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Düsseldorfer Ordertage: Neue Locations, gute Stimmung und verhaltener Optimismus

Von Regina Henkel

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Messen

Die Neonyt im Areal Böhler / Juli 2023. Bild: FashionUnited

Mit dem stetigen Wandel zurechtkommen zu müssen, gehört inzwischen zu den Grunddisziplinen der Modebranche. Und so war auch bei den Düsseldorder Ordertagen mit den Veranstaltungen Fashn Rooms, Neonyt, Supreme Women&Men Düsseldorf und den vielen Showrooms in der Stadt wieder manches anders. Die Bilanz fällt jedoch gut aus: Die neuen Locations und Nachbarschaften kamen bei Händler:innen und Ausstellenden sehr gut an. Die Stimmung war gut, trotz mancher Sorgenfalte.

Neue Locations kommen gut an

„Die neue Location direkt neben dem Sternhaus ist super“, sagt Denis Augustin, der zum ersten Mal mit seiner Agentur Good News Agency auf der Supreme in Düsseldorf seine Kollektionen Bomboogie und Niu zeigt. Bisher war er in Düsseldorf mit einem eigenen Showroom vertreten und wollte es jetzt mal mit der Supreme versuchen. „Die für alle zentrale, super gelegene Location gibt es nicht, aber hier sind wir super platziert.“ In der Kaiserswerther Straße 117-119, direkt über dem Showroom von Unifa und in unmittelbarer Nachbarschaft zu vielen weiteren Modehäusern und Showrooms, wollte man Synergien nutzen und es den Händler:innen leichter machen. „Der Impuls, den wir mit dem Umzug in die KWS 117-119 gesetzt haben, wurde super von den Herstellenden und Agenturen honoriert“, sagt auch Aline Müller-Schade, Geschäftsführerin der The Supreme Group. „Wir verzeichnen vermehrt Anfragen großer Agenturen, die mit ihren hochwertigen Labels zurück zur Supreme Women&Men Düsseldorf kommen möchten.“ Zwar waren am Freitag die Stände und Gänge noch eher etwas leer, aber ohnehin kommen die Kund:innen hier nur mit Termin angereist. Den großen Andrang erwartete man erst am Samstag und Sonntag, wenn die Händler:innen nicht mehr in ihren Geschäften gebunden sind.

Supreme Geschäftsführerin Aline Müller-Schade eröffnet die neue Location an der Kaiserswerther Straße. Bild: Melanie Zanin

Auch die auf nachhaltige Kollektionen spezialisierte Neonyt hat erst zum zweiten Mal auf dem Areal Böhler stattgefunden, direkt neben den Fashn Rooms. Auch diese Erweiterung der Messelandschaft auf dem Areal fand Anklang bei den Ausstellenden beider Shows. Sebastian Thies, CEO der nachhaltig orientierten Schuhmarken Thies und Nat-2, hält der Messe trotz ihrer Höhen und Tiefen die Treue. „Ich finde dieses Konzept einfach wichtig“, sagt Thies, deshalb ist er auch wieder mit dabei. „Die Location ist toll und die Organisation wie immer großartig.“ Ob genug Händler:innen kommen? „Das wird sich zeigen“, sagt er am Samstagvormittag, der recht verhalten gestartet ist. Aber gegen Mittag waren die Gänge schon voller. „Die Neonyt ist leider ein echtes Corona-Opfer“, so Thies weiter. „Die letzte Veranstaltung vor der Pandemie in Berlin war der Hammer, damals dachte ich, ja, jetzt ist das Thema in der Breite angekommen.“ Daran konnte die Messe bislang nicht wieder anschließen.

Sneaker von Nat-2 mit einem Upper aus Kühlschrankisolation und einer Sohle aus dem Gummi von Krankenhaushandschuhen. Bild: FashionUnited

Obwohl die Internationalität der Kund:innen beachtlich war: Händler:innen aus den Niederlanden, Belgien, Kanada, Kasachstan wurden beispielsweise gesichtet. Die griechische Übergrößen-Marke Mat Fashion hatte auf den Fashn Rooms eine Menge zu tun. Auch hier traf sich internationales Publikum aus Irland, den Vereinigten Emiraten, Spanien et cetera. Überhaupt weckte die Marke das Interesse vieler Gäste, überall auf der Messe sah man die schillernden Taschen von Mat. „Nur deutsche Händler:innen hätten wir gerne noch mehr“, sagt George Kalogerakis, Marketing und Development Manager von Mat, der mit seiner Marke inzwischen in über 57 Ländern vertreten ist und gerade mit den Übergrößen-Linien von Levis, Lee, Tommy Hilfiger und Calvin Klein einen neuen Store in Griechenland eröffnet hat.

Handel ist vorsichtig, Konsument:innen sind es auch

Und wie geht es dem Handel? „Der Handel ist unsicher“, sagt Kai Jördens, der Luis Trenker, Dornschild und neuerdings auch die französische Marke Jott vertritt. Einige Händler:innen müssten ihre Limits runter setzen, auch wenn sie seine Marken gut verkauft hätten. Die Situation im Handel ist überall angespannt. „Die Händler:innen sagen, es ist ein up and down“, erzählt Svetlana Matuski von True Religion. „Mal stehen sie kurz vor der Insolvenz, dann schaffen sie es doch noch. Händler:innen mit festem Kundenstamm stehen oft gut da, der Onlinehandel läuft hingegen eher schlecht“. Das Problem sei, dass derzeit viele Konsument:innen abwarten, und erst dann einkaufen gehen, wenn die Ware auch zur Saison passt. Da der aktuelle Sommer aber erst im Juni richtig gestartet ist – und dann gleich mit hohen Temperaturen – fiel der erste Abverkauf bereits in die Reduzierungsphase.

Vor allem für junge Labels ist die aktuelle Zurückhaltung herausfordernd. „Denn eine Sache hat sich extrem geändert“, sagt Denis Augustin von Bomboogie. „Die Händler:innen kaufen noch stärker als bisher nach ihren Verkaufszahlen ein, da ist wenig Spielraum für Neues.“ Für Besondere Kollektionen schon, hat Andreas Hoegner von der belgischen Marke Dream Catcher festgestellt, deren Look ein wenig an Zimmermann erinnert. „Viele sagen, es gibt zu viel gleiche Ware, wir brauchen mehr Individualität in den Geschäften“, so Hoegner.

Charlie Stein von der jungen, nachhaltigen Marke Organicforce ist ohne große Erwartungen zur Neonyt gekommen. Seine Pullis bestehen aus einem Hanf-Brennnessel-Gemisch, beides wird in Deutschland angebaut und ohne Chemie gesponnen und gestrickt. Stein: „Die Leute sind schon neugierig, mal sehen, was daraus wird.“

Charlie Stein präsentiert seine Pullover aus Hanf/Brennnesselgarn auf der Neonyt. Bild: FashionUnited

Lieferprobleme sind weitgehend behoben

Immerhin, Lieferprobleme gehören bei den meisten Marken glücklicherweise der Vergangenheit an. Auch fehlende Musterteile waren auf der Messe eine absolute Ausnahme. True Religion ist selbst Produzent und konnte auf diese Weise viel abfedern. Bei Kings of Indigo kommt das Leinen aus Frankreich und wird in der Ukraine weiterverarbeitet. Selbst da gabs keine Schwierigkeiten. Bei Gerry Weber gab es auch während der Pandemie keine Lieferschwierigkeiten, sagt Brigitte Danielmeyer, Brand Director Gerry Weber, und auch die Lieferfristen seien gleichgeblieben. Bei Thies konnte ebenfalls alles ausgeliefert werden, allerdings müsse die Marke längere Lead Times einplanen, auch bei den Nachbestellungen. „Früher dauerten die Nachbestellungen sechs Wochen, jetzt muss ich zehn einplanen“, sagt Sebastian Thies. Das läge vor allem daran, dass viele Produktionen derzeit nicht ausgelastet sind und erst dann ihre Maschinen starten, wenn genug Aufträge zusammengekommen sind. Auch bei Lanius hatte man noch ab und zu Verzögerungen. „Es war nicht alles da, ein wenig spürt man das noch“, sagt Felina Türksch von Lanius.

Trends SS24: Farbe, Prints und Anlassmode

Und was läuft in der aktuellen Order? Auf welche Trends dürfen sich die Konsument:innen für die Saison Frühjahr/Sommer 2024 freuen? Bei Gerry Weber stehen die Zeichen auf Farbe, wie Rosé und Mint sowie große Blumen-Prints, die auf Oberteilen ebenso zum Einsatz kommen wie auf Hosen. Ausgebaut wurde auch die Denimkollektion, die um zwei Fits erweitert wurde und jetzt insgesamt zwölf umfasst. Bei Lanius gehören verschiedene Blautöne zum neuen Sommerlook, die alle miteinander kombiniert werden können. Auch Prints, die an marokkanische Fliesenmuster erinnern zählen bei Lanius zu den Highlights, ebenso bei der italienischen Kollektion Nui. Hier ist die ganze Kollektion von orientalischen Mustern und Farben inspiriert. „Bei Luis Trenker stellt man fest, dass sich Cord langsam auch in Deutschland zur Sommerware entwickelt, „in Italien funktioniert das schon lange“, sagt Kai Jördens.

Allover-Looks im Blumenmuster bei Gerry Weber im Showroom. Bild: FashionUnited
Farben und Muster inspiriert von Marokko: Die italienische Marke Niu. Bild: FashionUnited

Gute Erfolge zeichneten sich im Handel bei der Anlassmode ab. Viele Konsument:innen konnten endlich wieder feiern und haben dafür auch gerne nach neuen Outfits gesucht. Powersuits in knalligen Farben, Satinstoffe auf Cargohosen, Kleider, all das lief diesen Sommer gut und hat auch für das nächste Jahr noch viel Potenzial.

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