Tarifstreit im Einzelhandel: Primark schließt sich freiwilliger Lohnerhöhung an
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Der Fast-Fashion-Anbieter Primark will seinen Mitarbeitenden in Deutschland ab Oktober 2023 5,3 Prozent mehr Lohn zahlen, schreiben Christiane Wiggers-Voellm, Geschäftsführerin von Primark Deutschland und Österreich, und Benjamin Weidmann, Head of People & Culture Deutschland und Österreich, in einem Brief an die Belegschaft. Auch die tariflichen Auszubildendenvergütungen sollen ab dem 1. Oktober 2023 um 5,3 Prozent angehoben werden.
Mit diesem Schritt reagiert das Unternehmen auf die besonders langwierigen und kontroversen aktuellen Tarifverhandlungen im Einzelhandel. „Wir wissen, dass die aktuelle Situation euch allen finanziell einiges abverlangt und möchten schon jetzt für eine gewisse Verbesserung sorgen, auch wenn es noch keinen Tarifabschluss gibt“, so die Begründung von Primark. Primark betont zudem, dass diese Erhöhung freiwillig sei und ohne Anerkennung einer Rechtspflicht. Sie sei zudem auf einen späteren Tarifabschluss anrechenbar, auch wenn dieser rückwirkend in Kraft trete.
Primark folgt damit der Empfehlung des Handelsverbandes Deutschland (HDE), der seinen Mitgliedern vorgeschlagen hatte, nicht auf einen Tarifabschluss zu warten, sondern die Löhne freiwillig um 5,3 Prozent zu erhöhen. Auch Rewe, Aldi, Lidl, Kaufland und die Otto-Gruppe folgten der Empfehlung.
Bislang haben die Tarifverhandlungen, die in jedem Bundesland separat geführt werden, zu keiner Einigung geführt. Die Arbeitgeber hatten im Juli eine Tarifanhebung ab August um 5,3 Prozent und im Mai 2024 um weitere 3,1 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten gefordert. Darüber hinaus soll es einen freiwilligen, von allen Steuern und Abgaben befreiten Inflationsausgleich von 450 Euro geben, den Betriebe aber auch ablehnen können.
Die Gewerkschaft Verdi fordert unter anderem eine pauschale Erhöhung der Stundenlöhne um 2,50 Euro für eine Laufzeit von zwölf Monaten und einen Mindestlohn von 13 Euro. „5,3 Prozent Lohnerhöhung in 2023 bei anhaltender Inflation und steigenden Preisen ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten im Handel. Das sind für eine Verkäuferin 92 Cent die Stunde, und das bedeutet Reallohnverlust“, weist Verdi-Vorsitzender Frank Werneke den HDE-Vorstoß zurück.
Die nächste Tarifverhandlung findet laut der Verdi Ende Oktober 2023 statt.