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Designerin Anna Sui über Mode und Innenarchitektur

Von Jackie Mallon

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Kultur

Anna Sui zu Hause fotografiert und ein Kaftan-Ensemble von ihrem H/W 2012-Laufsteg. Foto: FashionUnited

Wenn es darum geht, unser bestes Leben zu leben, sind Mode und Inneneinrichtung komplementäre Medien. Anna Sui versteht das besser als die Meisten. In diesem Sinne veranstaltete das Museum at FIT ein öffentliches Gespräch zwischen der Designerin und Patricia Mears, Kuratorin der Ausstellung ‚Designing Women: Fashion Creators and Their Interiors‘. Die Ausstellung, die berühmte Modedesignerinnen und Modeschöpferinnen in ihren intimen Wohnumgebungen zeigt, zelebriert die Überschneidung dieser zutiefst einflussreichen und allseits beliebten Disziplinen.

Kleider und Fotos aus der FIT-Ausstellung ‚Designing Women‘. Bild: FashionUnited

Im Gespräch mit Anna Sui verriet die stellvertretende Direktorin des MFIT, Patricia Mears, dass Sui die Muse für die Ausstellung war. Die beiden sprachen darüber, wie sich Suis Vorliebe für die Neuinterpretation historischer Textilien und Vintage-Kleidung organisch auf die Gestaltung ihrer einzigartigen, selbst gestaltete Wohnung übertrug. Die Wohnung der Designerin in Greenwich Village, über die bereits in der Vogue berichtet wurde, ist inspiriert von legendärer Innenarchitektur und Stilepochen vom Viktorianischen Zeitalter über Jugendstil bis hin zur Rock'n'Roll-Szene und dem Bohème-Eklektizismus der 60er und 70er Jahre.

Zuhause ist, wo das Designerinnenherz schlägt

„Die Gestaltung eines Zimmers ist dem Entwerfen einer Kollektion sehr ähnlich“, erklärte Sui. Ein kurzes Video zeigt Sui, wie sie durch die Räume wandert und mit der Kamera über einige ihrer Lieblingsecken spricht. Tatsächlich ist die Ästhetik ihrer Laufstege in der maximalistischen Verschmelzung von Samt, Seide, Farbe, Muster und Prints zu spüren. „Der Raum, über den am meisten gesprochen wird, ist mein Badezimmer“, sagte sie und beschreibt es aufgrund seiner verspiegelten Wände als perfekten Selfie-Spot. Auffällige Juwelentöne ergänzen die grafischen Schwarz-Weiß-Statements; ein silbernes Wohnzimmer befindet sich neben einem roten Salon zum Fernsehen und Lesen. Das Herzstück des Letzteren ist ein Schrank im Chinoiserie-Stil, gefüllt mit Ausgaben der Vogue aus den 1950er bis 1970er Jahren.

Lucile-Kleider und Foto des Rosenzimmers der Designerin. Bild: FashionUnited

In der Ausstellung ist das, was die Wohnung ausfüllt, wichtiger als die Lage oder der architektonische Stil der Wohnung. Während Anna Sui Beispiele von Glasmalerei in ihrem Haus verstreut hat, zeigen Bilder in der Ausstellung das Schlafzimmer der Modeschöpferin Jeanne Lanvin aus dem frühen 20. Jahrhundert, das in opulenter blauer Seide dekoriert ist, inspiriert von dem kobaltblauen Glas mittelalterlicher Kathedralen. Die Farbe wurde unter dem Namen Lanvin Blue bekannt, und Lanvins Schlafzimmer, das mit Objekten von Jean Dunand ausgestattet war, kann im Musèe des Arts Decoratifs in Paris besichtigt werden. In Greenwich Village bilden mattierte Tapeten, ein antiker Kamin mit Lametta-Kunstwerken, gerahmte Vintage-Sammlungen von Schmetterlingsflügeln und viele andere unzählige Schätze, die Sui als ihre „Objekte der Zuneigung“ bezeichnet, die Kulisse für einen der wertvollsten Besitztümer von Anna Sui: einen Kaftan, den Elizabeth Taylor trug. Neben einem Kaftan-Ensemble von Suis Herbst-Laufsteg 2012 ist ein Bild der Designerin zu Hause neben ihrem beeindruckenden Bücherregal zu sehen, das für Elle Decor abgelichtet wurde.

„Ich bin wie eine Elster, ich sehe etwas Glänzendes, das mich anzieht, und schon bin ich hin und weg“, sagt Sui, die zu Beginn jeder Kollektion Bilder von Recherchen an die Wände ihres Designstudios pinnt. Aber auch ihre Wände zu Hause sind faszinierend. Ein Zimmer ist mit kleinen Vögeln verziert, die Perlenketten tragen, ein anderes mit einer Pfauentapete von de Gournay, ein weiteres mit einem Wandbild, das von der Illustratorin der Eloise-Buchreihe, Hilary Knight, entworfen wurde. Als sie sich in eine Tapete auf einem alten Foto eines Zimmers von Rose Cumming verliebte, fiel ihr Blick auf eine ähnliche Tapete im New Yorker Carlisle Hotel, und sie ging sofort zur Rezeption, um zu erfahren, wo die Tapete herkam. Zu den Dingen, die ihr derzeit ins Elsterauge fallen, gehört „alles von den Designer:innen Coco Chanel, Ozzie Clark, Bill Gibb oder Zandra Rhodes, ebenso wie Rockposter aus dem Fillmore, Kunst von Aubrey Beardsley, Töpferwaren und Fliesen von William de Morgan und Möbel von James Mont. Je obskurer etwas ist, desto spezieller ist es“, sagte sie, „und etwas wird noch wertvoller, wenn es ein historisches Element, eine Geschichte dahinter gibt.“

Kunstwerke von Bil Donovan. Bild: FashionUnited

Eine Ästhetik zieht sich durch jeden Aspekt der Kreation

Das Ladendesign bildet mit der Mode und dem Zuhause ein mächtiges Dreigestirn. Die in der Ausstellung gezeigten Bilder von Verkaufsstellen – von Suis Geschäft in Downtown Manhattan, das 20 Jahre lang in der Greene Street in Soho untergebracht war, bis hin zu Schiaparellis Pariser Parfüm-Boutique – zeigen, dass die gleichen kreativen Impulse, die hinter der Raumdekoration stehen, auch das Ladendesign bestimmen.

Sui sprach über den tiefgreifenden Einfluss des Londoner Phänomens der 60er Jahre, Biba, und wie es die Gestaltung ihres Flagship-Stores beeinflusste. Das von Barbara Hulanicki gegründete Biba-Geschäft, das von Mitgliedern und Freund:innen der Rolling Stones und der Beatles besucht wurde, wird in der Ausstellung als Inbegriff der zweiten Welle des britischen Designs vorgestellt. Es ist vielleicht keine Überraschung, dass Hulanicki, die einen britischen Ritterorden für ihre Verdienste um die Modeindustrie erhielt, Mitte der 70er Jahre die Modebranche verließ, um Innenarchitektin zu werden.

70 Exponate aus der permanenten Sammlung des FIT, von Morgenmänteln über Teekleider, werden im Dekor ihrer Epoche präsentiert, und die vorgestellten Innenräume reichen von luxuriösen, professionell eingerichteten Salons und Wohnungen bis hin zu bescheidenen, selbst eingerichteten Ateliers und Wohnungen. Zu den anderen vorgestellten Kreativen gehören Lucile, Jeanne Paquin, die Callot-Schwestern, Madeleine Vionnet, Coco Chanel, Bonnie Cashin, Diane Von Furstenberg und Tracy Reese. Ergänzt wird die Ausstellung durch mehrere großformatige Illustrationen des Künstlers Bil Donovan, der in seinem unverwechselbaren Aquarellstil wunderschön gefertigte Kleider mit tadellosem Dekor verbindet. Diese mehr als ein Jahrhundert umfassenden Gegenstände werden in der Pressemitteilung als „eine unübertroffene Mischung aus Kunst, Handwerk, Fantasie, Komfort und Kitsch“ beschrieben. Aber Sui drückt ihren Ansatz, ihr bestes Leben zu leben, mit einfacheren Worten aus: „Ich denke, vieles von dem, was ich mache, ist Camp.“

Die Ausstellung ‚Designing Women: Fashion Creators and Their Interiors‘ war bis zum 14. Mai im Museum at FIT zu sehen.

Dies ist eine Übersetzung eines englischen Beitrags von Jackie Mallon. Jackie Mallon lehrt Mode in New York und ist die Autorin des Buches ‚Silk for the Feed Dogs’, ein Roman, der in der internationalen Modeindustrie spielt. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

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