wir brauchten diese Zeit“, so Klingeisen, „genau darum geht es uns ja bei Vor.“
Inzwischen läuft es besser als je zuvor. Die minimalistischen Vor Sneaker verkaufen sich gut in Fashion Stores und Sneakerläden, die Schuhe ab 340 Euro an den Mann bzw. die Frau bringen können. Die meisten Händler sind in Deutschland, gefolgt von der Schweiz, Südkorea, Japan und Hongkong. Etwa ein Drittel der Kunden kaufen direkt über den Webshop und kommen von überall auf der Welt.
Bislang gab es nur zwei Modelle von Vor, Generation 1 und Generation 2. In diesem Jahr sollen nun Generation 3 und 4 auf den Markt kommen, ein Modell im 80er Jahre Stil und ein Chelsea-Sneaker für Frauen. Über ein Jahr hat man daran getüftelt. Noch machen die beiden alles selbst, nur eine Halbtagskraft ist noch im Boot. Wenn es nach ihnen geht, soll das auch so bleiben, obwohl sie langsam ahnen, dass sie sich auf weiteres Wachstum einstellen müssen. Dennoch ist klar: Die eigenen hohen Ansprüche werden sie deshalb nicht aufgeben.
Foto: Vor-Produkte