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Berlin: Seek gelingt der Quantensprung

Von Jan Schroder

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Nicht ohne Risiko war der große Schritt, den die Veranstalter der Berliner Modemesse Seek gewagt haben: Aus dem Berliner Zentrum ist die Messe nach Treptow gezogen und bei der Gelegenheit gewaltig gewachsen. Doch schon wenige Stunden nach der Eröffnung am Montag waren sich Aussteller und Besucher weitgehend einig: Der Umzug hat sich gelohnt.

Bisher war die Seek vor allem als erfolgreiches, aber doch recht beschauliches Anhängsel der Premium wahrgenommen worden – hatte sie doch seit Jahren das Kühlhaus, ein pittoresk heruntergekommenes Industriedenkmal, direkt neben der großen Schwestermesse genutzt. Mit ihrem auf anspruchsvolle Freizeitmode, Denim und hochwertiges Handwerk ausgerichteten Portfolio, das zu neunzig Prozent aus Menswear-Labels besteht, hatte sich die Seek aber längst ein unverwechselbares Profil geschaffen. Und sie war von Saison zu Saison gewachsen.

Die Zeit war gekommen, sich endgültig zu emanzipieren – auch weil die Räumlichkeiten des Kühlhauses nicht mehr genügend Platz boten. „Die Seek hat eine Popularität und Relevanz erreicht, die es erlaubt, einen eigenen Ort zu beziehen“, sagte Sales Director Maren Wiebus. Den fanden die Veranstalter im Stadtteil Treptow. In dieser Woche bespielt die Messe erstmals die große Halle des Veranstaltungszentrums Arena. Schon das Gebäude selbst verdeutlicht die gewachsenen Ambitionen: Das ehemalige Omnibus-Depot bietet eine Fläche von insgesamt fast 6.500 Quadratmetern und wird von einer freitragenden Dachkonstruktion überspannt, die bei ihrer Fertigstellung 1927 als technisches Wunderwerk galt. Dort hat die Seek nun nicht nur dreimal so viel Platz wie bisher, sie konnte auch ihre Ausstellerzahl nahezu verdoppeln. Rund 220 internationale Labels zeigen dort noch bis Mittwoch ihre Kollektionen für die Saison Herbst/Winter 2015/16. „Wir bleiben unserem Konzept treu, wachsen auch hier organisch und arbeiten sehr eng mit den Insidern der Seek-Community zusammen“, beschrieb Premium-Chefin Anita Tillmann das Konzept der Veranstalter.

Mehr Aussteller, mehr Design: Die Seek gewinnt als progressive Menswearmesse an Profil und Bedeutung

Die drangvolle Enge des Kühlhauses ist in der Riesenhalle einer neuen Weitläufigkeit gewichen. Die Aussteller haben in großzügigen hölzernen Kojen mehr Raum, um sich zu präsentieren, die Besucher müssen sich nicht mehr zwischen den Ständen hindurchzwängen. Ihren rustikalen industriellen Charme, der im Kühlhaus maßgeblich zur besonderen Atmosphäre beigetragen hatte, konnte sich die Seek bewahren. Aber aufgrund der gewaltigen Dimensionen der neuen Räumlichkeit wirkt sie nun weniger wie ein intimes, improvisiertes Liebhaberprojekt, sondern wie eine ausgewachsene, eigenständige Messe.

Dazu tragen nicht nur die schiere Größe und die gewachsene Ausstellerzahl bei. Die Seek, die traditionell fast ausschließlich Männermode zeigt, hat ihr Portfolio auch weiterentwickelt. Hinzugekommen sind nicht nur einige namhafte Marken, die bisher auf der Bread & Butter vertreten waren. Eine wichtigere Rolle spielen nun auch anspruchsvolle Designer-Menswearlabels wie Julian Zigerli oder Sissi Goetze, die zuvor auf der Premium gezeigt hatten, dort aber angesichts der Übermacht der Damenkollektionen nur ein Nischendasein fristeten. Zusammen mit Marken wie Silent by Damir Doma sorgen sie auf der Seek dafür, dass die bisher von eher unprätentiösen Denim- und Premium-Sportswear-Marken sowie handwerklich orientierten Firmen geprägte Messe eine zusätzliche Facette bekommen hat.

Bereut haben die Neulinge den Umzug nicht: Von einem rundum „guten Morgen“ war schon wenige Stunden nach der Eröffnung die Rede. Die Seek hat offenbar gute Chancen, mit ihrer neuen Größe und dem erweiterten Angebot eine Leerstelle in der Berliner Messelandschaft zu füllen: Eine große, eigenständige Menswear-Plattform mit klarem, anspruchsvollem Profil fehlte dort bisher.

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