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CPHFW veröffentlicht erste Überarbeitung ihrer Nachhaltigkeitsanforderungen - was bedeutet das für teilnehmende Marken?

Von Simone Preuss

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Messen

SS23-Looks von Rabens Saloner, Remain und Raeburn (von links nach rechts) auf der Copenhagen Fashion Week. Bild: ©Launchmetrics/spotlight

2020 entwickelte die Copenhagen Fashion Week (CPHFW) als erste Modewoche in Zusammenarbeit mit den dänischen Beratungsunternehmen Rambøll und In Futurum sowie dem dänischen Branchenverband Dansk Fashion and Textile ihre eigenen Nachhaltigkeitsanforderungen. Seitdem werden die teilnehmenden Marken auf der Grundlage eines sorgfältig gewichteten Punktesystems ausgewählt, das sowohl die Auswirkungen als auch die Herausforderungen in sechs Schwerpunktbereichen berücksichtigt: strategische Ausrichtung, Design, intelligente Materialauswahl, Arbeitsbedingungen, Einbeziehung der Verbraucher:innen und Showproduktion. Die Herbst/Winter-Ausgabe 2023 im Januar 2023 war die erste, bei der alle teilnehmenden Marken 18 Mindestnachhaltigkeitsstandards erfüllen mussten, um in das offizielle Programm aufgenommen zu werden.

Unter Berücksichtigung der Entwicklungen in der Branche und der Erkenntnisse aus dem vergangenen Jahr sowie der sich verändernden politischen Landschaft der EU hat die Copenhagen Fashion Week nun die erste Überarbeitung dieser Nachhaltigkeitsanforderungen veröffentlicht. Dies bedeutet, dass eine beträchtliche Anzahl von Aktualisierungen den derzeitigen Rahmen ersetzen wird. „Die aktualisierten Nachhaltigkeitsanforderungen werden ab Januar 2025 die neuen verbindlichen Zulassungskriterien für Marken für das offizielle Show- und Präsentationsprogramm sein“, erklärten die Organisator:innen am Montag in einer Pressemitteilung. „Mit den Aktualisierungen legen wir nicht nur die Messlatte für die Marken in unserem Programm höher, sondern spiegeln auch die Entwicklungen und Erkenntnisse der Branche sowie die kommende EU-Politik wider“, ergänzt CPHFW-CEO Cecilie Thorsmark.

Was bedeutet die Aktualisierung für Marken?

Nur Marken, die die neuen Anforderungen bis Januar 2025 einhalten, werden zum Show- und Präsentationsprogramm der Copenhagen Fashion Week zugelassen. Kurz gesagt, es wurden drei neue Mindeststandards hinzugefügt, wobei die Messlatte für dieselben höher gelegt wurde, da viele Mindeststandards von der Verpflichtungsphase in die Umsetzungsphase übergegangen sind. Außerdem wurden 31 zusätzliche Maßnahmen mit einem starken Fokus auf sozialer Nachhaltigkeit hinzugefügt.

Was bedeutet das genau? Während der Mindeststandard für den Bereich intelligente Materialauswahl

gleich geblieben

was bedeutet, dass die teilnehmenden Marken über eine Liste bevorzugter Materialien verfügen müssen

ist, wurden zwei Mindeststandards hinzugefügt, jeweils einer in den Schwerpunktbereichen Design und Arbeitsbedingungen. Während der erste von Marken verlangt, dass sie die Grundsätze des Kreislaufdesigns in ihren Produkten umsetzen und dabei deren Reparierbarkeit, Recyclingfähigkeit, Ausbaufähigkeit und Wiederverwendbarkeit sowie die Einbeziehung von recycelten Inhalten berücksichtigen, verlangt der zweite von ihnen Kontrollmaßnahmen, um zu verhindern, dass sie durch ihre Einkaufspraktiken zu Schäden beitragen.

Welche Mindeststandards wurden geändert?

Die Mindeststandards in den Schwerpunktbereichen Einbeziehung der Verbraucher:innen und Shows wurden leicht geändert. Während bei letzteren Marken bestätigen mussten, dass sie die Danish Fashion Ethical Charter unterzeichnet haben und beim Casting von Models auf Vielfalt und Inklusivität achten, wurde die Formulierung dahingehend geändert, dass es nun einfach heißt: „Wir sind Unterzeichnende der Danisch Fashion Ethical Charter und halten uns an ihre Regeln.”

Am Mindeststandard für die Einbeziehung der Verbraucher:innen wurden drei Änderungen vorgenommen: Während Marken früher bestätigen mussten, dass ihr Personal im Laden und im Online-Kund:innendienst gut über ihre Nachhaltigkeitsstrategie informiert ist, wurde in den überarbeiteten Leitlinien „durch Schulungen und/oder Informationsmaterial“ hinzugefügt.

Eine weitere Änderung besteht darin, dass Marken ihre Kundschaft früher auf „mehreren Plattformen“ über ihre Nachhaltigkeitspraktiken informieren mussten; jetzt wurde diese Formulierung auf „mindestens zwei Plattformen“ gelockert.

Was die Verwendung von Plastik angeht, bezieht sich die CPHFH auf die oben erwähnte EU-Politik. Anstelle des Versprechens „Wir verwenden keine Einweg-Plastikverpackungen im Geschäft oder bei Onlinebestellungen, sondern bieten wiederverwertbare, recycelte oder wiederverwendbare Alternativen an“, können Marken nun „Plastik im Einklang mit den EU-Empfehlungen zu Einweg-Plastikprodukten im Geschäft und/oder bei Online-Bestellungen verwenden“.

Welche Mindeststandards sind von Verpflichtungen zu klaren Aktionspunkten geworden?

Vier Mindeststandards sind von der Verpflichtungsebene zu klaren Aktionspunkten erhoben worden: strategische Ausrichtung, Design, Arbeitsbedingungen und Shows. Während die Marken früher bei ihren Modenschauen ein abfallfreies Set-Design und eine ebensolche Produktion einhalten mussten, müssen sie jetzt ausdrücklich auf die Herstellung oder Verwendung von Einweg-Requisiten für Show- und Backstage-Produktionen verzichten. Stattdessen sollten sie sich für Mietoptionen entscheiden und für alle Requisiten, die nicht gemietet werden, ein langfristiges zweites Leben finden. Sie müssen auch auf die Verwendung von Einweg-Plastikverpackungen bei der Herstellung ihrer Präsentationen verzichten und sich verpflichten, den Abfall gemäß den dänischen Anforderungen an die Mülltrennung zu trennen.

Was die strategische Ausrichtung betrifft, so müssen Marken jetzt über eine formell genehmigte Nachhaltigkeitsstrategie verfügen, die sowohl ökologische als auch soziale Aspekte abdeckt verglichen mit

früheren

„Wir arbeiten strategisch daran, Nachhaltigkeit und internationale Standards in den Bereichen Menschenrechte, Umwelt und Klima in unser Geschäft einzubinden.“

, weniger spezifischen Formulierungen.

In Bezug auf Vielfalt und Gleichberechtigung müssen Marken, anstatt diese Aspekte einfach in ihren Managementansatz „einzubeziehen“ und „diese Aspekte bei der Einstellung von Mitarbeitenden, insbesondere in Führungspositionen, aktiv zu berücksichtigen“, jetzt über „konkrete Richtlinien und Strukturen verfügen, um Chancengleichheit und Einstellungsprozesse für mehr Vielfalt und Integration” in ihren Niederlassungen, und insbesondere für Führungspositionen anzubieten.

In Bezug auf das Design erlaubten die früheren Richtlinien Marken, „so zu entwerfen, um die Qualität und den Wert unserer Produkte wirtschaftlich und materiell zu steigern und unsere Kunden über den Wert der Langlebigkeit zu informieren.“ Jetzt müssen sie „konkrete Kriterien zur Gewährleistung der Qualität und Langlebigkeit [ihrer] Produkte und zur Information [ihrer] Kundschaft über den Wert der Langlebigkeit“ bereitstellen.

Nicht zuletzt ist auch die Mindestanforderung an Arbeitsbedingungen konkreter geworden: Während sie sich früher auf

Due Diligence

„Wir verpflichten uns, in unserer Lieferkette die gebührende Sorgfalt gemäß internationalen Richtlinien und Standards walten zu lassen und arbeiten mit unseren Lieferbetrieben zusammen, um z. B. frei gewählte Beschäftigung, sichere Arbeitsplätze und keine Kinderarbeit zu gewährleisten.“

bezog, müssen Marken nun einen Verhaltenskodex nach internationalen Leitlinien und Standards haben. Außerdem müssen sie mit ihren Lieferbetrieben zusammenarbeiten, zum Beispiel durch Selbstbeurteilungen, Prüfungen durch Dritte oder Schulungen, um deren Fähigkeit zur Einhaltung des Verhaltenskodex zu verbessern.

Das Gleiche gilt für das Arbeitsumfeld, das im Vergleich zu früher nicht nur

sicher, gesund und respektvoll

für alle Mitarbeitenden frei von Belästigung und Diskriminierung, und wo alle Chancengleichheit genießen, unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Alter, politischer/religiöser/sexueller Orientierung, körperlichem Aussehen und Fähigkeiten

sein sollte, sondern es muss jetzt auch über „konkrete Richtlinien und Prozesse“ verfügen, um ein sicheres, gesundes und respektvolles Arbeitsumfeld für die Mitarbeitenden in ihren Niederlassungen zu schaffen, „das frei von Belästigung und Diskriminierung ist und in dem alle unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Alter, politischer/religiöser/sexueller Orientierung, körperlicher Erscheinung und Fähigkeiten die gleichen Chancen genießen“.

Die Latte für drei Mindeststandards wurde höher gelegt

In den Schwerpunktbereichen der strategischen Ausrichtung sind sich die Messeveranstalter:innen nun darüber im Klaren, dass es nicht ausreicht, wenn Marken nicht nur auf die Vernichtung unverkaufter Kleidung und Muster aus früheren Kollektionen verzichten, sondern dass sie auch ein System für die Entsorgung von Restbeständen etablieren müssen. Das Gleiche gilt für den Schwerpunktbereich Shows. Die vage Aussage „Wir gleichen den CO2-Fußabdruck unserer Modenschau aus“ wurde durch die folgende ersetzt: „Wir verpflichten uns zu Emissionsminderungsmaßnahmen für unsere Präsentation, basierend auf den Empfehlungen der CPHFW-Klimapartner:innen. Unvermeidbare Emissionen werden kompensiert.“

Schließlich der Schwerpunktbereich intelligente Materialauswahl: Hier müssen Marken nun sicherstellen, dass mindestens 60 Prozent ihrer Kollektion entweder zertifiziert, aus bevorzugten Materialien oder aus Restbeständen hergestellt sind. Früher lag dieser Prozentsatz bei 50, und interessanterweise wurde der Verweis auf nachhaltige Materialien der neuen Generation sowie auf upcycelte oder recycelte Materialien ganz gestrichen, wahrscheinlich weil es sich hierbei noch um eine Grauzone handelt.

Was die eingeschränkten Stoffe betrifft, so müssen Marken nicht nur eine Liste haben, die den Anforderungen der REACH-Richtlinie der EU entspricht, sondern auch Überprüfungsmechanismen, um die Einhaltung der Vorschriften durch ihre Lieferbetriebe sicherzustellen. Tierliebhaber:innen wird es freuen zu hören, dass die Formulierung, wonach die Kollektionen pelzfrei sein müssen, dahingehend geändert wurde, dass die Kollektionen frei von Neupelz, Wildtierfellen und Federn sein müssen, was CPHFW erst vor wenigen Tagen offiziell ankündigte.

Die Nachhaltigkeitsanforderungen zielten zunächst darauf ab, die Klimaauswirkungen der Veranstaltung um 50 Prozent zu reduzieren und die Abfallsysteme in allen Bereichen der Produktion zu überdenken, wobei das ultimative Ziel die Abfallvermeidung ist. Darüber hinaus will die Messe eine neue Reihe von Nachhaltigkeitsstandards einführen, um die Branche zu einem „umfassenden Wandel“ zu bewegen. In Anbetracht der jüngsten Änderungen scheint die Kopenhagener Modewoche dem Ziel einen Schritt näher gekommen zu sein.

„Von Anfang an bestand das Ziel des Rahmenwerks darin, die Branche voranzubringen und eine gemeinsame Sprache zu schaffen, die für Modeunternehmen relevant ist. Mit den Überarbeitungen setzt die Copenhagen Fashion Week diese Bemühungen fort. In dem Maße, in dem neue Vorschriften eingeführt werden und der Fokus auf die Branche politisch geschärft wird, wird das Rahmenwerk dazu beitragen, den Fokus nicht nur auf die Einhaltung von Vorschriften, sondern auf die kontinuierliche Ausweitung des Bereichs Mode und Nachhaltigkeit zu verstärken“, kommentiert Frederik Larsen, Mitbegründer von In Futurum, in der Mitteilung.

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