Denim-Messe Kingpins Amsterdam aus der Sicht von drei Einkäufern
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Für viele Fachleute aus dem Denim-Bereich ist die internationale Sourcing-Messe Kingpins ein fester Termin. So auch für die Einkäufer der Denim-Labels Butcher of Blue, Kuyichi und Jeans Centre. Was sind die Hauptgründe für den Besuch, was hoffen sie, auf der Kingpins zu finden und was haben sie entdeckt?
Bei allen drei Einkäufern, mit denen FashionUnited sprach, stand die Aufrechterhaltung beziehungsweise das Knüpfen neuer Geschäftsbeziehungen ganz oben auf der Liste für einen Kingpins-Besuch.
Einer von ihnen ist Maarten Rijnders, Mitbegründer der Denim-Marke Butcher of Blue. „Wir versuchen, jedes Jahr und zu jeder Ausgabe da zu sein“, erklärt er. „Wir haben ein gutes Distributionsnetzwerk und eine gesunde Lieferkette. Für uns ist wichtig, dass wir mit unseren Lieferant:innen eng zusammenarbeiten. Wir wollen gute Beziehungen aufbauen und das braucht Zeit.“
Rijnders erläutert, dass Butcher of Blue mit relativ kleinen Stückzahlen arbeitet und das auch den Lieferbetrieben deutlich macht, bevor die Zusammenarbeit beginnen kann. “Das macht Kingpins für uns sehr relevant. Wir können erklären, wofür unsere Marke steht, und uns die Zeit nehmen, Beziehungen aufzubauen.“
Rijnders zufolge ist er nicht aktiv auf der Suche nach neuen Lieferbetrieben, aber es sei gut, sich zusammen mit seinem Team auf der Denim-Messe sehen zu lassen. „So sehen zudem die Lieferant:innen, mit denen wir nicht zusammenarbeiten, dass wir hier sind und was wir machen. Vielleicht ergibt sich ja etwas in der Zukunft.” Rijnders merkt an, dass es für seine Marke interessant wäre, wenn auch kleinere Highend Denim-Webereien auf der Kingpins vertreten wären.
Eine weitere gute Ergänzung wären mehr Orte für Verabredungen. Es gibt einige kleine Treffpunkte auf der Ausstellungsfläche, aber sie scheinen noch nicht sehr bekannt zu sein oder viel genutzt zu werden. „Wenn man an einem Stand ist, ist man ziemlich eingeschlossen. Es ist schön, wenn man sich für eine Weile abkapseln kann, zum Beispiel mit Lieferant:innen, zu denen man nicht so leicht hingehen kann, wie Unternehmen in China oder sogar Italien. Wenn sie dann hier in Amsterdam sind, wäre es schön, wenn man sich hier auf der Messe für eine Weile zurückziehen könnte, um sich zu unterhalten, ohne dass ständig neue Leute an den Stand kommen.“
Der Gründer von Butcher of Blue sieht Kingpins auch als einen Ort, an dem er den Finger am Puls des Denim-Marktes haben kann. „Wir sehen hier die Bestätigung, dass sich der Markt in Bezug auf Passform und Stoffe im Wandel befindet. Lange Zeit konzentrierte sich der Markt auf Stretch und Slim Fit, und das passte nicht zu uns als Marke. Jetzt sieht man, dass sich der Markt tatsächlich in Richtung anderer Passformen und festerer Stoffe bewegt. Nicht, dass wir so vorausschauend wären; wir machen einfach das, was uns gefällt und halten uns an diese Kernwerte.“
Messebesuch: drei Einkäufer kommentieren die Kingpins
Ein weiterer Pluspunkt, den alle Einkäufer nennen, mit denen FashionUnited sprach, ist die Teilnahme am Denim Dudes-Trendseminar. Bjorn John Baars von Kuyichi hatte es bereits besucht, als FashionUnited ihn traf.
„Ich mag die Atmosphäre bei Kingpins sehr. Ein bisschen zu sehen, was die Leute tragen, mit alten Kolleg:innen wieder zu sprechen“, erklärt er. Er hält die Augen immer für Innovationen offen, da Kuyichi weit voraus arbeitet, und trifft die Auswahl der Stoffe lange im Voraus. Außerdem wird lange mit bereits ausgewählten Stoffen gearbeitet. Was Innovationen betrifft, so erwartet Baars, dass sie auch bei Bossa, dem größten Partner von Kuyichi, zu finden sind. „Natürlich sehen wir uns gerne an, was andere Denim-Webereien machen. Wir haben zum Beispiel gesehen, dass das Wort ‘regenerativ’ aufkam, nachdem wir es in unseren Prozess integrierten. Das ist immer eine schöne Bestätigung.“
Kuyichi will in Sachen Nachhaltigkeit ganz vorne mit dabei sein. Das ist nicht immer einfach, wenn man etwa mit Einzelhändler:innen zusammenarbeitet. „Manche schauen auf Zertifikate, aber ‘regenerativ’ hat noch kein Zertifikat. Manchmal wollen sie das Produkt dann nicht, selbst wenn die regenerative Produktion das Gleichgewicht im Ökosystem wiederherstellt. Das bleibt schwierig, wenn ein Begriff noch nicht so bekannt ist. Es liegt also auch an uns, ihn den Kund:innen zu erklären.“
Inspiration, Beziehungen und Bestätigung: Kingpins an der Seite von drei Denim-Einkäufern
Lucas Verhoef von Jeans Centre und Garcia ist am Ende seines Besuchs bei Kingpins sehr begeistert von einer Innovation, die er gesehen hat. Es handelt sich um die Fitsense-Technologie von Lycra, bei der Stretch-Denim durch ein spezielles Verfahren verstärkt werden kann. „Ich fand das wirklich cool. Das wäre sehr praktisch für unsere Denim-Anpassungen bei Damen.“
Verhoef verbringt seinen Tag bei Kingpins zusammen mit seinen Garcia-Kolleg:innen. Diese konzentrieren sich auf die Stoffe, während Verhoef ein Auge auf die Endkund:innen hat. „Ich stehe eigentlich zwischen der Groß- und Einzelhandelsorganisation. Ich kaufe die Endprodukte von Jeans Centre, aber wir kaufen auch viel von unserer Schwestermarke Garcia.” Verhoef holt sich also hauptsächlich Input aus den Geschäften; wonach sucht die Kundschaft und wie ist das Feedback? Zusammen mit dem Wissen seiner Garcia-Kolleg:innen ergibt sich so ein vollständiges Bild dessen, was die Muttergesellschaft JOG Group in Bezug auf das Denim-Sourcing benötigt. „Mein Ziel ist es, nach etwas zu suchen, das die Verbraucher:innen noch glücklicher macht“, so Verhoef.
Kingpins bietet Besucher:innen auch Inspirationen zum Denim-Look. „Den Cowboy- und Americana-Trend gibt es schon seit einiger Zeit, er ist also nicht mehr ganz so neu“, stellt er fast. Aber den Besucher:innen nach zu urteilen, ist dieser Trend noch lange nicht vom Tisch. Was die Inspiration angeht, würde Verhoef gerne noch ein bisschen mehr sehen. „Natürlich gibt es das Seminar, aber es wäre zum Beispiel auch schön, wenn es mehr physische Artikel mit Stoffen von Denim-Hersteller:innen gäbe, die hier auf der Messe sind. Nicht nur in Jeans ausgeführt, sondern auch in anderen Produkten. So kann man wirklich sehen, was man mit einem Stoff als Marke alles machen kann.“
Der Einkäufer weist darauf hin, dass das Team gerade einen sehr coolen Denimstoff gesehen habe, es für sie aber noch nicht ganz klar sei, wie man ihn verwenden könne. „Vielleicht kann Kingpins verschiedene Demonstrationen in die Veranstaltung einbauen. Dann geht die Inspiration noch ein bisschen weiter.“
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.