CIFF: Dänische Leichtigkeit und starke Frequenzen
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Die CIFF in Kopenhagen bewies in dieser Woche, wie relevant Modemessen bleiben. Das physische Aufeinandertreffen ist wichtig – nicht nur für deutsche Händler:innen und Marken.
Neben Dänisch und Englisch ist auf den Gängen der Messe auch vermehrt Deutsch und Niederländisch zu hören. Auch bei den Marken waren einige deutsche Marken, aber auch Niederländer wie Scotch & Soda sowie G-Star vertreten, die zusätzlich zur Kollektion mit einer musikalischen Darbietung die Besuchenden in Scharen an den Stand lockten.
Starke Frequenzen überzeugen Marken
Die Frequenz überzeugte, ganz anders als in Düsseldorf, vor allem am ersten Tag. Am darauffolgenden Messetag war es bereits am Mittag deutlich ruhiger, bestätigt auch Dominik Perzl. Der Country Manager für Deutschland und Österreich bei der dänischen Streetwear-Marke Woodbird ist insgesamt zufrieden mit der Messe und Frequenz. Er würde sich – wie die meisten internationalen Marken und Händler:innen – wünschen, dass die Messe früher stattfindet.
Perzl begrüßt dennoch einige seiner deutschen Kunden, nutzt den Messeauftritt aber vielmehr, um die kommende Saison und Gespräche einzuleiten, statt das Thema Order hier in den Vordergrund zu stellen. Die noch relativ junge Marke versucht zu wachsen, konnte jetzt Handelsunternehmen wie Peek & Cloppenburg Düsseldorf, Stratmann und Henschel für sich gewinnen. Modisch setzt die Marke vor allem auf leichte Stoffe, überzeugt den Handel aber besonders durch ihre bedruckten T-Shirts.
Marken wollen trotz späten Messetermins wieder kommen
Die deutsche Marke Mazine, die sich auf dem heimischen Markt auf den Messen Seek, Innatex und Nordstyle präsentiert, nutzt die CIFF mehr zum Netzwerken und hat bis auf einzelne Absprachen mit dänischen Kund:innen keine Termine gemacht. Der Zeitpunkt der Messe ist für das nachhaltig orientierte Label deutlich zu spät. Dennoch ist sich Mitgründer Henry Canton sicher, dass sie auch nach ihrer zweiten Teilnahme wiederkommen werden. Modisch setzt Mazine bei den Damen auf Leinen, die sehr gut angenommen werden. Im Menswear-Bereich, der mittlerweile 40 Prozent des Umsatzes ausmacht, spielt die Marke mit Cord bei kurzen Hosen.
Der norwegischen Denim-Spezialisten Livid ist zum zweiten Mal bei der CIFF und war vor der Pandemie bei der Revolver. Dem Label geht es darum, sich sowohl neuen Handelspartner:innen zu präsentieren, als auch mit bestehenden Händlern Ordern zu schreiben. Die Marke ist besonders stark im heimischen Markt, hatte aber auch in dieser Saison einige Gespräche mit deutschen Kunden. Sie hofft auf dem deutschen Markt zu wachsen, wo sie aktuell mit zwei Stores vertreten ist, darunter Buben König in Nürnberg. Darüber hinaus will die Marke in Nordamerika, besonders in den USA wachsen. Neben Jeans laufen auch Hemden und Outerwear in der Sommersaison.
Sebastian Zal Filsoof von der Agentur Vald ist zufrieden mit der Messe und bestätigt die starke Frequenz am ersten Tag, die dann in den folgenden Tagen etwas abschwächte. Er vertritt die verspielte dänische Menswear-Marke Isnurh, die ihren Ursprung im Jersey hat und in dieser Saison auch Denim in die Kollektion gebracht hat. Neben Jeans gibt es auch Denim-Jacken, die in einer schlichten aber auch verspielten Variante angeboten werden. Besonders gut wird eine leichte Wollhose, die es in schwarz und braun gibt, angenommen, die bei 250 Euro liegt.
In Kopenhagen ordern besonders lokale Kund:innen bei Isnurh. Für deutsche und italienische Einkäufer sei der Termin aber deutlich zu spät und die Budgets meist schon vergeben, so Filsoof. Für die internationalen Kund:innen ist die Marke bei der florentinischen Herrenmodemesse Pitti Uomo vertreten. Neben Dänemark und Italien ist auch der chinesische Markt stark. Weiter wachsen wolle man derweil in den USA.
Vald vertritt auch Henrik Vibskov. Sie ist eine der bekanntesten dänischen Marken und zeigt ihre Key-Kollektion für Damen auf der Messe. Für diese beginnt die Order gerade erst, wodurch die Resonanz bei den Händler:innen einen ganz andere sei und der Druck auch wesentlich geringer, so Filsoof. Für Vibskov würden die dänischen Buyer aber auch in den festen Showroom nach Paris kommen.
Neukundschaft auf der CIFF
Die deutsche Marke Kleinigkeit, die mit bedruckten Shirts als “Kleinigkeit” angefangen hat, war im Januar das erste Mal auf der CIFF als Reaktion auf die ausbleibenden Messen in Deutschland. In Kopenhagen probiert die Marke ihre Chance zu nutzen, sich neben einem internationalen Publikum auch deutschen Buyern zu präsentieren, nachdem der Sommer im heimischen Markt auf sich warten lassen hat. In Deutschland wird sie bei rund 500 Händler:innen vertrieben. Trotz der schwierigen Gesamtlage und steigender Kosten hat Kleinigkeit seine Preise gehalten und dafür auf Margen verzichtet. T-Shirts liegen bei 34 Euro, Hosen liegen zwischen 69 und 79 Euro und Jacken bei 199 Euro.
Erstmals als Aussteller bei der CIFF ist das Stuttgarter Label SPSR Studio, das im Rahmen des „Neudeutsch“-Konzepts mit rund 35 anderen Marken aus Mode und Lifestyle sich in Kopenhagen präsentiert. Gründer Samy El Menshawi war mit der Frequenz auf der Messe sehr zufrieden und freute sich über internationale, aber auch deutsche Kund:innen, mit denen er teilweise auch Termine vereinbart hat. In den ersten zweieinhalb Jahren, die die Marke jetzt existiert hat sie sich auf den deutschen Markt konzentriert, plant aber ab September auch nach Italien, Skandinavien und Großbritannien zu expandieren.
SPSR bietet seine Streetwear und Fußball inspirierte Ready-to-Wear-Kollektion bei Händler:innen wie Breuninger an. Dabei läuft besonders das Thema Hose gut, wobei die lockere Anzughose bei 250 Euro Verkaufspreis liegt. Das Key-Stück der Brand ist aber der auf Maß geschneiderte Oversized-Anzug, den der Designer in drei Wochen fertig und als Set für 900 Euro anbietet. Die restliche Kollektion wird in Osteuropa produziert. Beim Material greift El Menshawi für seinen Anzug auf einen beschichteten Jackenstoff zurück, der abperlend reagiert. Dafür arbeitet er mit dem italienischen Stoff-Spezialisten Olmetex zusammen.
Die niederländische Marke New Amsterdam Surf Association war bereits vor zwei Jahren einmal auf der CIFF und freut sich jetzt wieder da zu sein. Nachdem man das Distributionsnetz in ganz Europa mit Ausnahme des Nordens ausgebaut habe, will das Surf-Label nun auch in Skandinavien wachsen. Schon am ersten Messetag führte sie einige Gespräche mit potentiellen Neukund:innen und zeigte ihnen ihre vom Surfen und Amsterdamer Lebensstil inspirierte Kollektion, so der International Sales Manager Joffry Schiebel. Mit dabei hat die Marke in dieser Saison auch einen vom niederländischen Maler Vincent van Gogh inspirierten Print, der die Herkunft der Marke unterstreicht.