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Wie der Klimawandel den Einzelhandel gefährdet

Von Don-Alvin Adegeest

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Einzelhandel

Bild: Pexels

Wechselhaftes Wetter wirkt sich auf die Passantenzahlen aus, das ist kein Geheimnis. Bei starkem Regen gehen die Besucherzahlen in städtischen Gebieten wie Einkaufsstraßen zurück, während sie in Einkaufszentren und Fachmarktzentren teils ansteigen. Wenn der Sommer erst kommt, wenn der Sommerschlussverkauf bereits begonnen hat, spürt der Handel das naturgemäß, ebenso im Winter. Gegen das Wetter wird in der Modebranche gefühlt schon immer, nun ja, gewettert. Aber mit dem Klimawandel verschärft sich das Problem. Wie wirken sich Hitze, starker Regen, Kälte und andere gestörte Wettermuster weltweit auf die Branche aus?

Im Juli hat es in Deutschland, Belgien und den Niederlanden katastrophal stark geregnet. In einigen Regionen wurden die höchsten Niederschlagsmengen im Juli seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen. Eine kürzlich in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass rekordverdächtige Wetterereignisse – seien es katastrophale Regenfälle und Überschwemmungen oder schwere Hitzewellen – in den kommenden Jahren und Jahrzehnten häufiger und mit größerer Heftigkeit auftreten werden. Lokale Geschäfte und Marken mit Ladengeschäften dürften davon besonders betroffen sein.

Große Modeketten, die weltweit präsent sind und über große Lieferketten verfügen, sind Teil des Problems. Laut Retail Wire haben die Einzelhändler mit unterschiedlicher Dringlichkeit begonnen, die Treibhausgasemissionen zu senken und die Umweltauswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit sowie die ihrer Zulieferer zu berücksichtigen. Doch diese Bemühungen, teils zu wenig ambitioniert, kommen leider zu spät.

In der jüngsten Hitzewelle, die den Nordpazifikraum überzog, gab Amazon seinen Lagerarbeitern Schals mit Eis, damit sie während der Hitzewelle weiterarbeiten konnten. Einige Arbeiter verließen das Lager vorzeitig wegen der Belastung durch die Arbeit unter den widrigen Bedingungen.

Wenn die Natur dem Einzelhandel Schaden zufügt

Bereits 2014 sagte Andy Street, Geschäftsführer von John Lewis: ,,Das Wetter hat einen größeren Einfluss [auf den Umsatz] als die wirtschaftlichen Zahlen, das wissen wir schon immer.“ In jenem Jahr verzeichnete John Lewis Mitte September einen Rückgang der Umsätze mit Modeartikeln um 13,1 Prozent und 6,9 Prozent über zwei Wochen, während die Umsätze bei Marks & Spencer um 5,3 Prozent sanken. In der gleichen Saison korrigierte Superdry nach einem Umsatzrückgang seinen Gesamtjahresgewinn von 60 Millionen Britischen Pfund herab — gegenüber einer vorherigen Prognose von 69 bis 73 Millionen Britischen Pfund.

Tägliche Wetterschwankungen mögen für die Geschäfte leichter zu bewältigen sein, sind aber laut Weather Ads immer noch ein starker Faktor für die Verbrauchernachfrage, Lieferverzögerungen und sie wirken sich letztlich auf die Gewinne des Einzelhandels aus. Ein Beispiel: Eine saisonale Temperaturveränderung von nur einem Grad Celsius über oder unter dem Durchschnitt verursacht in der Regel eine Umsatzschwankung von einem Prozent. Bei einem Gesamtwert des britischen Einzelhandels von rund 300 Milliarden Britischer Pfund entspräche dies einer Abweichung von drei Milliarden Britischer Pfund.

Ein später Wintereinbruch ist für viele Einzelhändler von Nachteil, insbesondere wenn die Nachfrage nach Oberbekleidung sinkt. Normalerweise beginnt die Saison für den Kauf von Mänteln im August und September. Ein verspäteter Beginn der Wintersaison bedeutet, dass die Einzelhändler in der Vorweihnachtszeit auf unverkaufter Ware sitzen. Dadurch verzögert sich der Start in die neue Frühjahrssaison, was zu Margen- und Umsatzeinbußen führt.

Die Auswirkungen des Klimawandels betreffen nicht nur die Frage, ob es heute nass oder trocken, heiß oder kalt ist, sondern auch unvorhersehbare Wetterkapriolen, die dem Einzelhandel großen Schaden zufügen können.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Artikelquellen: Weathers Ads, Nature Climate Change, Retail Wire
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