Chance für den Handel: Die neueste Retailtechnologie auf der EuroCIS
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Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie stehen in der Fußgängerzone ihrer Stadt und wähnen sich alleine. Auf einmal: „Klopf, klopf...Hallo!“ – das Schaufenster hinter Ihnen spricht mit Ihnen. „Das Schaufenster ist das Gesicht des Handels,“ sagt Albrecht Metter, Mitbegründer und Geschäftsführer der ameria GmbH. Die Software-Lösungsentwickler aus Heidelberg haben sich einen virtuellen Promoter ausgedacht, der per Kinekt-Modul bedienbar ist und die Frequenz im Laden erhöhen soll. Vorbeilaufende Passanten werden erkannt und stets gut gelaunt und perfekt geschult angesprochen. Dies ist nur eine der spannenden Entwicklungen, die auf der gestern zu Ende gegangenen EuroCIS in Düsseldorf vorgestellt wurden. Sie veranschaulicht aber hervorragend, wo der digitale Wandel im kränkelnden stationären (Mode-)Handel ansetzen kann.
Omnichannel ist jetzt im Mainstream angekommen
Noch 2012 war, laut einer Studie des EHI, ‚Omnichannel’ kein Thema für den stationären Handel, jetzt sei das Konzept im Mainstream angekommen ist man sich auf der EuroCIS einig. Das zeigt sich auch im Zulauf der Technologiefachmesse für den Handel, die in diesem Jahr zum ersten Mal die 10.000 Quadratmetermarke geknackt hat und knapp 10.500 Besucher begrüßen durfte. Das entspricht einem deutlichen Besucherplus von knapp 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2015: 8.782). Fachbesucher aus insgesamt 87 Ländern kamen zu der Handelsmesse nach Düsseldorf – die Top-Herkunftsländer neben Deutschland waren laut Messeveranstalter Benelux, Großbritannien, Italien, Österreich und die Schweiz. „Der Erfolg der EuroCIS reflektiert die hohe Bedeutung, die der Einsatz von Technologie heute in Handelsorganisationen erlangt hat. Technologie durchdringt sämtliche Bereiche eines Handelsunternehmens und spielt eine entscheidende Rolle in der Kommunikation mit dem Kunden. Neue Technologien gelangen in immer kürzeren Abständen auf den Markt, und die Grenzen zwischen den Verkaufskanälen verschwimmen zunehmend“, resümiert Ulrich Spaan vom EHI.
Die digitale Renaissance der Umkleidekabine
Phizzard ist ein deutsches Unternehmen, das den stationären Modehandel mit digitalen Lösungen optimieren will. „Die Umkleidekabine ist der wichtigste Ort für den Modehandel,“ erklärt Peer Hohn vom digitalen Pionier Phizzard, der mit Big Data und einer modernen, intuitiv bedienbaren Customer Touch Display-Lösung die Anprobe für Kunden zu einem ganz besonderen Erlebnis machen möchte. „Der Kunde geht nicht öfter als zweimal in die Umkleide, wenn er dann nichts gefunden hat, ist er meistens weg,“ erläutert er weiter. Deshalb müsse das Erlebnis in der Umkleide per installierter Touchscreen-Lösung optimiert werden, ebenso wie das anschließende Check-Out. Die Idee ist die folgende: Der Kunde scannt in der Umkleide die Barcodes der anprobierten Artikel ein. Er bewertet die Größe der anprobierten Artikel und wählt, wenn der Artikel nicht passt, die gewünschte Größe, alternative Artikel und Cross-Selling-Artikel aus. Anschließend erhält ein Store-Mitarbeiter die Benachrichtigung auf seinem Tablet, um dem Kunden die gewünschten Artikel zu bringen. Mitarbeiter können sich auf den Tablets auch anzeigen lassen, welche Größen des jeweiligen Artikels in diesem Store und in anderen Stores verfügbar sind. Auch Click & Collect, Versand nach Hause über den Onlineshop sowie innovative Zahllösungen sollen in Kürze möglich sein, so der Anbieter. Außerdem kann sich der Käufer den Weg zur Kasse sparen und, wenn er will, auch noch die Tragetasche, weil er einen Home-Delivery-Angebot wählen kann. Die Gefahr eines Conversionsverlustes auf dem Weg zur Kasse sinkt damit noch einmal. Denn je einfacher der Bezahlvorgang für den Kunden ist, desto wohler fühlt er sich und der Umsatz für den Einzelhändler steigt.
Technische Schritte für eine reibungslose Customer-Journey
Die Veränderungen durch die Verknüpfung von Online- und Offlinehandel sind der Natur der Sache gemäß tiefgreifend und erfordern von allen Akteuren ein Umdenken. Hauptschauplätze des aktuellen digitalen Wandels im stationären Modehandel sind Checkoutprozesse, Bezahlung per App oder Self-Checkout, ein optimierter Service durch das Ladenpersonal, sowie verbesserte Business-Analytics und Cloud-basierte Lösungen, die durch Beacons oder Crosselling auch im stationären Handel angewendet werden.
Gerade im Modesegment sind viele dieser Veränderungen noch für viele Händler ein rotes Tuch. Diese müssen aber geschaffen werden, um beispielsweise eine digitalisierte Umkleidekabine umsetzen zu können.
Uwe Hennig, CEO von Enso Detego GmbH hat sich auf die Umsetzung dieser Maßnahmen im Modehandel spezialisiert. In seinem Vortrag zum Thema „Alle schreien Omni-Channel, aber keiner machts – Wie Marketingbudgets die Supply Chain ruinieren“ fasst er es folgendermaßen zusammen: „Die Gewinner sind die, die eine Echtzeitartikeltransparenz hinbekommen. Ohne die ist Omnichannel nicht möglich.