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Terrorangst: Handel fürchtet um Weihnachtsgeschäft

Von Reinhold Koehler

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Einzelhandel

Für den deutschen Einzelhandel, vor allem aber für die Modehändler ist das Weihnachtsgeschäft essentiell. Im November und Dezember erwarten die Läden Umsätze von rund 86,7 Milliarden Euro, was bedeutet, dass mehr als jeder sechste Euro in der festlichen Jahreszeit erlöst wird. Umso erfreulicher waren daher die Prognosen der letzten Wochen, wonach der Branche in diesem Jahr ein Rekordumsatz zum Weihnachtsgeschäft vorausgesagt wurde.

Allerdings stammen diese Prognosen noch aus der Zeit vor den Terroranschlägen in Paris. Nun fürchten die Händler, dass sich weit weniger Kunden in die Fußgängerzonen wagen als erwartet und sehen teilweise durchaus schon das Saisongeschäft in Gefahr. In den kommenden Tagen wird sich entscheiden, wie die Deutschen mit der Terrorgefahr und ihrer Angst vor Anschlägen umgehen werden. Ziehen sie sich zurück oder zeigen sie eine Trotzreaktion und gehen erst recht üppig einkaufen?

In den sozialen Netzwerken wird heiß diskutiert, ob der Weihnachtsbummel in diesem Jahr aus Sicherheitsgründen ausfallen sollte. Andererseits versprechen gerade Weihnachtsmärkte soziale Wärme, so der Konsumpsychologe Stephan Grünewald vom Rheingold-Institut in Köln. Er ist eher der Meinung, „die Menschen rücken zusammen - wie im Wembley-Stadion“.

Trotzreaktion oder Rückzug?

Grünewald rechnet damit, dass das Weihnachtsgeschäft für viele Verbraucher auch eine Art Schreckens-Kompensation werden wird. „Nach einem Schreckensszenario ist der Wunsch groß, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Wir nennen das Konsum-Karneval. Shoppen ist ein probates Mittel, um zur Normalität zurückzukehren und Handlungsfähigkeit zu demonstrieren,“ so Grünewald.

Der Effekt sei auch nach Krankenhausaufenthalten zu beobachten: „Wenn man mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert wurde, möchte man das Leben in vollen Zügen genießen.“ Die Normalität sei aber störanfällig, räumt Grünewald ein. Vor allem die Absage des Fußball-Länderspiels Deutschland-Niederlande in Hannover sei zweifellos „ein empfindlicher Rückschlag“. Entscheidend seien aber die nächsten beiden Wochen. Grünewald weiß: „Die sind weichenstellend. Wenn es ruhig bleibt, wird das Konsumklima nicht einknicken.“

So ganz wollen sich auch die Händler die Stimmung noch nicht verderben lassen. Auch sie glauben noch immer an eine erfolgreiche Saison. Modehändler in mittleren und kleinen Städten geben sich dabei zuversichtlicher als mancher Kollege aus den Metropolen. Wenn es einen Anschlag in Deutschland gibt, dann wohl eher in Berlin, Hamburg, Frankfurt oder München, so die allgemeine Annahme. Beobachtet man dort jedoch die aktuelle Lage, ist beim Passantenaufkommen in den Straßen keinerlei Unterschied zu den vergangenen Jahren bemerkbar. Nun heiß es Daumendrücken, dass dies auch so bleibt.

Foto: Karsten Füllhaas / pixelio.de

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