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Buch: Wie guter Ladenbau zu guten Geschäften führt

Von Barbara Russ

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Kultur

Axel Arigato Flagship in Berlin. Foto: Benoit Florençon

Vor Kurzem schwirrten Bilder von Ulises.ai durch Instagram, auf dem eine weiche Treppe, ein sogenannter ‚Stairway to Softness‘ zu sehen war. Sie erinnerte ein wenig an den Pergamon-Altar in Berlin, wenn dieser mit zahllosen Kissen und Polstern ausstaffiert worden wäre. Die Kreativität der Künstlichen Intelligenz, die Designer:innen und Architekt:innen aufzeigt, was abseits der Gesetze der Physik und einschränkenden Budgets möglich ist, führt unweigerlich zu der Frage, warum unsere Umgebung im Großen und Ganzen so langweilig gestaltet ist.

Eine reine Geldfrage dürfte es nicht sein, denn Modemarken nehmen für vieles große Summen in die Hand – Destination Shows, die Ausstattung und Bezahlung von Influencer:innen, Celebrity-Endorsements – nur, so scheint es beizeiten, leider nicht für ihren Einzelhandel. Das ist schade, denn der Ort, an dem ein Großteil der Marketingbemühungen in reale Verkäufe konvertiert wird, sollte nicht stiefmütterlich behandelt werden.

Bild: Astier de Villatte-Store. Gute Geschäfte, gestalten 2023

Einige Stores zeigen, wie es gehen kann, dass ‚Retailtainment‘ keine reine Floskel bleibt. Die Läden, die das im Gestalten-Verlag erschienene Buch ‚Gute Geschäfte‘ porträtiert, sind Leuchttürme für eine Customer Experience, die in Erinnerung bleibt und der Marke ein Gesicht gibt.

Dolce & Gabbana

Dass die beiden italienischen Designer sich gerne selbst zelebrieren, ist kein Geheimnis. Dass sie sich in ihrem Heimatland einen veritablen Einzelhandelstempel errichtet haben, überrascht dennoch allein durch seine schiere Opulenz. Im Flaggschiff in Rom ließ das Duo 15 verschiedene Marmorarten nach altitalienischer Handwerkskunst zusammensetzen. In Rot und Gold präsentiert sich der Store, Mosaike mit lateinischer Banderole und dem Wappentier Roms – der Wölfin, die Romulus und Remus gesäugt haben soll – sind in Decke und Boden eingelassen und über den Köpfen schweben glitzernde Murano-Kronleuchter. Das Herzstück des Ladens bildet eine mit Fresken bemalte LED-Decke, die an die Sixtinische Kapelle erinnert, und von mythischen Figuren bevölkert ist. Wer hier einkauft, fühlt sich auch gleich ein wenig wie im Museum – perfekt für Tourist:innen, die die ewige Stadt besuchen. Eine immersive Erfahrung, die römischer als Rom selbst anmutet, genau wie die Mode des hypersizilianischen Modehauses.

Gestaltung: Carbondale, Paris

Bild: Dolce & Gabbana-Store p.152-153 »Photo Nodal & Antoine Huot/ antoinebuot.com, Gute Geschäfte, gestalten 2023«

Axel Arigato

Ebenfalls Modeeinzelhandel, aber ganz anders. War ein Besuch bei Dolce & Gabbana ein Streifzug durch die Uffizien, so fühlen sich Shoppende bei Axel Arigato in Kopenhagen wie in einem von Tadao Ando gestalteten modernen Museum. Kühler Beton trifft auf organische Formen aus Jesmonite, einem umweltfreundlichen Harz. Im Vordergrund steht hier aber nicht die Architektur und auch nicht das Produkt, sondern die Community. Denn Gründer Max Svardh will den Laden mit wöchentlichen Veranstaltungen zu einem Begegnungsort machen, der die Menschen, die Axel Arigato verbindet, zusammenbringt.

Gestaltung: Studio Christian Halleröd, Stockholm

Bild: Gavello Nel Blu p.98-99. Gute Geschäfte, gestalten 2023

Gavello Nel Blu

Wenn italienischer Schmuck auf griechische Urlaubsromantik trifft, dann kommt im besten Falle dieser Laden heraus. Eine Prise Wes Anderson, das Lebensgefühl des Jet-Set und ein Touch David Hockney-Ästhetik schließen sich in der von Schmuckboutique von Gavello Nel Blu zu einem Einkaufserlebnis zusammen, das absolut einzigartig ist. Kund:innen entdecken die Kreationen von Elisabetta Gavello auf dem Grund eines Swimmingpools, Ketten hängen an Handtuchhaken. Genau das Richtige für das Urlaubsparadies Mykonos.

Gestaltung: Saint of Athens & Dive Architects

Bild: Gute Geschäfte, Buchcover. gestalten 2023

Buch: Gute Geschäfte. Frische Gestaltung und besondere Ladenkonzepte

Herausgegeben von: gestalten & Marianne Julia Strauss

Ausstattung: Vollfarbig, Hardcover, fadengebunden, 256 Seiten

Format: 21 × 26 cm

Preis: 39,90 Euro (D) | 41,10 Euro (A) | 51,90 CHF

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