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Manus x Machina: Mode im Zeitalter der Technik

Von Regina Henkel

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Kultur

Manus x Machina, Hand oder Maschine, das ist hier die Frage: Die aktuelle Modeausstellung im New Yorker Metropolitan Museum of Art, „Manus x Machina: Fashion in an Age of Technology“, untersucht eindrucksvoll, wie sich traditionelle Handarbeitstechniken und neue Produktionstechnologien in Haute Couture und Prêt-à-Porter gegenseitig beeinflussen.

Mehr als 170 Exponate aus dem frühen 20. Jahrhundert bis heute zeigt die Show, die aktuell im Robert Lehman Flügel des Museums präsentiert wird. Auf zwei Etagen thematisiert sie eine nach wie vor andauernde Entwicklung in der Modeproduktion, die selten so aktuell erschien wie heute: Die Dichotomie zwischen maschineller Produktion und traditionell geprägter handwerklicher Fertigung.

Unterteilt ist die Ausstellung in traditionelle „Metiers“ oder Handarbeitstechniken. So gibt es separate Räume für Stickereien, Federverarbeitung, künstliche Blumen, Plissees, Spitze und das Lederhandwerk. Immer wieder werden einzelne Roben als „Case Studies“ präsentiert, wo der Herstellungsprozess genau dokumentiert wird.

Das Gegensatzpaar Hand und Maschine

Anschaulich wird dieser Gegensatz zwischen Manus (Hand) und Machina (Maschine) in ganz vielfältiger Weise, und nicht immer kann man genau sagen, was denn nun hohe Handwerkskunst ist und was lediglich Maschinenarbeit. Ist ein 3D-Druck Kleid Handwerkskunst oder Maschinenabreit? Und wie steht es mit einem Kleid aus Tausenden von Strohhalmen, die alle per Hand geschnitten und einzeln aufgenäht wurden? Längst verschwimmen die beiden Kategorien, die unser Denken und unsere Vorstellung von Qualität bis heute prägen.

Gezeigt werden Kreationen z.B. aus dem Hause Chanel, von Mariano Fortuny, Hubert de Givenchy, Hussein Chalayan, Iris van Herpen, Alexander McQueen, Issey Miyake und Gareth Pugh. Fortuny hatte in den 1920er Jahren eine neue Technik erfunden, Seide dauerhaft zu plissieren, und so bis dahin einzigartige fließende Abendkleider geschaffen. Im Gegensatz dazu stand das besonders aufwändige Faltenlegen von Hand. Er gilt damit als einer der ersten Designer, der moderne Techniken in die Haute Couture einfließen ließ. Die gleiche Entwicklung lässt sich problemlos auf die Herstellung von Spitzen und Stickereien übertragen: Coco Chanel hatte in den 30er Jahren ebenfalls mit maschinellen Stickverfahren gearbeitet. Es gehört zur Geschichte der Mode, dass sie immer wieder mit den traditionellen Regeln ihres Metiers bricht und mit ganz neuen Techniken experimentiert. Heute ist das z.B. der 3D-Druck, wie ihn die niederländische Designerin Iris van Herpen seit Jahren immer weiter entwickelt. Die Ausstellung zeigt ein solches 3D-Kleid, das aussieht wie eine Skulptur aus Bernstein. Auch Karl Lagerfeld hat für das Haus Chanel mit dem 3D-Drucker experimentiert und mit ihm z.B. klassische Webmuster simuliert.

Letzten Endes demonstriert die Ausstellung auf eine wunderbar anschauliche Weise, wie schwer sich die Kategorien von vermeintlich wertvoller Handwerkskunst, wie sie die Haute Couture vordergründig repräsentiert, und vermeintlich minderwertiger Maschinenarbeit, voneinander abgrenzen lassen. Das künstlich Geschaffene, beispielsweise hergestellt mittels 3D-Druck und Industrie 4.0, repräsentiert noch heute das Moderne, dem sich die Mode ganz selbstverständlich verpflichtet fühlt. Sie zeigt auch, dass dieser vermeintliche Gegensatz in Wahrheit nicht zwischen Manus x Machina besteht, sondern tatsächlich zwischen Exklusivität und Massenproduktion. Die Massenproduktion, die dem Thema noch eine weitere Dimension hätte verleihen können, wurde in der Ausstellung aber nicht thematisiert.

Bis zum 14. August 2016 ist die Ausstellung im Met noch zu sehen.

Fotos: MET Museum


Manus x Machina