Buchtipp: Maloja - Eigene Wege gehen
Wird geladen...
Maloja-Fans aufgepasst: Maloja kann man nicht nur als Kleidung am eigenen Leib tragen, seit wenigen Wochen kann man auch nachlesen, wie die Bike- und Lifestyle-Marke Maloja entstanden ist, welche Menschen dahinterstehen und wie das Unternehmen zu dem wurde, was es heute ist. Unter dem Titel „Eigene Wege gehen“ erschien im Europa Verlag eine lesenswerte Sammlung von Maloja-Geschichten über inspiriertes Arbeiten, behutsames Wachsen und nachhaltigen Erfolg.
Rimsting, Anfang November. Auf einem einsam gelegenen, ausgebauten Bauernhof mitten im bayerischen Nirgendwo findet eine ungewöhnliche Präsentation statt. Nicht der Ort ist ungewöhnlich, denn hier hat die Bike- und Lifestyle-Marke Maloja seit vielen Jahren ihren Sitz, sondern das Produkt: Es ist ein Buch. Geschrieben von Alexander Provelegios, professioneller Publizist und Autor und ein Freund des Hauses, über das Wesen von Maloja, festgehalten in siebzehn unabhängigen Episoden aus der fast 18-jährigen Unternehmensgeschichte.
Eine sympathische Erfolgs-Story ohne erhobenen Zeigefinger
Wer die beiden Gründer Peter Räuber und Klaus Haas kennengelernt hat, weiß, dass Maloja anders tickt als viele andere Unternehmen. Lebensqualität spielt hier eine ernstgenommene Rolle, das sieht man schon beim Betreten des Firmensitzes: Überall Holz und Flohmarktmöbel, gleich im Eingangsbereich befindet sich eine kleine Küche in der professionell gekocht wird, und lange Tische, an denen die Mitarbeitenden mittags zusammenkommen. Hier gibt es keine abgetrennten Büroräume, auch nicht für die Chefs. Die haben ihre Schreibtische mittendrin, eine Hierarchie lässt sich nicht erkennen.
Genauso ungezwungen, sympathisch und inspirierend sind die Geschichten, die Provelegios aus den vielen Gesprächen, die er über viele Monate mit der inzwischen 50-köpfigen „Maloja-Familie“ führte, herausgeschält hat. Natürlich geht es um eine Erfolgs-Story, aber ohne sich dabei zum Vorbild stilisieren zu wollen und ohne die schwierigen Themen und Rückschläge auszuklammern.
USA – ein tückischer Markt
Eine Geschichte erzählt beispielsweise davon, wie unerhört leicht sich das USA-Geschäft entwickelte und letztlich doch erstmal missglückte. Da war eine begeisterte Amerikanerin, die Maloja in Bayern für sich entdeckt hatte und dafür einen Laden in Sun Valley, Idaho, eröffnen wollte. Der Enthusiasmus machte die Gründer erstmal skeptisch, aber schließlich stimmte Maloja zu, und damit eröffnete 2010 der erste Handelspartner auf amerikanischem Boden.
Wenige Jahre später auf der Eurobike Messe in Friedrichshafen stehen die Einkäufer von REI, einem amerikanischen Outdoor-Filialisten mit 165 Stores und drei Milliarden US-Dollar Umsatz auf dem Stand und sind von der Marke begeistert. „Im zweiten Jahr der Zusammenarbeit lief der REI-CEO in Maloja gekleidet über die Outdoor-Messe in Salt Lake City. Das war ein Statement“, zitiert das Buch Klaus Haas. Doch schon bald wendete sich das Blatt. Zwar waren die Einkäufer begeistert, aber sie erklärten die Marke nicht ihrem Verkaufspersonal und kauften nicht die Produkte, für die Maloja steht. Stattdessen viel Yoga, was für die Bike- und Snowsportmarke aber nur ein Randthema ist.
Fazit: 2016 endete die Zusammenarbeit mit einem Verlust. Der Store in Idaho funktioniert dagegen bis heute, weil hier verstanden wurde, worum es bei Maloja geht.
Falsches Motiv: Der größte Shitstorm der Maloja-Geschichte
Ein Lehrstück ist auch die Episode über ein 2015 produziertes Mountainbike-Shirt, das der Marke in Südkorea den Shitstorm ihres Lebens bescheren sollte. Südkorea sollte zu dem Zeitpunkt als neuer Markt aufgebaut werden, und das Shirt war dem ersten Mountainbike-Downhill-Rennen der Welt in Kalifornien gewidmet. Ohne es zu ahnen, wählte das Designteam ein Motiv, das an die japanische Kriegsflagge „der aufgehenden Sonne“ erinnerte und betitelte das T-Shirt mit dem Namen „Kamikaze-Downhill“.
Was für deutsche Ohren völlig harmlos klingt, ist in Südkorea eine Ungeheuerlichkeit unvorstellbaren Ausmaßes. „Wir mussten den koreanischen Facebook-Account schließen und schafften es in die 20 Uhr-Abendnachrichten. Auf dem deutschen Facebook-Account bekamen wir Hitler-Grafiken und Bilder, die Japaner zeigten, die Köpfe von Koreanern aufgespießt hatten“, erzählt Peter Räuber. Drei Wochen später war die Eröffnung des ersten Maloja Flagship-Stores in Seoul geplant. Eine Erklärung, wie es zu dem Fauxpas kommen konnte, reichte den Südkoreanern nicht aus. Maloja musste das Shirt weltweit vom Markt nehmen.
Design: Mehr als nur ein schöner Schein
Erzählt wird auch darüber, wie Führung bei Maloja gelebt wird und Kreativität. Gerade das Design spielt bei Maloja eine große Rolle, immerhin hat die Marke mit ihrem unverkennbaren Design ein neues Genre erschaffen, ausgehen von Bike-Bekleidung eine Sport- und Freizeitmode, die ein Lebensgefühl einfängt. Damit das so bleibt, geht das Designteam schonmal auf mehrtägige Exkursion in den Wald oder zum „Spinner-Meeting“, wo völlig frei nach neuen Inspirationen und Grafikthemen gesucht wird.
Für das Designthema HiSociety, das sich den Bergbauern widmete, zog das Designteam als freiwillige Arbeitskräfte für eine Woche auf einen Südtiroler Bergbauernhof und melkte Kühe, mistete Ställe aus, befestigte Hänge. „Wir können nicht aufwändig eine Kollektion entwickeln und das zu einem Marketingthema verkommen lassen“, sagt Peter Räuber, „sondern wir müssen das Ganze mit Anstand und Respekt füllen.“
Das sind nur ein paar Beispiele von vielen Geschichten, die Maloja als Unternehmen in all den Jahren geprägt hat und zu dem machte, was es heute ist: Eine Marke mit viel Eigenständigkeit und echten Werten, die sich nicht nur im Produkt ausdrücken, sondern auch im Umgang miteinander. Letztlich will das Buch zeigen, wie man in einem Unternehmen Leben und Arbeit in Einklang bringen kann, und wie man tägliche Herausforderungen auf nicht alltäglichem Wege begegnen kann.
Das Buch erscheint im Europaverlag und hat 312 Seiten. Es kostet 25 Euro.