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Vom Warenhaus zum Discounter: Karstadts Outlet-Pläne

Von Reinhold Koehler

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Einzelhandel

Billige Mode ist derzeit so beliebt wie noch nie, vor allem in Deutschland. Nicht nur, dass immer mehr Fashion-Discounter auf den Markt drängen und das Einzelhandelsbild deutscher Innenstädte zusehends ihren Stempel aufdrücken, auch der Outlet-Boom hält weiter an. So entstehen ständig neue Outlet-Cities auf der grünen Wiese, ergänzt durch urban ausgerichtete Filialkonzepte wie etwa von TK Maxx.

Immer weniger laufen hingegen die angestammten Warenhauskonzepte. Sowohl Galeria Kaufhof als auch Karstadt stecken seit Jahren in der Krise und versuchen nun, nachdem bereits so ziemlich alle Möglichkeiten der Kostenreduzierung ausgeschöpft sind, erfolgreiche Modehandelskonzepte einfach zu kopieren. So ist es kein Wunder, dass beide Kaufhausketten künftig mit neuen Outlet-Konzepten überzeugen wollen.

Das Warenhaus als stationäre Handelsplattform für Marken und Unternehmen – so sieht etwa Karstadt-Chef Stephan Fanderl die neue Rolle seines Konzerns. Das biete sowohl stationären als auch reinen Online-Konzepten die Möglichkeit, „mit zu uns auf die Flächen zu gehen“.

Markenshops neben Billigware

Die Entwicklung geht also eindeutig weg vom mehrstöckigen, kuratierten Concept Store, hin zum reinen Flächenvermieter für Marken. Um die neuen Pläne umzusetzen, habe man bereits eine erste, umfassende Partnerschaft mit der Firma Sfefa vereinbart, einer Tochter des spanischen Kaufhauskonzerns El Corte Inglés. Parallel dazu soll in den deutschen Karstadt-Filialen ein Off- Price-Konzept an den Start gehen.

„Der Kunde sucht im Warenhaus nach wie vor ein umfassendes Sortiment. Als Marktplatz mit starker Handelskompetenz und guter Kenntnis der lokalen Bedürfnisse können wir genau diesem Wunsch entsprechen“, so Fanderl. Wichtig sei ihm dabei die Vernetzung von Online- und Offline-Angeboten zu einem Multichannel-Angebot: „Wir wollen bei der Vermarktung von Ware kanalunabhängig werden und die Vorteile unserer 79 Warenhäuser in ganz Deutschland noch besser mit der virtuellen Welt verknüpfen.“ Dabei gehe es Karstadt nicht um eine reine Untervermietung. „Wir sind und bleiben Händler“, so Fanderl. „Partnerschaften bedeuten grundsätzlich mehr Umsatzchancen für Karstadt, unsere Partner und Marken.“

Um schnellstmöglich wieder profitabel zu werden, drückt Fanderl bei der Umsetzung seiner Pläne auf’s Tempo. So soll die Kooperation mit Sfera bereits zur kommenden Herbst/Winter Saison starten. Beginnend im August 2017 sollen in zunächst 50 Filialen die Sortimente Kinder- und Babykleidung von Sfera eingeführt werden. Die übrigen Karstadt-Filialen sollen dann Anfang 2018 und der hauseigene Oneline-Store in der zweiten Jahreshälfte 2018 folgen. Karstadt- Einkaufschef Jörg Peter Schmiddem erklärt dazu: „Die Kinder- und Babykleidung der El Corte Inglés-Tochter Sfera hat sich auf dem hart umkämpften spanischen Markt gegen bekannte Labels wie Zara und H&M behauptet. Wir haben uns intensiv damit beschäftigt – vor allem dies mit dem Geschmack der deutschen Kunden abgeglichen.“ Sein Fazit: „Sfera passt ganz ausgezeichnet zu unserer Karstadt-Kundschaft.“

Um der stets wachsenden Kundschaft Rechnung zu tragen, die besonders preisbewusst einkauft, soll parallel zu den Markenpartnerschaften ein neues Off-Price-Konzept etabliert werden, das aus dem klassischen Warenhaus einen Outlet-Store machen soll. Dabei will Karstadt mit Online-Partnern gemeinsam auf speziellen Flächen in Filialen stark preisreduzierte bekannte Bekleidungsmarken anbieten. Damit, so Fanderl, würden auch zusätzliche Kundengruppen zu Karstadt kommen. „Der Kunde wird in unserem neuen Off-Price-Konzept on- und offline bestellen, kaufen und auch zurückgeben können. Alles soll in jedem Kanal gehen“, so Fanderl.

Die rund 500 Lieferanten-Partner forderte Fanderl bereits auf, „offen für neue Formen der Zusammenarbeit“ zu sein. „Wir brauchen eine andere Art von Kooperation und Informationsaustausch“, erklärte er. „Indem wir mit unseren starken Partnern unser Wissen über Kaufverhalten und Ware austauschen, wird jeder von uns gewinnen.“

Ob der Umbau vom sorgsam kuratierten Kaufhaus für die ganze Familie in ein Hybrid aus teuren Markenshops und billiger Discounterware funktionieren wird, ist eher fraglich. Schließlich will Karstadt hier zwei völlig unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, die sich im Alltag gerne aus dem Weg gehen.

Foto: Ushuaia ET / pixelio.de

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