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Model Debbie Dickinson kuratiert Mode und Kunst in einer Ausstellung in Manhattan

Von Jackie Mallon

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Kultur

Debbie Dickinson, Foto: Lomi

„Es war wirklich ein Zufall“, sagt Debbie Dickinson über ihren Einstieg in die Modelbranche Mitte der 70er Jahre. Sie war mit dem Ziel, Schauspielerin zu werden, nach New York gezogen und träumte vom Broadway. Doch das änderte sich, als Scouts einer Pariser Modelagentur auf sie aufmerksam wurden und ihr anboten, sie nach Frankreich zu fliegen.

„An dem Tag, an dem ich landete, arbeitete ich mit Louis Féraud, der 1975 als einer der besten Couturiers galt“, so Dickinson. „Ich kam in Shorts vom Flohmarkt Les Puces und hatte zu diesem Zeitpunkt 600 US-Dollar in der Tasche.“

Sie lebte 7 Jahre lang in Paris, wurde eine Muse von Karl Lagerfeld und Saint Laurent, ein Hausmodel für Chanel, war das erste Model von Issey Miyake und das erste US-amerikanische Vertragsmodel für Giorgio Armani.

‚Starburst‘ by Iran Issa Khan. Bild via Debbie Dickinson

Prêt-à-porter trat gerade aus dem Schatten der Haute Couture und Dickinson fand sich im Zentrum eines exklusiven kreativen Kreises wieder, der Kultur, Kunst und Mode vereinte. „Damals war mir das nicht bewusst, aber es war wirklich eine der größten Epochen der Mode.“

Sie stellt Ähnlichkeiten zwischen damals und heute fest. „Es ist eine wirklich kreative Zeit und es ist eine Zeit, in der die großen Künstler:innen der Mode auftauchen. Wir sehen, wie das Pendel wieder in Richtung Klassik und Eleganz ausschlägt“, sagt Dickinson. „Die Pariser Kollektionen entwickeln sich langsam wieder zu etwas sehr Elegantem und Schönem, worüber ich mich sehr freue. Die Mode kommt zurück. Mode bedeutet für mich, dass jemand Dinge aus seiner Garderobe zusammenstellen kann, die aussehen, als hätte er sich wirklich Gedanken über seine Kleidung gemacht.“

Dickinson ist, wie die Mode selbst, eine Meisterin der Neuerfindung. Als sie das Modeln in den 90ern auf Eis legte, wechselte sie in die PR-Branche und landete schließlich „ganz organisch in der Modebranche“. Sie sagt: „Ich hatte schon immer eine Vorliebe für die Kunst“. Jahrelanges Reisen um die Welt, das Erleben der Szenen in Paris, Mailand, Tokio und London ermöglichten es ihr, ihren sozialen Kreis oder ihre „Gruppe von Kreativen“, wie sie sie nennt, zu erweitern und im Mai eröffnete sie ihre erste Pop-up-Galerie. „Ich wollte mich auf Künstler:innen konzentrieren, die es schwer haben, ihren Namen bekannt zu machen, aber erstklassige Talente sind. Sie werden einfach nicht anerkannt.“

‚Clearing The Way‘ von Megan Heekin Triantafillou. Bild via Debbie Dickinson

„Ombre, Awakening and Reinvention“ ist der Titel ihrer aktuellen Ausstellung in Manhattan, in der Mode und Kunst zusammenkommen. Mit Skulpturen, Fotografien und Leinwandarbeiten von elf Künstler:innen ist die Schau eine Reflexion darüber, wie Kreative von der Dunkelheit ins Licht gelangen, und eine Reaktion auf die vergangenen zwei Jahre, die von globalen und nationalen Unruhen, Klimakatastrophen und Pandemien geprägt waren.

Die großformatigen abstrakten Blumenbilder von Megan Heekin Triantafillou, die in Acryl und Öl gemalt wurden, erinnern an die dekadentesten Luxustextilien, doch Dickinson hat auch ein Faible für Illustrationskunst. Sie verweist auf Erté, Warhol und sogar Picasso als Pioniere auf diesem Gebiet. „Traditionell rümpft die Kunstwelt die Nase über Illustration, aber ich denke, es ist an der Zeit, dass das aufhört“, sagt sie. „Illustration ist absolut eine Kunst.“

Gemaälde ‚Putting It Together‘ von Audrey Schilt. Bild via Debbie Dickinson

Mode-Illustration steht im Mittelpunkt der Kunstausstellung in Manhattan

Audrey Schilt, ehemalige Skizzenzeichnerin für Halston bei Bergdorf Goodman und langjährige Hausillustratorin bei Ralph Lauren, stellt zwanzig Werke aus, die diesen Punkt unterstreichen. Besonders erwähnenswert ist „Putting it Together“, eine große Leinwand, die den Archetyp eines Designers bei der Arbeit zeigt, der die Looks an die Models anpasst und die Drapierung und das Styling prüft, bevor die Kollektion auf dem Laufsteg debütiert. So erinnert die Szene an Dickinsons frühere Rolle als Model und den intimen Prozess, die Vision des Kreativen zum Leben zu erwecken.

Die in Teheran geborene Iranerin Issa Khan ist eine weitere Künstlerin, deren großformatige Fotografien von natürlichen Formen nicht zuletzt deshalb bemerkenswert sind, weil sie Dickinson in den 80er Jahren für die Titelseiten von Vogue und Harpers Bazaar fotografiert hat. „Sie war präzise, spektakulär, eine Perfektionistin“, sagt Dickinson über Issa Khan. „Man saß stundenlang bei ihr, denn sie war die Beste für Schönheitsfotografie.“ Die Fotografin verbrachte vier Jahre damit, Blumen zu fotografieren, die nur für eine Nacht blühen, und hat dabei nicht nur exquisite Gesichter eingefangen. „Wie modisch ist eine riesige gelbe Koralle?“, fragt Dickinson und zeigt auf den sonnengetönten Archiv-Handabzug mit dem Titel ‚Golden Pleasure‘, der in der Tat als ein vergrößertes Muster des berühmten Plissee-Stoffes von Issey Miyake durchgehen könnte.

"Golden Pleasures" von Iran Issa Khan. Bild via Debbie Dickinson
„Ich stehe immer mit einem Bein in der Mode“, sagt Dickinson. „Es ist wirklich eine Heimat für mich, auch wenn ich mich im Moment voll und ganz der Kunstwelt verschrieben habe.“ Sie sagt, dass die Designteams von Ralph Lauren, Donna Karan, Michael Kors, Maggie Norris und Nicole Miller die Ausstellung besucht haben. Weitere Modegrößen werden am 6. Oktober erwartet, wenn in den Räumlichkeiten ein von Anthony Haden-Guest moderiertes Kunstgespräch stattfindet, bei dem die Teilnehmenden von den Künstler:innen von Ombre hören können. „Es wird zu einem Zentrum für Designende“, sagt Dickinson, die mit einer großen NYC-Show im Mai nächsten Jahres keine Anzeichen für eine Verlangsamung ihrer Neuerfindung erkennen lässt.

‚Ombre, Awakening and Reinvention‘; ist bis zum 14. Oktober in Manhattan in der Debbie Dickinson Gallery, 7 East 14th Street, zu sehen.

‚Girl in Red Hat‘ von Audrey Schilt. Bild via Debbie Dickinson

Dies ist eine Übersetzung eines englischen Beitrags von Jackie Mallon. Jackie Mallon lehrt Mode in New York und ist die Autorin des Buches ‚Silk for the Feed Dogs’, ein Roman, der in der internationalen Modeindustrie spielt. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

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