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Ausstellung zeigt Kreativität und Handwerkskunst marokkanischer Modemacher:innen

Von Caitlyn Terra

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Kultur |BERICHT

Der erste Veranstaltungsort von 'Moda - Moroccan Fashion Statements'. Credits: FashionUnited / Caitlyn Terra

„Wir wollen keine Stereotype bestätigen“, sagt Ninke Bloemberg vom Kuratorenteam der Ausstellung ‚MOḌA - Moroccan Fashion Statements‘. Wer neue Facetten muslimischer Mode kennenlernen möchte und bereit ist, seinen Blick zu weiten, sollte die Ausstellung im Centraal Museum im niederländischen Utrecht nicht verpassen. Die Ausstellung, die Modemacher:innen aus der marokkanischen Diaspora eine Bühne gibt, ist tatsächlich ein Muss.

Drei Jahre lang wurde die Ausstellung, die am 3. Oktober eröffnete, vorbereitet. FashionUnited gehörte zu den ersten, die von Modekuratorin Ninke Bloemberg und Co-Kurator und DAR Agency-Gründer Zineb Seghrouchni durch das Museum geführt wurden. „Es ist keine Retrospektive, wir haben nicht den Anspruch, vollständig zu sein“, sagt Bloemberg, bevor wir die Ausstellung betreten. Die Geschichte der Modemacher:innen entwickelt sich ständig weiter, und das Hauptziel des Museums ist es, Gespräche anzuregen.

„Als wir mit dieser Ausstellung begannen, wussten wir auch nicht, in welcher Gesellschaft sie landen würde“, fügt der künstlerische Leiter des Centraal Museum, Bart Rutten, kurz hinzu. Er verweist dabei auf die aktuelle politische Lage, wo die Negativ-Darstellung von Minderheiten zum Programm einiger Politiker gehören.

Die gesamte Ausstellung ist mehrsprachig. So sind die Raumtexte in Niederländisch, Englisch, klassischem Arabisch und die Titel auch in Tamazight lesbar. Tamazight ist die Sprache, die von den Amazigh (früher auch Berber genannt) gesprochen wird. Die Führung ist in Niederländisch, Englisch, Tamazight und Darija verfügbar. Der Name der Ausstellung, MOḌA (ausgesprochen "modda"), stammt ebenfalls aus der marokkanischen und tamasightischen Umgangssprache und ist das Wort für Mode.
Einer der Räume von 'Moda - Moroccan Fashion Statements'. Credits: FashionUnited / Caitlyn Terra

Museum würdigt die Kunst der marokkanischen Modemacher:innen

Da es in dieser Ausstellung nicht um die Modemacher:innen geht, die meist in den (Mode-)Geschichtsbüchern auftauchen, war die Grundlage für diese Ausstellung eine Vielzahl von Gesprächen, die die Kurator:innen mit Modemacher:innen geführt haben. „Wir haben die kollektive Intelligenz und das kollektive Gedächtnis der Menschen als Ausgangspunkt genommen", erklärt Seghrouchni. Das Ergebnis ist eine mehr als 1.000 Quadratmeter große Ausstellung über Mode aus der marokkanischen Diaspora – die erste ihrer Art. Deutlicher denn je zeigt sich die Vielseitigkeit der marokkanischen Hersteller:innen. Gezeigt wird nicht nur die große Wertschätzung des Handwerks, dem viele Hersteller:innen Tribut zollen, sondern auch eine wunderbare Bandbreite an Farben, Materialien und Stilen. Wer glaubt, die marokkanische Modekultur bestehe nur aus Kaftanen, wird die MOḌA als neuer Mensch verlassen.

Eine Kreation von Said Mahrouf. Credits: FashionUnited / Caitlyn Terra

Einer der Höhepunkte ist eine Kreation von Said Mahrouf, die speziell für die Ausstellung entworfen wurde. Mahrouf arbeitete mit einem der letzten Goldbrokatweber der Welt, Abdelkader Ouazzani, zusammen und schuf einen Look, der aussieht, als käme er direkt vom Webstuhl. Das Kleid ist in einem Raum ausgestellt, in dem die enge Zusammenarbeit mit Kunsthandwerkern besonders gefeiert wird. Kurz darauf ist das Freedom Dress von Karim Adduchi zu sehen, an dem Kunsthandwerker:innen verschiedener Glaubensrichtungen mitgearbeitet haben.

Da die Bandbreite der marokkanischen Hersteller:innen so groß ist, dürfen auch Beispiele von Mainstream-Modemarken nicht fehlen. Da wäre zum Beispiel das beliebte Label Merrachi, das mit seinen Geschäften in Amsterdam und einem Pop-up in Belgien für lange Schlangen auf den Straßen sorgt. Die Männermodemarke Mastoor, die auch bei nachhaltig orientierten Verbrauchern beliebt ist, ist ebenfalls in einer der Hallen zu sehen. Nicht zu vergessen die Schuhmarke Raphia und Yousra Razine Mahrah, die Gewinnerin des niederländischen Nachwuchspreises Lichting 2023, die beide einen Platz im Museum erhalten haben.

Ein Look von Merrachi. Credits: FashionUnited / Caitlyn Terra
Ein Werk von Tamy Tazi. Credits: FashionUnited / Caitlyn Terra

Wie wichtig es ist, die Geschichten dieser Schöpfer:innen zu erzählen, zeigt der Abschnitt über die Grande Dame der marokkanischen Couture, Tamy Tazi. Alle Teilnehmenden des Museum-Rundgangs müssen leicht beschämt zugeben, dass sie diesen Namen noch nie gehört haben. Obwohl sie 40 Jahre lang mit Yves Saint Laurent befreundet war, ihn häufig inspirierte und als die Designerin gilt, die dem Kaftan ein völlig neues Aussehen verlieh, ist sie in der (westlichen) Modegeschichte so gut wie nicht existent. Sie machte den Kaftan anliegender und integrierte mehrere wichtige marokkanische Sticktechniken in ihre Arbeit, um dieses Erbe lebendig zu halten. Die heute 97-jährige Designerin hat nicht selbst an der Ausstellung teilgenommen, aber ihre Tochter und ihre Enkelin haben zusammen mit den Kurator:innen den Abschnitt über Tazi betreut.

Es gibt zwar viel über jedes Kleidungsstück in der Ausstellung zu erzählen, aber auch die Fotografien und multidisziplinären Arbeiten sollten nicht vergessen werden. Persönliche Fotografien, Wandteppiche, Kunstwerke sowie Bilder von bekannten Fotograf:innen wie Meryem Slimani und Joseph Ouechen verdeutlichen, dass die marokkanische Diaspora nicht in eine Schublade gesteckt werden kann. Die Mission des Centraal Museum, einen Diskurs anzuregen und die Vielseitigkeit von Marokkos Modemacher:innen zu zeigen, ist vollauf gelungen.

'MOḌA - Moroccan Fashion Statements' ist bis zum 2. März 2025 im Centraal Museum in Utrecht zu sehen.

Ein Wer von Meryem Slimani. Credits: FashionUnited / Caitlyn

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl.

Ausstellung
MOḌA - Moroccan Fashion Statements
Tamy Tazi
Yousra Razine Mahrah