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So will Fringuant mit einem auf Körperscans basierenden Tool das Online-Shopping erleichtern

Von Sharon Camara

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Einzelhandel|Interview
Friguant, ein Tool, das auf Körperscantechnologie basiert um die richtige Kleidergröße zu ermitteln. Bild: Website Fringuant

Retouren sind ein wichtiges Thema im E-Commerce. Während mehrere Online-Shops beschlossen haben, für Retouren eine Gebühr zu erheben, um die Kosten zu senken, hat das französische Unternehmen Fringuant ein Tool zur Größenberatung entwickelt, das auf der Technologie des Körperscans basiert. Sein Ziel? Die Zahl der Rücksendungen im E-Commerce deutlich zu reduzieren.

Laut Statista haben im Jahr 2022 20 Prozent der französischen Konsument:innen online bestellte Kleidung zurückgegeben. Obwohl laut einer Studie von Sendcloud 74 Prozent der europäischen Konsument:innen lieber nicht in einem Onlineshop bestellen würden, wenn sie die Rücksendung aus eigener Tasche bezahlen müssten, haben sich Einzelhändler wie H&M und Zara dennoch dazu entschlossen, die Rücksendung kostenpflichtig zu machen.

Viele Retouren basieren auf Größenproblemen

Das Problem mit den Retouren ist einer der Gründe, warum Zoé Tournant 2022 Fringuant ins Leben gerufen hat. „Jedes dritte Paket wird an die Modemarken zurückgeschickt und in 70 Prozent der Fälle ist die Rücksendung auf ein Größenproblem zurückzuführen. Diese Rücksendungen bedeuten Logistikkosten, verlorenes Geld und auch die ökologische Komponente sollte nicht vergessen werden. Das ist ein inhärentes Problem der Online-Modebranche. Ich persönlich bin zum Beispiel ziemlich groß, und es ist für mich immer schwierig zu wissen, ob der Schnitt eines Kleidungsstücks meinen Vorstellungen entspricht. In meinem Umfeld haben viele Menschen das gleiche Problem", erklärte sie FashionUnited.

Ausgehend von dieser Erkenntnis führte die Unternehmerin acht Monate lang eine umfassende Marktforschung durch und befragte Modemarken und deren Kund:innen, um die Ursache des Problems zu ergründen. Auf Kund:innenseite hatte viele Personen Schwierigkeiten, die richtige Größe zu finden. Aber auch bei den E-Commerce-Anbietern sind die Probleme beträchtlich. Tournant: „Ich habe das Ausmaß des Problems erkannt. Das Ziel der Marken ist es ja, die Kund:innen zufrieden zu stellen, aber das kann online schwieriger sein als im Geschäft, da viele Kund:innen nicht sicher sind, welche Größe die Richtige ist. Hinzu kommt, dass viele retournierte Artikel nicht mehr in einwandfreiem Zustand sind oder nicht mehr der aktuellen Kollektion der Marke entsprechen. Sie werden dann sofort reduziert, was einen großen Verlust darstellt.“

Die Gründer:innen von Fringuant. Von links nach rechts: Jacques Allibert, Lancelot Convert, Zoé Tournant und Clément Poiret. Bild: Fringuant

Gemeinsam mit ihrem Team hat Zoé Tournant deshalb Fringuant (deutsch: fröhlich) entwickelt, ein Tool, das auf einer Technologie zur Körpervermessung basiert, um die richtige Kleidergröße zu finden. Über den Button "Finde meine Größe" beantworten die Kund:innen zunächst einige Fragen zu Größe und Gewicht und durchlaufen dann mit der Kamera des eigenen Smartphones einen Körperscan, mit dem die persönlichen Körpermaße ermittelt und die richtige Kleidergröße bestimmt werden. Neben der Größenempfehlung liefert das Tool auch Informationen über Schnitt und Stil des Kleidungsstücks: "Wenn die von der Marke angestrebte Passform nicht dem entspricht, was der Kunde oder die Kundin möchte, kann er oder sie eine andere Größe auswählen, um die passende Größe für das eigene Profil zu finden", fügt sie hinzu. Die Technologie von Fringuant berücksichtigt bei ihren Empfehlungen die Besonderheiten jedes Kleidungsstücks. Diese Technologie wurde in Zusammenarbeit mit dem französischen Institut für Textil und Bekleidung (IFTH) entwickelt. "Der Benutzer-Scan ist in zehn Sekunden abgeschlossen. Zusätzlich zu den Informationen, die vorher ausgefüllt werden müssen, schätzen wir, dass es 30 Sekunden dauert, die richtige Größe zu finden. Das Profil der Kund:innen wird dann gespeichert, um zukünftige Einkäufe zu erleichtern."

Daten belegen: Retouren können eingespart werden

Heute arbeitet Fringuant mit sechs Marken zusammen. Das Unternehmen führte sein Tool im November 2022 zunächst in Zusammenarbeit mit digital orientierten Marken aus Paris ein, wie beispielsweise Côtelé. „Zwischen November 2022 und Juni 2023 haben wir vor allem daran gearbeitet, unser Angebot zu perfektionieren, bevor wir es an mehr Marken verkauft haben. Die offizielle Vermarktung haben wir im Juni 2023 gestartet". Seitdem arbeitet Fringuant unter anderem mit Des Petits hauts, La Fée Maraboutée und Vanessa Bruno zusammen. Zoé Tournant: „Wir arbeiten auch mit einer Marke für Berufsbekleidung, Marcy Paris, zusammen, die insbesondere die Mitarbeitenden von Hotelgruppen einkleidet. Wir haben auch eine Absichtserklärung von einer großen französischen Marke erhalten, aber es ist noch zu früh, um darüber zu sprechen". Von seinen ersten Kund:innen erhält Fringuant bereits positive Rückmeldungen: „Die qualitativ hochwertigsten Rückmeldungen, die wir erhalten haben, kommen von Marcy Paris. Da es sich um Berufsbekleidung handelt, haben sie die Möglichkeit, die Meinungen ihrer Mitarbeitenden einzuholen. Bei B2C-Marken messen wir unseren Mehrwert sowohl in Bezug auf die erhöhte Conversion Rate als auch auf die verringerten Retouren. Bei Côtelé haben wir diese Ergebnisse ein Jahr lang gemessen und eine um das 2,5-fache erhöhte Konversionsrate, einen um 30 Prozent höheren durchschnittlichen Warenkorb und 16 Prozent weniger Retouren festgestellt.“

Fringuant will international wachsen

Zoé Tournant, Absolventin der HEC Paris, einer renommierten Wirtschaftshochschule, begann in ihrem letzten Studienjahr mit der Konzeption des Projekts: „Da ich eine Leidenschaft für Mode habe, habe ich mit vielen Marken gesprochen, um den Markt zu verstehen. Dann kam alles zusammen und wir gründeten Fringuant. Da ich ein kaufmännisches Profil habe, bin ich diejenige, die täglich mit den Marken kommuniziert. Ich sorge dafür, dass die Bedürfnisse unserer Kund:innen erfüllt werden. Neben ihr gibt es drei Mitgründer: „Jacques Allibert, der schon immer Unternehmer sein wollte. Während seines Studiums war er an der Gründung einer Tochtergesellschaft der La Poste-Gruppe in Ghana beteiligt. Heute kümmert er sich um den administrativen Teil von Fringuant.“ Dann ist da noch Lancelot Convert, der sowohl ein kaufmännisches als auch ein kreatives Profil hat. Er kümmert sich um das Design und die Entwicklung des Produkts, insbesondere um die Benutzererfahrung. Clément Poiret, ein Forscher im Bereich Computer Vision, hat die gesamte Technologie von Fringuant entwickelt, insbesondere das Body Recognition Tool. Das Team von Fringuant besteht aus insgesamt zehn Personen.

Benutzererfahrung mit Fringuant. Bild: Fringuant

Heute hat Fringuant große Ziele. Kurzfristig möchte das Unternehmen seine Präsenz auf dem französischen Markt ausbauen und mittelfristig auch auf internationaler Ebene Fuß fassen. „Durch die Zusammenarbeit mit einer Marke wie Vanessa Bruno, die eine internationale Präsenz hat, wird unser Tool in einigen Monaten direkt in mehreren Ländern eingesetzt und in verschiedene Sprachen übersetzt. Wir sind auch mit internationalen Marken im Gespräch, zunächst in Europa und dann in der ganzen Welt", erklärt die Unternehmerin.

In sechs Monaten will das Start-up ein Personal-Shopper-Tool auf den Markt bringen, das den Kund:innen Produkte empfiehlt, die zu ihrer Körperform und ihren Kaufvorlieben passen. Außerdem will es Modemarken dabei helfen, mit Hilfe von generativer KI Kollektionen zu entwerfen, die besser auf ihre Zielgruppen zugeschnitten sind.

Nach einer ersten Finanzierungsrunde in Höhe von 500.000 Euro im November 2022 bereitet sich Fringuant auf eine weitere Finanzierungsrunde vor. Das Unternehmen nahm kürzlich am Web Summit in Lissabon teil, um Investor:innen und potenzielle Partner:innen zu treffen. In diesem Jahr erhielt Fringuant auch den Zuschuss Innov'Up der Region Île-de-France, mit dem innovative Unternehmen ausgezeichnet werden. Fringuant plant nun, sich 2024 auf den Zugewinn neuer Marken zu konzentrieren und in den kommenden Jahren weiter zu wachsen.

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