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Die Modebiennale in Arnheim versucht, das Modesystem zu durchbrechen

Von Caitlyn Terra

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Kultur|Reportage
das Werk von Anabel Poh. Bild: FashionUnited/ Caitlyn Terra

Wer im Juni nach Arnheim kommt, kann es kaum ignorieren: Es ist Modemonat in der Stadt. Neben dem lokalen ‚Fashion + Design Festival Arnhem‘ findet dieses Jahr auch ‚State of Fashion‘ statt, die Arnheimer Modebiennale mit internationalem Charakter. In der Stadt sind die Flaggen des internationalen Mode-Events überall zu sehen, an verschiedenen Orten finden Ausstellungen und Events statt und der Schwerpunkt liegt auf der Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit.

Das Thema der diesjährigen Biennale lautet ‚Ways of Caring‘. Im Rahmen dieses Themas wird die Biennale vom 3. Juni bis zum 10. Juli nach Möglichkeiten suchen, die Modeindustrie nachhaltiger und fürsorglicher zu gestalten. „Wir wollen nicht, dass State of Fashion ein anspruchsvolles Event nur für Modefans ist“, so Iris Ruisch, Programmleiterin der State of Fashion, auf der Pressekonferenz. „Wenn wir das System ändern wollen, muss es für jeden zugänglich sein“, sagt sie. Mit der Veranstaltung hofft die Organisation, Designschaffende, Textilfachkräfte, den Einzelhandel und die Öffentlichkeit zu erreichen und sie zum Nachdenken darüber anzuregen, wie diese Zielgruppen ihr Verhalten ändern können.

Während die erste Ausgabe von State of Fashion im Jahr 2018 an einem Ort stattfand, der Melkfabriek in Arnheim am Rande der Stadt, ist das Festival nun an fünf Orten mitten in der Stadt zu finden. In der Eusebiuskerk findet die Ausstellung ‚Fashion as Encounters‘ statt, am Audrey Hepburnplein gibt es Vorträge und Führungen, im Showroom Arnhem finden Meet & Greets und Workshops statt, in Rozet gibt es die Einkaufsstraße der Zukunft und eine Tausch- und Bekleidungsbibliothek zu sehen und im Park Sonsbeek, ist der Recovery Garden zu sehen, in dem Pflanzen wachsen, die zum natürlichen Färben von Textilien verwendet werden können.

State of Fashion breitet sich mit ‚Ways of Caring‘ in ganz Arnheim aus

Die Biennale ist nicht nur für alle, es gibt auch eine sehr große Anzahl von Kreativen, die zu dem Konzept beigetragen haben. Die Organisation hat bereits eine offene Ausschreibung für Kurator:innen der Biennale veröffentlicht. Daraus entstanden ‚Not Enough Collective‘ und ‚Fashion Open Studio‘, die sich gemeinsam an das Thema machten. Anschließend wurden verschiedene Momente geschaffen, in denen die Ko-Kuratoren in einen Dialog mit der Bevölkerung Arnheims, aber auch mit anderen Parteien traten, um sich ein Bild von den Beziehungen zu machen, die heute zwischen Mensch und Mode bestehen. Es war wahrscheinlich der demokratischste Prozess, den es je gab, um eine Modeveranstaltung auf die Beine zu stellen. „Es ist ein völlig neues Element der Biennale“, betont Ruisch, „dass wir uns nicht alles selbst ausgedacht haben.“ Das ist ein Element, das Ruisch auch in Zukunft erhalten sehen möchte. Am Co-Creation-Prozess hat die Organisation viele Parteien teilnehmen lassen und auch während der Veranstaltung im Juni und Juli ist das Ziel, die Menschen aktiv an der Veranstaltung teilhaben zu lassen.

Es ist daher zu hoffen, dass diese Ausgabe von State of Fashion einen nachhaltigen Einfluss auf die Modeindustrie, aber auch auf die Stadt Arnheim haben wird. Die Gemeinde Arnheim ist von den Pflanzgefäßen im Park Sonsbeek so begeistert, dass sie auch nach der Biennale bleiben werden. Auch das Vermächtnis des Themas 'Ways of Caring' wird hoffentlich weitergeführt. „Wir wollen das System in Frage stellen und erforschen, wie viele verschiedene Beziehungen wir zu Kleidung haben können“, so Co-Kuratorin Marina Sasseron de Oliveira Cabral während der Pressevorführung. „Wir bitten andere, das fortzusetzen, was wir während dieser Biennale begonnen haben.“

'Does it ever end?' Bild: FashionUnited/ Caitlyn Terra

Mode-Event State of Fashion will alle ansprechen

Sowohl die Ausstellung in der Eusebiuskirche als auch die übrigen Events an den anderen Standorten regen zum Nachdenken an. Die Ausstellung hinterfragt die vorherrschenden Ansichten über Geschlecht, Schönheit und Identität innerhalb des industriellen Modesystems. Die Eusebiuskirche ist ein schöner Ort für die Ausstellung, an dem die großen Installationen am besten zur Geltung kommen. Eine der Installationen stammt von Anabel Poh, einer Textildesignerin. In ihren Installationen zeigt sie, wie Textilien upgecycelt werden können, ohne ihnen etwas hinzuzufügen. „Die meisten Formen des Upcyclings fügen mindestens 50 Prozent neues Material hinzu. Ich möchte zeigen, dass man Dinge wiederverwerten kann, indem man etwas wegnimmt“, so die Designerin gegenüber FashionUnited. Poh verwendete bereits vorhandene Schals von hoher Qualität, die zum Beispiel einen Druckfehler hatten, der es unmöglich machte, sie zu verkaufen und sie für den ursprünglichen Hersteller „unbrauchbar“ machte. Durch das Entfernen von Fäden und die Manipulation des Materials kreiert Poh völlig andere Muster in den Schals und es entsteht ein ganz neues Kunstwerk.

Ein weiteres Werk, das Eindruck hinterlässt, ist ein großes Werk auf der anderen Seite der Kirche, in dem verschiedene Arten von Kunsthandwerk ausgestellt sind. Der passende Titel für das Werk lautet ‚Does it ever end?‘, da die Macher während der fünf Wochen der Veranstaltung weiter an der Installation arbeiten werden. Die Absicht ist es, sich auf den Prozess der Herstellung und damit auf die Umgebung, die Gemeinschaft und die Beziehungen zu konzentrieren und nicht auf das Endprodukt.

Eines steht jetzt schon fest: Dass ‚State of Fashion‘ sein Publikum zum Nachdenken anregen wird. Es gibt Elemente, die aufrütteln, egal ob Modeprofi oder nicht. Es gibt so viel zu sehen, dass eigentlich mehrere Besuche nötig sind, um alles zu erfassen, was natürlich nur positiv für die Stadt Arnheim ist.

State of Fashion läuft vom 3. Juni bis zum 10. Juli in der Stadt Arnheim.

State of Fashion Pressekonferenz in Rozet, Arnhem. Bild: FashionUnited/ Caitlyn Terra

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.nl veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

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