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Was ist Unified Commerce und warum ist er für den Mode-Einzelhandel so wichtig?

Von Jackie Mallon

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Einzelhandel

Regale mit verschiedenen Bekleidungsartikeln im Geschäft A Fish named Fred in den Niederlanden. Bild: A Fish named Fred

Obwohl es den Begriff schon seit Jahren gibt, ist „Unified Commerce“ (UC) für viele Einzelhändler:innen immer noch ein neues Konzept. Eine kürzlich von der globalen Beratungsfirma Bain & Company im Auftrag von Handelsplattform Aptos durchgeführte Umfrage ergab, dass die Modebranche noch weitgehend unvorbereitet ist.

Dennoch sind Einzelhändler:innen begeistert von Unified Commerce: 75 Prozent der Befragten gaben an, dass Unified Commerce ein sehr oder äußerst wichtiges Element des Customer Relationship Managements (CRM) sei. Die Mehrheit stimmte auch zu, dass andere Bereiche wie Rentabilität, Erfahrung der Mitarbeitenden und Bestandsmanagement davon profitieren würden. Aber während 75 Prozent der Einzelhändler:innen glauben, dass ihr Unternehmen ehrgeizige UC-Ziele habe, sind nur 55 Prozent der Meinung, dass ihre Strategie auch klar und gut definiert sei.

Was ist Unified Commerce?

Was genau ist also Unified Commerce? Ist es eine Erweiterung des Begriffs Omnichannel, der in den letzten Jahren in aller Munde war? FashionUnited sprach mit Nikki Baird, Vizepräsidentin für Strategie bei Aptos.

„Es ist vielleicht eine Weiterentwicklung in dem Sinn, dass Omnichannel versucht, die Barrieren zwischen den Kanälen abzubauen und die Integration zu erleichtern“, sagt Baird, fügt aber hinzu, dass Unified Commerce darüber hinausgeht, um doppelte Prozesse zu vermeiden.

Unified Commerce verbindet die kund:innenorientierte Ausrichtung von Omnichannel mit all den unzähligen Backend-Systemen, die mit dem Betrieb eines Einzelhandelsunternehmens verbunden sind.

„Werbekampagnen sind ein gutes Beispiel“, sagt Baird. „Sie haben Ihr Merchandising-System, das Werbekampagnen festlegen kann, ebenso wie Systeme in den Verkaufsstellen, und Sie haben Ihr System zur E-Commerce-Auftragsverwaltung, das Kampagnen für das Online-Geschäft festlegt, und alle drei müssen zusammen ansetzen.“

Oft ist das aber nicht der Fall, und das ist ein Problem. Kund:innen sollten unabhängig vom Kanal die gleichen Angebote erhalten. Unified Commerce ermöglicht es Einzelhändler:innen daher, einen Werbeansatz zu haben, der alle Kanäle bedient.

„Aus technischer Sicht bedeutet Unified Commerce viel mehr als nur Omnichannel, denn es vereinfacht und reduziert die Komplexität und den Grad der Integration, der von Anfang an erforderlich ist, anstatt die Initiativen erst im Nachhinein zu verbinden“, so Baird.

Studien haben gezeigt, dass eine erfolgreiche Umsetzung dazu führt, dass Unternehmen ein höheres organisches Umsatzwachstum verzeichnen als ihre Konkurrenz. Dabei geht es nicht nur um die attraktiveren Front-End- und User-Experience-Kanäle - die Website, die App, Social Commerce und die Verkaufsstellen in den Geschäften -, sondern auch um die zugrundeliegende Technologie zur Unterstützung von Treueprogrammen, Lagerdaten, Such- und Preismaschinen. Es gibt kaum einen Bereich im Einzelhandel, den Unified Commerce nicht berührt.

Expert:innen sind sich einig, dass Investitionen in diese Technologie entscheidend sind, um ein ganzheitliches, nahtloses Kund:innenerlebnis zu schaffen, etwas, dem alle Einzelhändler:innen mehr denn je Priorität einräumen müssen. Kund:innen erwarten heute, dass das Online-Einkaufserlebnis dem im Geschäft entspricht, während ein Besuch im Geschäft ihnen das gleiche Maß an persönlicher Betreuung bieten sollte, wie sie es online erhalten. Unified Commerce sorgt für maximale Effizienz, indem er alle Barrieren zwischen Online- und Offline-Handel beseitigt.

Modebranche begeistert, aber zögerlich gegenüber Unified Commerce

Wenn er für Einzelhändler:innen so spanned ist, warum erweist sich die Umsetzung von Unified Commerce dann als so schwierig? Das Einzelhandelsumfeld verändert sich fast täglich. Neue Konsummuster, die Erwartung von ultimativem Komfort und ein personalisiertes Kund:innenerlebnis halten Marken auf Trab. Wenn man dann noch die Sorgen über Inflation, Rezession, globale Unruhen und das rasante Wachstum der generativen Künstlichen Intelligenz hinzunimmt, könnte die Aussicht auf die Umsetzung einer neuen Technologie derzeit überwältigend erscheinen.

Die Verzögerungen sind jedoch meist auf pragmatischere Probleme zurückzuführen: organisatorische Anpassung, fehlende Fachkenntnisse, Budgetbeschränkungen und unklare Kapitalerträge. Marken müssen sich zunächst innerhalb des Unternehmens vereinheitlichen, um sich ausreichend für Unified Commerce zu engagieren. Ein Fünftel aller Unternehmen stellte fest, dass die Prioritäten zwischen der IT-Abteilung und anderen Abteilungen stark divergieren, aber Unified Commerce kann nicht ausschließlich in der Verantwortung der IT-Abteilung liegen. Alle müssen an einem Strang ziehen. Einfache Implementierung und Integrationsfähigkeit sind wichtig für eine erfolgreiche Umsetzung, und Marken müssen sich mit den Einzelhandelsmitarbeiter:innen abstimmen, um sicherzustellen, dass die Technologie für sie einfach zu handhaben ist und ihnen die Arbeit erleichtert.

Laut der Bain-Umfrage wählten 70 Prozent der Einzelhändler:innen die Verkaufsstellen und das Bestandsmanagement als die Bereiche ihres Geschäfts, die ihrer Meinung nach am positivsten von Unified Commerce beeinflusst würden. 65 Prozent wählten die Kund:innenbindung, gefolgt von Marketing und Auftragsabwicklung.

Verschiedene Einzelhandelskategorien investieren in unterschiedlichem Maße in Technologie. Laut einer im November 2022 von Bain durchgeführten Umfrage zur Kund:innentechnologie im Einzelhandel gibt die Bekleidungsindustrie 33 Prozent ihrer Mittel für Technologie aus, verglichen mit 31 Prozent in allgemeinen Warengeschäften und 29 Prozent in Lebensmittel-, Drogerie- und Verbraucher:innenmärkten. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die Modebranche ihren Vorsprung gegenüber anderen Branchen ausbauen kann und ob sie ihren Enthusiasmus für Unified Commerce mit den Investitionen für eine erfolgreiche Einführung verbindet.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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