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Über das Ende einer Ära: Colette schließt nach 20 Jahren

Von Regina Henkel

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Einzelhandel

Die Meldung verbreitet sich im Eiltempo in der Modewelt: Colette Paris, der wohl berühmteste Concept Store der Welt, schließt noch in diesem Jahr. Gründerin Colette Roussaux will sich ins Privatleben zurückziehen.

Colette – ein revolutionäres Fashion Store Konzept

Dass die Schließung eines Stores in Zeiten wie diesen eine Meldung wert ist, liegt an der Bedeutung von Colette. Als Colette vor 20 Jahren eröffnete, gehörte er zu den ersten Stores weltweit, der es verstanden hatte, Mode und Lifestyle konsequent miteinander zu verbinden. Vorher gab es Modegeschäfte entweder nur für High Fashion oder nur für Streetwear. Lebensmittel, Bücher, Schreibwaren etc. hatten nichts in einem Modegeschäft zu suchen. Alles existierte nur getrennt voneinander. Die interessantesten Produkte aller Bereiche in einem (relativ kleinen) Laden miteinander zu verbinden und ein kuratiertes, segmentübergreifendes Sortiment anzubieten, das gab es vor den Concept Stores noch nicht. Wer seine Produkte in einem Concept Store verkaufen durfte, erhielt quasi den Ritterschlag zum In-Label. In besonderem Maße galt das für Colette. Vielen heute bekannten Marken und Designern gelang durch den Verkauf bei Colette der internationale Durchbruch. Beispielsweise Off White oder OAMC. Nicht zufällig rissen sich auch die großen Massenmodeanbieter wie H&M um Kooperationen mit Colette. Selbst wenn sich die limitierten Colette-Kollektionen wirtschaftlich nicht rechneten, der Imagegewinn war die Sache allemal wert. Jetzt im August wird es dann wohl die letzte Kooperation mit H&M und Colette geben.

Im Dezember ist Schluss

Der 700 Quadratmeter große Store auf drei Etagen an der Rue Saint-Honoré betreibt Colette Roussaux gemeinsam mit ihrer Tochter Sarah Andelman, die als Kreativdirektorin und Chef-Einkäuferin mitverantwortlich ist für den sagenhaften Erfolg des Stores. Am 20. Dezember soll Schluss sein. Danach soll möglicherweise Saint Laurent die Geschäftsräume übernehmen, man sei gerade in Verhandlungen. Die Marke könne womöglich auch die Mitarbeiter des Concept Stores übernehmen, schreibt Colette auf der Store-Website. Bis zum Schluss soll der Ladenbetrieb ganz normal weitergehen. Warum man keine Nachfolgelösung gewählt hat? „Colette ohne Colette, das geht eben nicht“, heißt es in der Nachricht.

Spekulationen über das Ende

Mit der Ankündigung des nahen Endes beginnen die Spekulationen über die Gründe. So sind die Mieten in Paris in den letzten Jahren immer weiter gestiegen, ebenso der Onlinehandel, der die Idee der Exklusivität grundsätzlich infrage stellt. Zudem leiden die Besucherzahlen in Paris unter den Terroranschlägen in den letzten zwei Jahren. Vielleicht lohnt sich Colette also nicht mehr? Was würde das bedeuten für den stationären Einzelhandel, wenn sich nicht mal die Leuchtturm-Geschäfte mehr rentieren? Laut New York Times erwirtschaftete Colette 2016 einen Jahresumsatz von 28 Millionen Euro, 7 Millionen Euro über den Onlineshop. Wirklich schlecht klingt das nicht. Vielleicht hat Sarah Andelman, die in der Branche als Spürnase bekannt ist, auch schon neue Pläne, und die Mama sehnt sich tatsächlich nur nach einem ruhigeren Leben. Der Blog Modepilot hält die jüngsten Veränderungen schon für erste Zeichen dafür, dass das Konzept nicht mehr stimmte. So wurde die erste Etage in diesem Jahr erstmals nicht mehr als kuratiertes Sortiment verschiedener Marken gestaltet, sondern von einer Marke (Balenciaga) angemietet. Ab August soll sich dort sogar eine Presseagentur präsentieren. Dass der Store mit dem berühmten Namen nicht einfach verkauft wurde, könnte tatsächlich ein Indiz dafür sein, dass „Colette“ in einer ganz anderen Art wieder neu auftauchen könnte.

Foto: Colette

Colette