Umsätze des britischen Einzelhandels in der EU brechen ein: Warum Marktplätze der entscheidende Rettungsanker zur Wiederbelebung sind
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Laut einer neuen Studie, die Tradebyte in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Retail Economics durchgeführt hat, sind die britischen Einzelhandelsverkäufe in die Europäische Union stark rückläufig. Die jüngsten Statistiken zeigen, dass der Wert der Non-Food-Exporte in diese Länder seit 2019 um fast ein Fünftel (18 Prozent) gesunken ist und die Umsätze des Einzelhandels insgesamt um beträchtliche 5,9 Milliarden Pfund (etwa 6,8 Milliarden Euro) zurückgegangen sind.
Unter den in der Studie berücksichtigten Kategorien verzeichneten Bekleidung und Schuhe mit einem Minus von 64 Prozent den stärksten Rückgang – und das trotz eines florierenden europäischen E-Commerce-Marktes. Was sind die Gründe für diese Entwicklung und was können britische Marken und Einzelhändler:innen dagegen tun?
Zwei wichtige Ereignisse sind im untersuchten Zeitraum hervorzuheben: einerseits der Brexit durch die Entscheidung des Vereinigten Königreichs, die EU zu verlassen, und andererseits die COVID-19-Pandemie. Während COVID-19 erhebliche Auswirkungen auf die Exporteur:innen hatte, sind es der EU-Austritt und die damit einhergehenden komplexen Veränderungen, die die Exportmöglichkeiten des Vereinigten Königreichs zusätzlich beeinträchtigen.
Die Situation nach dem Brexit hat das britische Non-Food-Exportumfeld vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Zu diesen zählen gestiegene Logistikkosten, Komplikationen bei der Registrierung einer EU-Handelseinheit und zunehmende Verzögerungen auf einem bereits wettbewerbsintensiven Markt, der durch enge Gewinnspannen und die Notwendigkeit gekennzeichnet ist, schnell auf Trends zu reagieren.
Unverhältnismäßige Auswirkungen auf Einzelhandelskategorien
Die Auswirkungen sind in den verschiedenen Einzelhandelskategorien nicht gleichermaßen spürbar, wobei Bekleidung und Schuhe am stärksten betroffen sind. Die Exporte sind in diesen Sparten erheblich zurückgegangen und von 7,4 Milliarden Pfund im Jahr 2019 auf nur noch 2,7 Milliarden Pfund 2023 gefallen.
Der starke Rückgang setzt Marken und Einzelhändler:innen, die nicht über das Know-how, die Ressourcen oder die finanziellen Mittel verfügen, um die Komplexität des neuen Rechtsrahmens zu bewältigen, unter erheblichen Druck.
Neue Handelsbeziehungen mit der Europäischen Union haben zu einer Verlagerung der Geschäftstätigkeit geführt. Während Bekleidung vor dem Brexit zu den drei wichtigsten Exportgütern des Non-Food-Einzelhandels zählte, machen nun Gesundheits- und Schönheitsprodukte, Elektroartikel sowie Heimwerker:innen- und Gartenbedarf drei Viertel der britischen Einzelhandelsexporte in die EU aus. Es handelt sich dabei um die einzigen Kategorien, deren Exportwerte seit 2019 einen leichten Anstieg verzeichnen konnten.
Rettungsanker für den Markt
Die seismischen Veränderungen in den Handelsbeziehungen Großbritanniens mit der Europäischen Union haben britische Marken und Einzelhändler:innen zweifelsohne hart getroffen. Durch den Doppelschlag von Brexit und Pandemie sind britische Exporteur:innen erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden und müssen nun mit erhöhten Erschwernissen und Kosten zurechtkommen. Für sie haben sich Marktplätze als Rettungsanker erwiesen, um den EU-Markt auf eine risikoarme Weise zu erschließen und gleichzeitig die Möglichkeit zur Skalierung zu bieten, wenn Einzelhändler:innen in neue Gebiete expandieren wollen.
Inmitten der Exportherausforderungen wurden die Chancen für den Online-Handel in ganz Europa seit der Pandemie verstärkt. Die daraus entstehenden Marktplätze haben sich als zentrale Plattformen für britische Marken und Einzelhändler:innen herauskristallisiert, um die Auswirkungen des Brexit abzufedern.
Online-Marktplätze machen inzwischen mehr als zwei Fünftel des jährlichen Non-Food-Umsatzes in der EU in Höhe von 322,6 Milliarden Pfund (etwa 372,8 Milliarden Euro) aus. Sie bieten einen einfachen Weg, um wohlhabende und jüngere Verbraucher:innen zu erreichen. Die Konzentration der Verkäufe auf die größten EU-Märkte bedeutet, dass die zehn größten Online-Märkte den Hauptanteil der Online-Umsätze von Non-Food-Kategorien ausmachen. Allein die Marktplatzverkäufe belaufen sich auf mindestens 133 Milliarden Pfund (etwa 153,8 Milliarden Euro) des E-Commerce in der EU.
Der internationale Einzelhandel bleibt jedoch ein komplexes Spielfeld. Von Sprachbarrieren über Steuer- und Zollfragen bis hin zu Lagerhaltung und Fulfillment gilt es, zahlreiche Hürden zu überwinden. In der heutigen Marktlandschaft sind der Zugang zu relevanten Kund:innendaten, ein intuitives Marktverständnis, einschlägige Erfahrung und Kenntnis aktueller Trends sowie eine effektive Fulfillment-Strategie entscheidend für den Erfolg.